Waldstromer von Reichelsdorf

Waldstromer von Reichelsdorf
Das Wappen der Waldstromer

Die Waldstromer von Reichelsdorf waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1230. Die Waldstromer waren ab 1729 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im Inneren Rat vertreten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Waldstromer (auch Strohmeyer, Stromeir, Stromair oder auch Stromeyr genannt) wurden erstmals um 1230 urkundlich erwähnt, entstammten vermutlich einer staufischen Reichsministerialenfamilie, den Ramungen von Kammerstein-Reichenbach-Schwabach und waren eng verwandt mit den Stromer von Reichenbach. Es ist ungeklärt ob die beiden Familien einer Linie entstammten.

Sie erhielten, als Nachfolger des Reichsbutigler, das Reichslehen über den Lorenzer Reichswald wahrscheinlich bereits Anfang des 13. Jahrhunderts und übten das Reichsforstmeisteramt aus. Aufgrund des ihnen verliehenen Amtes und zur Unterscheidung von der anderen Linie, wurden sie von Stromer in Waldstromer umbenannt.

Das Reichsforstmeisteramt gehörte zu den erblichen Reichsämtern und wurde, nach seinen Lehenträgern, auch Waldstromeramt genannt. Aufgrund seiner Größe wurde das Lehen um 1243 auf zwei Familien aufgeteilt. Die Waldstromer behielten das nach ihnen benannte Amt und waren im Besitz fast aller forstgerichtlicher Funktionen, so auch des Zeidelgerichts. Die hierarchisch unter ihnen stehenden Koler, einer Seitenlinie der Koler von Neunhof, erhielten das Forstmeisteramt und nahmen ihre Amtsbezeichnung als Familiennamen an.

Durch übermäßige Vergabe von Nutzungsrechten für Glasöfen, Eisenverhüttung und Köhlerei im 13. und 14. Jahrhundert, schädigten die Waldstromer, Koler und deren Erbförster den Wald schwer. Da er für die Reichsstadt Nürnberg als Rohstofflieferant von zentraler Bedeutung war, versuchte der Innere Rat den Wald an sich zu bringen. 1396 verkauften die Waldstromer ihr Lehen an die Stadt Nürnberg, nachdem diese bereits 1372 das Forstmeisteramt von den Koler erwerben konnte. Der Rat behielt die Zweiteilung bis 1440 bei und vergab das Waldstromeramt an einen Oberforstmeister und das Forstmeisteramt an einen Unterforstmeister.

Ihre Besitztümer in Reichelsdorf, Eibach und Gostenhof behielten die Waldstromer zu dieser Zeit noch.

Im Gegensatz zu den Stromer wurden sie erst 1729 in das Patriziat kooptiert und durften Mitglieder in den Inneren Rat entsenden. Mit Christoph Wilhelm Waldstromer stellten sie den letzten Nürnberger Reichsschultheißen. 1813 als Edle in den bayerischen Adel immatrikuliert, starben die Waldstromer bereits 1844 aus.

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

  • 13. Jh.–1358 das Petzenschloss in Lichtenhof (damals Weiherhaus)
  • 1309–1396 die Forsthube Zerzabelshof
  • 1337–1495 die Dutzendteichmühlen
  • 1344–1539 die Forsthube Eibach
  • 1347–???? Malmsbach (Pfand von den Fischbecken von Fischbach)
  • 1347–???? Eckenhaid (Pfand von den Fischbecken von Fischbach)
  • 1362–1453 das Lehen Gostenhof
  • 1347–1396 das Jagdschloss Brunn
  • 1347–1396 Netzstall bei Brunn
  • 1344–1378 das Hallerweiherhaus
  • 1336–???? die Ortschaft Mühlhof
  • 1336–1547 die Ortschaft und Herrensitz Reichelsdorf
  • 1387–1539 die Burg Prackenfels bei Altdorf
  •  ????–???? das Zeidlerschloss in Feucht (zwischen 1428 und 1504)
  •  ????–1455 das Pfinzingschloss in Feucht
  • 1624–1664 den Herrensitz Hammerschloss in Hirschbach
  • 1632–1660 den Herrensitz „Alte Behausung“ in Diepoltsdorf
  • 1663–1670 das Herrenhaus Strengenberg bei Rückersdorf
  • 1683–1684 den Herrensitz Imhoffschloss in Kalchreuth
  • 1700–1720 den Herrensitz Vogelsgarten in der Tullnau
  • 1709–???? den Dietherrschen Herrensitz in Erlenstegen (Anteil an der Erbengemeinschaft)
  • 1727–1814 das Schwaiger Schloss

Stiftungen

  • Franziskanerkloster Nürnberg (Durch die Burggrafen und Konrad Waldstromer 1224)
  • Pilgerhospiz und Pilgerspital St. Martha (1363) (Königstraße 79)
  • Waldstromerfenster in der Marthakirche (1390)

Bekannte Familienmitglieder

  • Konrad Waldstromer (?–1379), legte den Dutzendteich an
  • Bernhard Waldstromer von Reichelsdorf (?–1634) Pfleger des Nürnberger Amtes Hohenstein bei Hersbruck
  • Christoph Wilhelm Waldstromer von Reichelsdorf (1729–1810), letzter Nürnberger Reichsschultheiß

Wappen

In Rot zwei zweizinkige, silberne, als Andreaskreuz aufgestellte Streugabeln.

Literatur

  • Adalbert Scharr: Die Nürnberger Reichsforstmeisterfamilie Waldstromer bis 1400 und Beiträge zur älteren Genealogie der Familien Forstmeister und Stromer von Reichenbach. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 52, 1963/64, S. 1–41 - online
  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nürnberg: Hofmann, 1984, 425 S., ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989, 459 S.; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000
  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).

Siehe auch


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