Rettungsboot

Rettungsboot
Rettungsboot (für 74 Personen) an der Cap San Diego

Ein Rettungsboot ist das wichtigste kollektive Rettungsmittel auf Schiffen. Es kann schnell über eine spezielle Aussetzvorrichtung zu Wasser gelassen werden. Rettungsboote sind mit Einrichtungen und Ausrüstungen versehen, die den verunglückten Besatzungen und Passagieren von Schiffen Schutz bieten und ihr Überleben bis zum Eintreffen von Hilfe gewährleisten. Zu den kollektiven Rettungsmitteln zählen auch Rettungsflöße. Rettungskragen werden zu den individuellen Rettungsmitteln gezählt.

An Bord von Seeschiffen werden im Optimalfall Rettungsboote in ausreichender Zahl mitgeführt. Bei einem Schiffsuntergang oder anderen für die Menschen an Bord lebensbedrohlichen Situationen sollen diese sich in die Rettungsboote zurückziehen und den Gefahrenbereich verlassen können. Seit der ersten SOLAS-Übereinkunft in Folge des Unterganges der Titanic wurden Regeln und Empfehlungen für die Zahl, Größe und Ausstattung von Rettungsbooten an Bord von Seeschiffen der Handelsschifffahrt aufgestellt.

Inhaltsverzeichnis

Ausrüstung

In einem Rettungsboot müssen die von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation IMO vorgeschriebenen Gegenstände zur Fortbewegung, zum Bemerkbarmachen und zum Schutz und Überleben der Bootsinsassen vorhanden sein. Dazu gehören Hilfsmittel zum Fortbewegen des Rettungsbootes, schwimmfähige Riemen, Reserveriemen und Steuereinrichtungen wie Ruder und Pinne, eine Besegelung (bei offenen Booten), Szepter (Dollen), ein Bootshaken, ein Ösfatt, zwei Pützen (Eimer), Kappbeile, eine Sturmlaterne mit Öl, wasserdicht verpackte Zündhölzer, ein Kompass, ein Treibanker, Sicherheits- und Fangleinen, ein Ölbehälter, Seenotproviant, Trinkwasserbehälter mit vorgeschriebener Menge Inhalt, Schöpf- und Trinkbecher, Fallschirmraketen, schwimmende orange Rauchsignale, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, eine Taschenlampe, ein Tagessignalspiegel, Messer mit Dosenöffner, Wurfleinen, eine Signalpfeife, Angelgerät, eine Tafel mit Rettungssignalen und Erläuterungen für das Verhalten im Notfall und einen Schutzbezug (offene Boote). Motorgetriebene Boote führen keine Masten und Besegelung mit. Auch die Anzahl der Riemen ist reduziert.

Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen gehören Rettungsbootnotsender in verschiedenen Formen.

Für das Einsatzgebiet angepasste Funkgeräten dienen sowohl der Meldung einer Gefahr als auch der Koordinierung eines Rettungseinsatzes. Während im Bereich der Küsten und Meere ein Seefunkgerät unabdingbar ist, müssen Rettungsboote auf Binnengewässern mit einem für den Binnenschifffahrtsfunk zugelassenen Funkgerät ausgerüstet sein. Dies sind Funkgeräte die eine automatische ATIS-Kennung nach der Sendung eines Funkspruches aussenden und damit die Identifikation der Funkstelle ermöglichen (siehe auch Regionale Vereinbarung über den Binnenschifffahrtsfunk).

Bootstypen

Typ 1

Modernes Freifallrettungsboot

Aus den ursprünglich geruderten offenen hölzernen Rettungsbooten haben sich vielfältige moderne, oft motorisierte Varianten mit Strahl- oder Schraubenantrieb entwickelt, wie beispielsweise das Freifallrettungsboot. Seit den 1960 Jahren setzten sich schrittweise Boote aus GFK durch.

Rettungsboote haben eine vorgeschriebene Bauart und dürfen eine bestimmte Masse und Abmessung nicht überschreiten. Es gibt zwei verschiedene Typen von Rettungsbooten, die einen für Frachtschiffe, die anderen für Tankschiffe. Wenn der Flammpunkt der Ladung >60 °C und die Ladung giftige Gase abgibt ist ein Rettungsboot mit unabhängiger Luftversorgung und Feuerschutz laut SOLAS vorgeschrieben. Die geschlossenen Rettungsboote hatten ihren Ursprung in einer Idee und genauen Beobachtung des Erfinders Ernst Nicol. Die ersten geschlossenen Rettungsboote auf deutschen Seeschiffen wurden 1957 auf den beiden Schüttgutfrachtern Praunheim und Berkersheim der Unterweser Reederei installiert.

Typ 2 (auch Rettungsschiff)

Wasserrettungsorganisationen wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) und die Wasserwacht und mancherorts auch die Feuerwehr setzen Motorrettungsboote zum Wachdienst und zur Hilfe bei Notfällen (Schiffsunfälle, Badeunfälle, Personensuche, Hochwasser etc.) ein.
Die Seenotrettungsboote und Seenotkreuzer führen teilweise eine umfangreiche technische und medizinische Ausrüstung mit. Nach DIN EN 14961 wird zwischen reinen Rettungsbooten (RTB1 und 2) und sogenannten Mehrzweckbooten (MZB) unterschieden. Bei Feuerwehren werden die Mehrzweckboote zum Beispiel als Ölwehr-, Rettungs-, Transport- und Taucherboote eingesetzt. Die Besatzung ist entsprechend ausgebildet.

Darüber hinaus werden bei verschiedenen Hilfsorganisationen Boote zur Menschenrettung und zum Transport eingesetzt. Dies sind meistens Schlauchboote (teilweise mit Außenbordmotor) oder ungedeckte oder teilweise gedeckte Hartschalenboote (Aluminium, GFK). Sie werden meist auf Bootstrailern von den Einsatzfahrzeugen gezogen und als Kleinboot (KLB) oder Rettungsboot (RTB) bezeichnet. Besonders für Hochwassereinsätze geeignete Boote verfügen über Räder, die das Vorankommen durch Schieben auch am Rande des Hochwassers ermöglichen (Hochwasserboote).

Sonderformen

Es gibt des Weiteren auch Ein-Mann-Rettungsboote mit Heizung und Signalfarbe (aufblasbar). Neben den klassischen Rettungsbooten werden auch spezielle U-Boote zur Rettung Überlebender aus havarierten militärischen U-Booten eingesetzt, z. B. die russische Pris-Klasse

Im übertragenen Sinne diente auch das Landemodul der Apollo-13-Mondexpedition der Besatzung als Rettungsboot für den Rückflug, nachdem das Lebenserhaltungssystem des Raumschiffs ausgefallen war.

Bilder unterschiedlicher Bootstypen

Historisches

Der englische Kapitän Frederick Marryat entwickelte 1820 ein Rettungsboot, für dessen Entwurf er eine Goldmedaille der Royal Humane Society bekam. Das Prinzip und die Ausführung des mit 16 Ruderriemen sowie zusätzlichen Luftkammern und Korkeinlagen besonders schwimmfähig ausgelegten Bootes für etwa 60 Personen sind ausführlicher beschrieben in Dodsley’s Annual Register[1]. Ein Modell des Bootes ist im National Maritime Museum in Greenwich, London, ausgestellt[2].

Nach dem Untergang der Titanic setzte der Industrielle Aaron Hirsch 1912 einen Preis von 20.000 Mark aus, der demjenigen versprochen wurde, der ein Rettungsboot konstruiere, das „mindestens 24 Stunden lang seetüchtig“ und „binnen einer halben Minute gebrauchsfertig“ sein sollte. Hirschs Preis ist nie vergeben worden.[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dodsley’s Annual Register, Band 62 von 1820 (Seite 1372)
  2. National Maritime Museum: Double-ended lifeboat (Modell)
  3. Der Spiegel (1/1982): Nach schweren Seeunfällen sollen deutsche Handelsschiffe mit Rettungsbooten neuen Typs ausgerüstet werden

Weblinks

 Commons: Lifeboats – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Rettungsboot – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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