Börsenbrief

Börsenbrief

Börsenbriefe (auch: Aktienbriefe) sind regelmäßig erscheinende Publikationen, die Finanzanalysen und meist auch Kauf- und Verkaufsempfehlungen für einzelne Wertpapiere enthalten. Sie werden von speziellen Finanzverlagen, von Vermögensverwaltern oder auch von Banken herausgegeben. Manche Börsenbriefe führen ein eigenes Musterdepot, aus dem sich die Erfolge ihrer Empfehlungen ablesen lassen.

Im Idealfall ist die Redaktion eines Börsenbriefs unabhängig, das heißt es bestehen keine Interessensverquickungen mit Investmentbanken, Investmentfonds oder sonstigen Institutionen oder Personen, die auf eigene oder fremde Rechnung mit Wertpapieren handeln. Dies soll die Objektivität der veröffentlichten Informationen sicherstellen. Ob und bei wie vielen Börsenbriefen dieser Idealfall tatsächlich vorliegt, ist immer wieder Gegenstand von Mutmaßungen und Spekulationen. Dennoch haben Börsenbriefe neben ihrer Unabhängigkeit einige weitere Vorteile gegenüber großen Kapitalanlagegesellschaften und Fondsmanagern: Letztere bewegen sehr große Volumina und sind damit auch an die hauseigenen und gesetzlichen Anlagegrenzen gebunden. Weiterhin müssen sich Fondsmanager an der vorgegeben Benchmark orientieren. Börsenbrief-Redaktionen können jedes beliebige Wertpapier ins Portfolio aufnehmen und auch antizyklisch handeln.[1]

Börsenbriefe werden häufig mit dem Vorwurf des Front Running und Scalping konfrontiert.

Die Empfehlungen von einigen Börsenbriefen werden ebenso wie die Einschätzungen von Banken und Research-Häusern von unabhängigen Dienstleistern statistisch ausgewertet.

Zum Erfolg von in deutschsprachigen Börsenbriefen empfohlenen Anlagen gibt es zur Zeit keine unabhängige Auswertung. Zuletzt untersuchte Finanztest[2] den Erfolg im Jahr 1995 und fand dabei heraus, dass keiner der Börsenbriefe den DAX schlug. Am 1. Oktober 2009 startete ein Depotwettbewerb (Börsenchampions Depotwettbewerb), bei dem 3 Börsenbrief-Experten mit realen Depots (Startkapital 10.000 €) gegeneinander antreten. Hier kann live verfolgt werden, ob die Börsenbriefe überdurchschnittliche Renditen erzielen können.[3]

Aus aktuellem Anlass sei hier angemerkt (Okt. 2010), dass mindestens zwei der drei Teilnehmer des "Börsenchamp Depotwettbewerbs" inzwischen von der Staatsanwaltschaft und der BaFin hinsichtlich der Mitgliedschaft in einem Betrügerring untersucht werden (siehe Spiegel-Artikel). Jährlich finden diverse Börsenspiele statt, die Ergebnisse solcher Börsenspiele sind jedoch von den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängig und bieten kaum einen Anhaltspunkt über die Qualität der Tippgeber. Wesentlich aussagekräftiger ist der Versuch, die Meinung der jeweiligen Kunden einzufangen, wie es auf der Seite Lettertest vorgenommen wird.

Einzelnachweise

  1. Lettertest
  2. Finanztest
  3. Börsenchampions Depotwettbewerb

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