Scheveningen

Scheveningen
Scheveningen - Panorama von der Seebrücke aus

Scheveningen [ˈsxeːvənɪŋə(n)] ( anhören?/i) ist ein Stadtteil Den Haags, sechs Kilometer vom Zentrum entfernt. Von einem kleinen Fischerdorf hat es sich zum größten Seebad der Niederlande entwickelt.

Scheveningen besitzt einen Fischerei-Hafen und eine lange Strandpromenade mit Geschäften, Restaurants, Sonnenterrassen und einem Aquarium. Hauptattraktionen sind eine 381 m lange Seebrücke mit Aussichtsturm sowie die Miniaturstadt Madurodam. Das Museum Beelden aan Zee zeigt moderne Skulpturen. Das Kurhaus am Strand wurde 1894–97 erbaut und steht unter Denkmalschutz. Das Holland Casino betreibt hier eine Filiale. Einer der schönsten Radwege Hollands führt vom nördlichen Ende Scheveningens nach Katwijk (ca. 12 km). Von hier aus kann man auch weiter an der Küste nach Noordwijk und Zandvoort fahren.

Unmittelbar an die nördliche Stadtteilgrenze schließt sich das große Dünengebiet Uilenbosch an, in dessen Mittelpunkt sich eine Kaserne mit einer Radarstation in Form einer großen Kugel auf einer hohen Düne erhebt.

Scheveningen ist vom Zentrum Den Haags über mehrere Straßenbahnlinien erreichbar.

Das Wort Scheveningen ist ein beliebtes niederländisches Schibboleth.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gefängnis
Kurhaus
Neujahrsschwimmen

Der Zeitraum der erste Besiedlung des Ortes Scheveningen ist unbekannt. Das Suffix -ingen weist, wie bei anderen niederländischen Orten, auf eine Gründung im 10. oder 11. Jahrhundert hin. Erstmals in einem Register wird im Jahre 1284 das Land der Scheveningen als die Sceveninghe terram erwähnt. Im Laufe des 13. Jahrhunderts etablierte sich die Residenz der Grafen von Land im benachbarten Den Haag, die steigende Nachfrage nach Fisch führte dazu, dass sich zunehmend mehr Fischer in der nächstgelegenen Küste niedergelassen hatten. Eine gräfliche Entscheidung im späten Mittelalter führte dazu, dass Schweveningen bis heute nicht unabhängig werden konnten, jedoch stets mit einem Sitz im Stadtrat von Den Haag vertreten war.

Das Dorf Scheveningen wurde viele Male durch Hochwasser zerstört. Bei der Allerheiligenflut im Jahre 1570 verschwand das halbe Dorf in den Wellen. Im Jahre 1640 gab es nach einer Volkszählung 917 Menschen in dem Ort, die in 200 Häuser wohnten, darunter 250 in der Fischerei tätige Personen. Der Ort hatte, wie die anderen Gemeinden entlang der holländischen Nordseeküste mit den ausladenden flachen Sandstränden, keinen Hafen. Die Fische musste bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf See in kleine Bomschuit umgeladen werden. Der Bau der ersten geschützten Hafenanlage wurde notwendig, nachdem man sich zunehmend auf die Treibnetzfischerei von Heringen konzentrierte und die Fangergebnisse deutlich erhöht werden konnten.

1820 eröffnete man das erste Badehaus, es handelte sich um ein kleines hölzernes Gebäude mit einem kleinen Warteraum und vier Badezimmer mit Meerblick. Schon 1820 wurde es durch ein Gebäude aus Stein ersetzt, das 1828 durch eine größere Anlage mit einem Haupthaus und zwei Seitenflügeln erweitert wurde. Das bislang städtische Badehaus wurde in ein Hotel umgewandelt und 1884 mit dem neuen Kurhaus gekrönt. Dieses Gebäude im Stile der italienischen Renaissance brannte am 1. September 1886 ab, wurde aber sofort wieder aufgebaut. Seither wuchs die Zahl der Gäste stets an und zahlreiche neue Hotels entstanden entlang der Küste. Von 1907 bis 1953 war Scheveningen die Endstation der Hofplein-Eisenbahnlinie, die mit dem Aufkommen des Straßenverkehrs und Ausbau des Straßenwesens unrentabel und eingestellt wurde.[1]

Scheveningen war während des Zweiten Weltkriegs, wie viele andere Orte an der Nordsee, zum Sperrgebiet erklärt und 1942 evakuiert worden. Die Deutschen befürchteten eine Invasion über die Nordseeküste und beschlossen den Bau des Atlantikwalls, der vom Nordkap bis zur französisch-spanischen Grenze reichen sollte. Ein Großteil der Gebäude wurde abgerissen und durch Steinwälle und Schützengräben ersetzt. An der Promenade wurde eine massive Betonwand, jenseits der Bebauung Wassergräben, als Panzersperren errichtet. In Scheveningen befand sich ein Gefängnis (Penitentiaire Instelling Haaglanden), das unter dem Namen Oranjehotel von 1940 bis 1945 als Ort bekannt war, an dem die Gestapo Widerständler inhaftierte. Heute ist es wieder die Penitentiaire Inrichting Haaglanden für 1000 Gefangene. Hier befindet sich auch die United Nations Detention Unit, das Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertribunals und des Internationalen Strafgerichtshofes. Dieses Gefängnis dient als Anstalt für die Vollstreckung wegen Untersuchungshaft gegen die Angeklagten beider Gerichtshöfe.[2]

Heute ist Scheveningen ein international renommierter Ferienort mit zwanzig größeren Hotels, Kurhaus, Holland Casino, Fischerei, Hafen und damit für viele Tagesausflügler und zahlreiche ausländische Touristen ein Reiseziel. Einmal im Jahr wird ein Sandskulpturen-Wettbewerb veranstaltet. Weit über die Grenzen hinweg ist das Neujahrsschwimmen bekannt, das seit 1951 durchgeführt wird und an dem über 10000 überwiegend junge Menschen teilnehmen.[3]

Galerie

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

Einzelnachweise

  1. Geschichte von Scheveningen. Abgerufen am 5. Februar 2011 (niederländisch).
  2. Grafberger/Hetzel: CityTrip Den Haag mit Scheveningen. Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-8317-1915-0.
  3. Video Neujahrsschwimmen 2011. Abgerufen am 5. Februar 2011.

Weblinks

 Commons: Scheveningen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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