Brüderfriedhof

Brüderfriedhof

Der Heldenfriedhof (lett. Brāļu kapi, wörtlich Brüderfriedhof) in der lettischen Hauptstadt Riga ist ein Nationaldenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und des lettischen Unabhängigkeitskampfes.

Der Gedenkfriedhof ist zentraler Bestandteil einer größeren Waldfriedhofsanlage im Nordosten von Riga. Er ist den in den Jahren 1915 bis 1920 für die lettische Unabhängigkeit gefallenen Kämpfern gewidmet.

Das Areal wurde wesentlich durch den Rigaer Gartendirektor Georg Kuphaldt und dessen Schüler Andrejs Zeidaks geprägt, der der Anlage den Charakter eines Parkes gab. Die Grundsteinlegung zur Errichtung der Gedenkstätte auf dem Friedhofsgelände erfolgte am 18. November, dem Unabhängigkeitstag Lettlands, im Jahre 1924. Die Ausgestaltung der Anlage und ihre Fertigstellung zogen sich jedoch bis zum 11. November 1936 hin.

Der Bildhauer Kārlis Zāle (1888–1942), der auch das Rigaer Freiheitsdenkmal schuf, gewann den Wettbewerb zur Gestaltung des Friedhofs. Bis auf die Verlegung der Hauptfigur, der "Mutter mit den gefallenen Söhnen" vom Zentrum in den hinteren Abschluss des Geländes wurde der Entwurf Zāles weitgehend unverändert umgesetzt.

Am Vorplatz, an den der Waldfriedhof, der Rainis-Friedhof und Teile des Brüderfriedhofs angrenzen, führt das Eingangsportal in den "diesseitigen" Mahnmalsbereich, der dem Leben gewidmet ist. Rechts und links der Hauptachse versinnbildlicht eine Lindenallee die Mütter, Schwestern und Bräute bzw. Witwen der Gefallenen; die Linde symbolisisert in der lettischen Tradition das weibliche Prinzip[1]. Die Allee führt zu einem erhöhten Hain von 100 Eichen, die eine Ehrenwache versinnbildlichen; die Eiche steht in der lettischen Folklore für das männliche Prinzip. In der Mitte des Ehrenhains brennt ein Ewiges Feuer.

An den Ehrenhain schließt das tieferliegende, den Tod verkörpernde "Jenseits" an. Das zentrale Gräberfeld umfasst 315 Grabstellen von namentlich bekannten in der Zeit von 1915 bis 1920 für die Unabhängigkeit Lettlands Gefallenen, sowie eine Grabstelle für 87 namenlose Kämpfer.

Das Gräberfeld ist von Tuffsteinfiguren und Wänden umgeben und führt zur Abschlussmauer, der "Lettland-Wand" (lett. Latvijas siena). Den oberen Abschluss der Wand bilden Kämpferreliefs mit den Wappen von lettischen Orten, aus denen die Gefallenen stammen. Vor der Lettland-Wand befinden sich Skulpturen mit sich verneigenden historischen lettischen Kriegern aus den vier lettischen Regionen Kurland, Semgallen, Livland und Lettgallen.

Den hinteren Abschluss des Memorials bildet die 10 m hohe Statue der "Mutter mit den gefallenen Söhnen" von Zāle auf einem 9 m hohen Sockel.

Aus dem zentralen Gräberfeld führen Durchgänge zur umgebenden Friedhofsfläche, die bereits seit 1915 zur Beerdigung von Gefallenen des Ersten Weltkriegs genutzt wurde. Im Jahre 1917 wurden hier die Soldaten bestattet, die wegen ihrer Weigerung, nach der Februarrevolution von 1917 in der zaristischen Armee zu kämpfen, erschossen worden waren. Im Jahre 1919 wurden auch Rote Lettische Schützen, die im Kampf gegen die Konterrevolution gefallen waren, hier begraben.

In den Jahren der Unabhängigkeit Lettlands wurden auf dem Brüderfriedhof lettische Offiziere beigesetzt.

Im Jahre 1942 fand der Bildhauer Kārlis Zāle hier seine letzte Ruhestätte.

Im Jahre 1958, als Lettland zur Sowjetunion gehörte, wurden auf dem Gelände der Gedenkstätte Gefallene des zweiten Weltkriegs und Partisanenkämpfer beerdigt.

Bis zum Jahr 1989 wurden auf dem angrenzenden Friedhofsgelände durch die damalige Rigaer Stadtverwaltung Beerdigungen von Angehörigen der kommunistischen Partei Lettlands veranlasst, was den wachsenden Protest der Bevölkerung hervorrief.

Referenzen

  1. siehe Nationale Symbole, Lettisches Institut

Weblinks

 Commons: Brāļu kapi – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Literatur

  • Vaidelotis Apsītis: Brāļu kapi, Riga: Zinātne 1982, 138 S.; 2., überarbeitete Auflage 1995, 196 S., ISBN 5-7966-1111-9
  • Vaidelotis Apsītis: Rīgas Brāļu kapi, Riga: Avots 1984, 32 S.
  • Aleksandrs Birzenieks: Brāļu kapi, Riga: Latvijas Valsts izdevniecība 1959, 141 S.
56.98924.142805555556

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