Burgrest Kastelberg

Burgrest Kastelberg
Burgrest Kastelberg
Südseite des Turmstumpfes

Südseite des Turmstumpfes

Entstehungszeit: 1100 bis 1200
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: Burgrest, Gräben
Ständische Stellung: Adlige
Ort: Sulzburg
Geographische Lage 47° 51′ 3,6″ N, 7° 42′ 17,6″ O47.8517.7049439.5Koordinaten: 47° 51′ 3,6″ N, 7° 42′ 17,6″ O
Höhe: 439,5 m ü. NN
Burgrest Kastelberg (Baden-Württemberg)
Burgrest Kastelberg

Burgrest Kastelberg bezeichnet eine Burgruine auf einem 439,5 Meter hohen, zu Ballrechten-Dottingen gehörenden Bergkegel/Bergsporn, 1200 Meter nördlich der Kirche der Stadt Sulzburg im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in Baden-Württemberg, namens Castellberg.

Die Höhenburg wurde im 12. Jahrhundert von den Herren von Üsenberg erbaut. Auch aus der urkundlichen Nennung eines "Rudofus de Castilhovin" im Jahr 1203 schließt man auf das Vorhandensein einer Burg auf dem Castellberg, die dann 1342 im Tennenbacher Güterbuch als Burgstall genannt ist [1]. Der Burgerrichtung ging eine vermutlich prähistorische, bronze- und früheisenzeitliche Höhensiedlung, möglicherweise keltische Fliehburg voraus, von der ein Abschnittswall mit vorgelagerten Graben im Gelände unweit der Burgstelle zeugt. Der mittelalterliche Burgplatz liegt auf der sanften Kuppe des Höhenrückens des Castellberges. Eingefasst von einem ca. 7 m tiefen und bis zu 8 m breiten Ringgraben, erhebt sich das rund 36 x 16 m große, rechteckige Burgplateau. In seinem Nordteil hat sich ein etwa 5 m hoher Turmstumpfrest, mit einer Grundfläche von ca. 10 x 10 m und 3,6 m starkem Mauerwerk erhalten. Der Turminnenraum zeigt noch die, aus bis zu 0,5 m großen regelhaften Kalbruchsteinmauerblöcken ausgeführte, Innenverschalung. Aufzeichnungen aus dem 19.Jhr belegen ein weiteres, wohnturmrartiges Gebäude am südlichen Ende der Anlage.

Blick von der Aussichtsplattform auf den Turmrest


Scherbenfunde am Castellberg belegen dortige "Ansiedlungen während der Bronzezeit, der Urnenfelderkultur und der Hallstattzeit", und bereits "in vorgeschichtlicher Zeit wurde der gesamte Berg mit einer Wallanlage befestigt" [2] . Entgegen auch anders lautenden Internet-Texten [3] konnte (laut Auskunft der Abteilung für provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg, Außenstelle Villa urbana in Heitersheim) bisher eine römische Besiedelung des Bergs nicht bestätigt werden [4].

In inmittelbarer Nachbarschaft zu den Burgresten befindet sich der Castellbergturm, ein stählerner Aussichtsturm auf dem Castellberg, der am 2.September 1962 vom Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Sulzburg, eingeweiht wurde [5], mit gutem Ausblick auf die Rheinebene und das Markgräflerland, jedoch kein Rundumblick. Burgreste und Aussichtsturm sind frei zugänglich.

Der Castellberg zählt zu den Schwarzwaldvorbergen, ebenso wie die ähnlich bewachsene, rund 1 km Luftlinie nördlich vom Castellberg gelegene Nachbarkuppe namens Fohrenberg, 434 m hoch. Um den Castellberg führt ein etwa 2,5 km langer Rundweg. Der Panoramarundweg um den Fohrenberg misst hingegen rund 6 km Länge. Die Castellbergkuppe ist Naturschutzgebiet und umfasst etwa 10 Hektar. Sie ist bewaldet, und die sonnigen Süd und Westhänge des Cästellbergs sind Rebflächen. Weinbau ist dort seit über 1000 Jahren belegt [6]. Die Rebbauflächen sind seit und durch Markgraf Karl-Friedrich seit 1784 bis heute weitgehend gleich geblieben [6]. 16,5 ha der Rebfläche am Castellberg ist Steillage, der Rest, 148,5 ha ist Hanglage [6]. Der Boden ist mittelschwer, bestehend aus sandhaltigem, kalkhaltigem Lehm [6]. An Rebsorten gibt es Gutedel, Müller-Thurgau, Burgundersorten und Gewürztraminer [6].

Trockenmauern und zum Teil relativ lange, steile Steintreppen finden sich in den Südlagen des Berges [6]. Der Arbeitskreis für Natur und Umwelt sowie die Gemeinde in Ballrechten-Dottingen haben die sanierungsbedürftigen Trockenmauern und Treppen insbesondere 2009 umfassend saniert [6]. Vor allem im nicht kultivierten Bereich finden sich seltene "Gehölz- und Halbtrockenrasengesellschaften, wie Flaumeichen, Dürrwurz, Immenblatt, Akelei, Seidelbast, Elsbeeren und Mehlbeeren" [5]. Außerdem aus der Familie der Orchideen: Nestwurz, Helmknabenkraut, rotes und weißes Waldvögelein, Pyramidenorchis, Stendelwurzen, Mücken-Händelwurz und großes Zweiblatt [5].

Die Gottesanbeterin soll im Spätsommer beobachtbar sein. Es gibt hier öfter Vorkommen seltener Vogelarten wie Grasmücken, Neuntöter und Wendehals [5]. Der Castellberg ist gut durch Wege und Rundwege erschlossen, in den Weinbergen mit schöner Aussicht in die Umgebung.

Eine touristische Besonderheit ist die Gerichtseiche beim Wanderpark- und Waldspielplatz an der Castellberg-Hütte, nahe den Castellhöfen, ca. 500 m nordöstlich der Burg. Die Eiche ist über 400 Jahre alt und - weil krank - auf ca. 7 m Höhe gekürzt und vom Freiburger Künstler und Holzbildhauer Thomas Rees, die natürlichen Formen nutzend, künstlerisch gestaltet (Fertigstellung zum 1.Mai 2007). "Der Stamm hat einen Umfang von 7 m und einen Durchmesser von 2 m, die unteren 2 m sind hohl". Dargestellt sind ein Gehängter, flankiert von seinem Henker, einem Kreuz und einer trauernden Frau, einem wartenden Rabenvogel und einem Drachen mit zweigeteiltem Schwanz, der mit seinen Krallen die schwarzen Seelen von der Richtstätte fortträgt, der Geist des Baumes als Gesicht an der Ostseite, Teufel und Schlange, Apfel, Kelch als biblische Symbole, ein mit der Hand nach Trauben greifender Winzer, sowie Treppen, Höhlen, Tore, Fenster, Hütten, Türme und Zinnen auf der Spitze des Baumes, als Erinnerung an die frühe Besiedelung der Gegend durch Kelten und Römer mit deren Befestigungsanlagen und Burgen [7].

Castellberg von Südwesten
Gerichtseiche: Relieffigur des Henkers

Literatur

  • Alfons Zettler, Thomas Zotz (Hg.): Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, Südlicher Teil: Halbband A-K. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-7366-5, S. 144-152;
  • Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Sonderausgabe, Flechsig Verlag, Würzburg 2000, ISBN 3-88189-360-1, S. 320;

Einzelnachweise

  1. Castellberg Burg Ballrechten-Dottingen bei "Badische-Seiten"
  2. Vor- und frühgeschichtliche Funde am Castellberg
  3. "Noch heute befinden sich Reste eines römischen Kastells auf dem Castellberg" ist nicht belegbar
  4. Römische Siedlung nicht belegbar
  5. a b c d www.badische-seiten.de Castellberg
  6. a b c d e f g Ballrechten-Dottinger Castellberg
  7. [1]

Weblinks


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