Purpurglöckchen

Purpurglöckchen
Purpurglöckchen
Heuchera × brizoides

Heuchera × brizoides

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Steinbrechgewächse (Saxifragaceae)
Gattung: Purpurglöckchen
Wissenschaftlicher Name
Heuchera
L.
Ausschnitt eines Blütenstandes von Heuchera maxima

Purpurglöckchen (Heuchera) bilden eine eigene Pflanzengattung innerhalb der Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae). Der Gattungsname Heuchera ehrt den deutschen Arzt und Botaniker Johann Heinrich von Heucher (1677–1746).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Heuchera-Arten sind meist immergrüne, ausdauernde, krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 3 bis 145 cm erreichen und horstartig wachsen. Sie bilden meist unterirdische, gedrungene, oft verzweigte Rhizome, die mit Schuppen besetzt sind. Einige Arten bilden Ausläufer (Stolonen). Viele oberirdische Pflanzenteile besitzen Haare, die in mehrzelligen Drüsen enden (Trichome). Alle oder die meisten Laubblätter stehen in einer grundständigen Rosette zusammen. Die aufsteigenden oder aufrechten Stängel sind unbeblättert oder besitzen bei H. alba, H. americana, H. bracteata, H. caroliniana, H. longiflora, H. pubescens ein bis fünf wechselständige Laubblätter.

Die Laubblätter sind in lange Blattstiele und Blattspreite gegliedert. Die grünen oder bei manchen Sorten bronze- bis purpurfarben überhauchten Blattspreiten sind rundlich bis länglich, ei-, nieren-, herz- oder handförmig, dann drei- bis neunlappig. Die fiedernervigen Blattflächen sind glatt bis drüsig behaart und bei H. maxima, H. micrantha, H. parishii, H. parviflora, H. pilosissima klebrig. Der Blattrand ist gekerbt, gezähnt bis gesägt, manchmal mit einfachen oder drüsigen Wimpern. Nebenblätter sind vorhanden.

Generative Merkmale

In verzweigten, lockeren, schirmtraubigen Gesamtblütenständen aus unterschiedlich aufgebauten Teilblütenständen stehen 100 bis 1000 Blüten und Tragblätter zusammen. In den Teilblütenständen stehen über laubblattartigen bis schuppenförmigen Deckblättern über Blütenstielen die Blüten.

Die zwittrigen, fünfzähligen Blüten sind radiärsymmetrisch bis zygomorph, fünfzählig und meist glockenförmig mit doppelten Perianth. Der grüne, weiße, cremefarbene bis gelbe oder rosa-, purpurfarben bis rote Blütenbecher (Hypanthium) ist meist auf ein Viertel bis die Hälfte mit dem Fruchtknoten verwachsen; der freie Bereich ist 0,1 bis 7 mm lang, er verlängert sich bis zur Fruchtreife. Die fünf (bei H. eastwoodiae sechs) meist ungleichen, grünen, weißen, cremefarbenen bis gelben oder rosa-, purpurfarbenen bis roten, oft grün oder rot gemusterten Kelchblätter sind verwachsen. Es sind meist fünf freie, genagelte, grüne, weiße, cremefarbene bis gelbe oder rosa-, purpurfarbene bis rote Kronblätter vorhanden, bei manchen Arten sind sie nur klein oder fehlen meist bei H. chlorantha, H. cylindrica, H. eastwoodiae. Es ist nur ein (der äußere) Kreis mit fünf (bei H. eastwoodiae sechs) Staubblättern vorhanden. Die Staubbeutel sind meist orangefarben oder gelb. Zwei Fruchtblätter sind zu einem halbunterständigen, einkammerigen Fruchtknoten vollständig verwachsen. Die Plazentation ist parietal. Oft ist an den Fruchtknoten gelbes, selten orangefarbenes Nektargewebe vorhanden. Die zwei Griffel enden jeweils in einer kopfigen Narbe.

Es werden zweischnäbelige Kapselfrüchte gebildet. Die dunkelbraunen oder schwarz-braunen Samen sind eiförmig, ellipsoid, spindelförmig oder auf einer Seite gerade und auf der anderen konvex, stachelig oder bei H. parviflora glatt.

Die Grundchromosomenzahl ist n = 7.

Verbreitung

Die Gattung Heuchera ist die artenreichste Gattung der Familie der Saxifragaceae, sie kommt ausschließlich von Nordamerika (32 Arten) bis nach Mexiko (5 Arten) vor. Viele Arten gedeihen in gebirgigen Regionen, oft in Ufernähe von Fließgewässern. Manche finden sich aber auch in extremeren Biotopen, so Heuchera maxima, die an exponierten Felsküsten der kalifornischen Kanalinseln wächst, oder Heuchera sanguinea, die in den trockenwarmen Canyons von Arizona gedeiht.

Heuchera cylindrica
Heuchera himalayensis
Heuchera maxima

Systematik

Der Gattungsname Heuchera wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 1, S. 226 [1] erstveröffentlicht. Die Typusart ist Heuchera americana L.

Es gibt etwa 37 (bis 50) Heuchera-Arten [2] (Auswahl):

  • Heuchera abramsii Rydb.
  • Heuchera alba Rydb.
  • Heuchera americana L.
  • Heuchera bracteata (Torr.) Ser.
  • Heuchera brevistaminea Wiggins
  • Heuchera caespitosa Eastwood
  • Heuchera caroliniana (Rosendahl Butters & Lakela) E.F.Wells
  • Heuchera chlorantha Piper
  • Heuchera cylindrica Douglas
  • Heuchera eastwoodiae Rosend. et al.
  • Heuchera elegans Abrams
  • Heuchera glabra Willd. ex Roem. & Schult.
  • Heuchera glomerulata Rosendahl, Butters & Lakela
  • Heuchera grossulariifolia Rydb.
  • Heuchera hallii A.Gray
  • Heuchera hirsutissima Rosend. et al.
  • Heuchera longiflora Rydb.
  • Heuchera maxima Greene
  • Heuchera merriamii Eastwood
  • Heuchera micrantha Douglas ex Lindl.
  • Heuchera novomexicana Wheelock
  • Heuchera parishii Rydb.
  • Heuchera parviflora Bartl.
  • Heuchera pilosissima Fisch. & C.A.Mey.
  • Heuchera pubescens Pursh
  • Heuchera pulchella Wooton & Standley
  • Heuchera richardsonii R.Br.
  • Heuchera rubescens Torr.
  • Heuchera sanguinea Engelm.
  • ×Heucherella tiarelloides (Lemoine & É.Lemoine) H.R.Wehrh.
  • Heuchera villosa Michx.
  • Heuchera wootonii Rydb.

Es gibt auch gärtnerisch erzeugte Hybriden zwischen Heuchera und Tiarella: ×Heucherella.


Blattrosette der Heuchera-Sorte 'Starry Night' [3].

Nutzung

Heute existieren zahlreiche Sorten und Hybriden, meist zwischen Heuchera sanguinea und Heuchera americana (Heuchera × brizoides), die neben den Sorten der Ausgangsarten weltweit als Beet- oder Steingartenpflanzen kultiviert werden. Es werden auch Sorten von H. americana, H. cylindrica, H. grossulariifolia, H. micrantha, H. richardsonii, H. rubescens, H. sanguinea und H. villosa kultiviert. Weitere deutsche Trivialnamen für rotlaubige Sorten sind Bronzeglöckchen und Rotblättriges Silberglöckchen.

Quellen

  • Elizabeth Fortson Wells & Barbara Greene Shipes: Heuchera in der Flora of North America, Volume 8, 2009, S. 84: Online. (Abschnitt Beschreibung, Systematik, Verbreitung, Nutzung)

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Species Plantarum, 1, 1753, S. 226 eingescannt bei biodiversitylibrary.org
  2. Eintrag bei GRIN.
  3. Patent für die Sorte 'Starry Night'

Weblinks


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