Projektive Identifikation

Projektive Identifikation

Der Begriff der projektiven Identifikation (oder auch projektiven Identifizierung) stammt von der Psychoanalytikerin Melanie Klein. Es handelt sich hierbei um einen unbewussten Abwehrmechanismus von Konflikten, bei dem Teile des Selbst abgespalten und auf eine andere Person projiziert werden. Diese Person wird dann unbewusst als Teil des eigenen Selbst empfunden.

Der Begriff wurde von Otto Kernberg im Zusammenhang mit seinen Arbeiten zur Borderline-Persönlichkeitsstörung weiterentwickelt. Borderline-Patienten neigen besonders dazu, den Therapeuten in ihre psychische Konfliktkonstellation mit einzubeziehen. Aus diesem Grund erzeugen Borderline-Patienten beim Therapeuten häufig heftigere Gegenübertragungsgefühle als Patienten mit anderen psychischen Störungen.[1]

In der therapeutischen Praxis sind Projektive Identifikation seitens des Patienten und Gegenübertragung seitens des Therapeuten in der Regel eng miteinander verbunden. Patienten setzen Tendenzen zur projektiven Identifikation zur eigenen Entlastung unbewusst besonders bei Therapeuten ein, welche aufgrund intensiver Gegenübertragungsgefühle auf den Patienten stark reagieren. Therapeuten reagieren meist intensiver mit Gegenübertragungen auf Patienten, die sie in ihre Konfliktkonstellation mit einbeziehen. Im Idealfall ist die Gegenübertragung dem Therapeuten völlig bewusst und kann so im Sinne des Therapieerfolges genutzt werden.

Literatur

  • Claudia Frank / Heinz Weiß (Hrsg.): Projektive Identifizierung. Ein Schlüsselkonzept der psychoanalytischen Therapie. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-94408-2.
  • Wolfgang Trauth: Konzept der Projektiven Identifizierung: Möglichkeit, zwischenmenschliche Interaktionen zu beschreiben – Teil I: Konzeptentwicklung und Definition. In: Psychotherapie in Psychiatrie, Psychotherapeutischer Medizin und klinischer Psychologie. ISSN 1430-9483, Bd. 8 (2003), H. 2, S. 326–333 (PDF; 48 kB).

Einzelnachweise

  1. Otto F. Kernberg: Borderline-Störungen und pathologischer Narzißmus. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-28029-5, S. 68–88.

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