Nurpaschi Kulajew

Nurpaschi Kulajew

Nurpaschi Kulajew (russisch Нур-Паши Абургкашевич Кулаев; * 28. Oktober 1980 (im Bezirk Stary Engenoi, Noschai-Jurt, im Osten Tschetscheniens) war ein tschetschenischer Terrorist und der einzige überlebende Geiselnehmer von Beslan (1. - 3. September 2004). Sein Bruder Chanpaschi starb bei der Geiselnahme. Nurpaschi Kulajew wurde im Mai 2006 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Leben

Als seine Mutter (Ajmani) und sein Vater (Oburg-Hadsch) 1956 aus der kasachischen Verbannung zurück nach Engenoi, Tschetschenien, kehrten, wuchs Nurpaschi dort mit seinen 10 anderen Geschwistern auf.

Seine Mutter war in der Tabakplantage tätig und sein Vater war Sowchos-Arbeiter. Sein neun Jahre älterer Bruder Chanpaschi besuchte die Koranschule, was ihn möglicherweise dazu veranlasst hat, an der Geiselnahme von Beslan teilzunehmen. Nurpaschi besuchte die Hauptschule und hatte nach seinem Hauptschulabschluss eine Lehre als Tischler gemacht. Er war bis zu seiner Festnahme am 3. September 2004 arbeitslos.

Nachdem Chanpaschi der sowjetischen Armee gedient hat, gefolgt von seinem Bruder Nurpaschi, entschied er sich für ein Leben im Untergrund. Er kämpfte an Schamil Bassajews Seite (meistgesuchter Terrorist Russlands) im Tschetschenienkrieg gegen die Russen und wurde dann auch zum Leibwächter Bassajews. Im Kampf gegen die russischen Truppen verlor er seinen rechten Unterarm. Nurpaschi war bei den Rebellen in den Bergen, bei denen Chanpaschi lebte, als Wasserträger und Hilfskraft tätig.

Nurpaschi zog mit seinem Bruder Chanpaschi im Herbst 2003 ins inguschische Dorf Sagopschi. Dort lebten sie mit ihren Familien ungestört in einem kleinen Mietshaus. Nurpaschi mit Ehefrau und 2 Kindern, Chanpaschi mit Ehefrau und einem Kind. Am 15. Juni 2004 jedoch verließen die beiden Brüder das Dorf schlagartig und fanden in den letzten wenigen Wochen vor der Geiselnahme Unterschlupf im benachbarten Rebellennest Psedach.

Die Geiselnahme von Beslan

Hauptartikel: Geiselnahme von Beslan

Nurpaschi Kulajew, der am Ende der Geiselnahme einem jungen Mädchen namens Alana Zandrovna das Leben rettete, floh mit einer Gruppe von Geiseln aus dem Gebäude und versteckte sich hinter einem Truck der russischen Einheiten. Dort wurde er von Passanten, die dem Massaker zusahen, hervorgezerrt und der Polizei übergeben. Er wurde verhaftet und beteuerte immer wieder vor laufender Kamera, er habe nicht auf Geiseln geschossen.

Gerichtsverhandlung

Am 16. Mai 2006 um 10 Uhr, begann in Wladikawkas der Gerichtsprozess gegen Kulajew. Er wurde in mehreren Punkten angeklagt, darunter Mord, versuchter Mord, Banditentum und Besitz von Waffen.

Am Anfang drohte der Prozess zu platzen, da man keinen Verteidiger für Kulajew fand. Schließlich wurde ein Pflichtverteidiger für ihn engagiert. Kulajew, der in einem Stahlkäfig vor seinen Richter Tamerlan Agusarow treten musste, wirkte laut Augenzeugen mal betreten, mal abwesend, angeblich soll er auch einmal eingeschlafen sein.

Der Prozess dauerte mehrere Tage. Kulajew betonte immer wieder seine Unschuld. Es gab so gut wie keine Zeugen, die seine Unschuld bezeugten. Er selbst sagte aus, er hätte nicht auf Geiseln geschossen, da er selbst zwei Kinder habe. Zudem gab er an, dass die Terroristen den Auftrag von Schamil Bassajew und Aslan Maschadow erhalten hätten, um einen Krieg im Kaukasus zu entfesseln. Daher wären die Kidnapper Ende August in einem Wald in Inguschetien zusammengerufen worden und hätten sich mit der Geiselnahme vertraut gemacht.

Die Vorsitzende des Komitees der Beslan-Mütter, Susanna Dudijewa, zeigte Mitgefühl gegenüber dem Angeklagten und half ihm dabei nach Informationen zu suchen, die daraufhinweisen könnten, dass er unschuldig ist. Der Richter jedoch verurteilte Kulajew als schuldig und forderte die Todesstrafe, die in Russland zwar noch verhängt, aber nicht vollstreckt wird.

Als der Prozess zu Ende war, bekam Kulajew lebenslänglich und wurde einige Tage nach der Gerichtsverhandlung unter falschem Namen in die Haftanstalt „Ognenny Ostrov“ (Feuerinsel) gebracht, die in der Nähe der Region Wologda liegt.


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