Braunes Band von Deutschland

Braunes Band von Deutschland

Das Braune Band von Deutschland war ein Galopprennen in der Zeit der Nationalsozialistischen Diktatur; Austragungsort war die Galopprennbahn Riem in München. Zum Rahmenprogramm gehörte die Nacht der Amazonen im Park von Schloss Nymphenburg.

Inhaltsverzeichnis

Wettkämpfe

Das Rennen um das „Braune Band von Deutschland“, ein Flachrennen über 2400 Meter für dreijährige und ältere Pferde, war Teil und Höhepunkt der „Internationalen Riemer Rennwochen“ oder „Braunes-Band-Wochen“ mit über zwanzig weiteren Flachrennen und Hindernisrennen. Zwischen 1934 und 1944 wurden die Rennen jährlich im Sommer ausgetragen. Außer auf der Galopprennbahn in Riem fanden die niedriger dotierten Rennen auch auf der Theresienwiese statt. Ein Renntag war für Rennen mit Amateur-Reitern vorgesehen. Die Rennen waren betont international angelegt.

Außer aus Deutschland stammten die Siegerpferde in den jährlichen Rennen um das Braune Band aus Frankreich und Italien. Bekannteste Siegerin war Heinrich Thyssens Nereide, die 1936 gegen die favorisierte Corrida aus Frankreich gewann. Weitere große Sieger waren Antonym (Frankreich), Bellini (Italien) und Tofanella (Italien), die 1934 die erste Austragung für den berühmten Federico Tesio aus Italien gewann.

Ab 1937 wurde zusätzlich ein Wettbewerb für Springreiter, das „Braune Band des Springsports“ mit vier Jagdspringen ausgeschrieben.

Ausgelobte Preise

Die Dotierung der Erstaustragung betrug 19.500 Reichsmark, 1935 waren es 50.000 Reichsmark und danach wurden im Braunen Band von Deutschland 100.000 Reichsmark ausgelobt. Damit gehörte es zu den höchstdotierten Pferderennen in Europa. Der Sieger erhielt 70.000 Reichsmark. An die ersten vier Platzierten wurden Ehrenpreise verliehen. Das war im Rennsport eigentlich unüblich, denn einen Ehrenpreis erhielt normalerweise nur der Sieger. Das „Braune Band“ für das erstplatzierte Pferd, eine Schärpe in brauner Farbe, war wohl eine Anlehnung an das in Großbritannien gebräuchliche, auf Benjamin Disraeli zurückgehende, Bonmot vom Blauen Band für das Derby. Generell zielten die intensiven Bemühungen der Nationalsozialisten, insbesondere durch Christian Weber, auf eine ideologische Germanisierung des Englischen Vollblutpferdes, weil die in dieser Zucht praktizierte strenge Leistungsauslese über Generationen die Nazi-Ideologie der Rassenauslese beispielhaft veranschaulichte. In diesem Zusammenhang wollten die Gründer dieses Rennens ein hervorragendes "rein deutsches" Gegenstück zu dem "englisch" geprägten 'Derby' und dem "französisch" beeinflussten 'Großen Preis von Baden' schaffen, den beiden traditionell bedeutendsten und höchstdotierten deutschen Galopprennen.

Im Jahresrennkalender wurde vermerkt, wem das Braune Band verliehen wurde. Meistens war es der Besitzer des Siegers, aber auch der Jockey oder der Trainer erhielt diesen Ehrenpreis. Der Entwurf des Bandes stammt von Richard Klein, später Professor an der Akademie für angewandte Kunst in München. Zugehörig war auch der Deutsche Alpenpreis, der als Jagdrennen gelaufen wurde. 1937 war er mit 30.000 Reichsmark und ab 1938 mit 50.000 Reichsmark dotiert. Der Alpenpreis war damit das höchstdotierte Jagdrennen in Deutschland und in der Dotierung teilweise dem 'Großer Preis von Baden' ebenbürtig. Teilweise war das Rennen Amateurrennreitern und Offizieren vorbehalten.

Auch weitere der ausgetragenen Flach- und Hindernisrennen waren hochdotiert. 1937 stieg Prinz Aly Khan, der Sohn des Aga Khan, im mit 15.000 Reichsmark dotierten „Internationales Amateur Flach-Rennen“ selbst in den Sattel und belegte den 6. Platz.

Organisation und Werbung

Sonderbriefmarke 1936

Veranstalter der Internationalen Riemer Rennwochen war die Reichsorganisation „Das Braune Band von Deutschland“ mit ihrem Präsidenten Christian Weber an der Spitze. Das Kuratorium, von Weber initiiert, war mit Parteiprominenz besetzt; die Mitglieder waren Max Amann, Werner von Blomberg, Philipp Bouhler, Walter Buch, Otto Dietrich, Karl Fiehler, Wilhelm Ohnesorge, Franz Xaver Schwarz und der Münchner Stadtrat Paul Wolfrum.

Gemeinhin wurde der Große Preis von Baden international als das wichtigste Galopprennen in Deutschland angesehen. Der Internationale Club als Veranstalter der Badener Rennen war sehr vom Adel geprägt und ließ sich von der NSDAP nicht einnehmen. Mit dem Münchener Rennen wollte man ein „Gegenrennen“ zum Großen Preis von Baden schaffen.

Das Braune Band wurde zum „Turfpreis der deutschen Nation“ erklärt. Anlässlich des Rennens wurde ab 1936 jährlich eine Sonderbriefmarke mit Zuschlag herausgegeben, die ersten beiden Male als Briefmarkenblock; die Entwürfe stammen ebenfalls von Richard Klein.

Propagandistischer Wert

Das Braune Band von Deutschland sollte einen Beitrag leisten, die Reputation des nationalsozialistischen Regimes sowohl im Inland als auch international zu fördern. Zu den hochrangigen ausländischen Gästen gehörten etwa 1936 die Könige Faruq von Ägypten, Leopold III. von Belgien, Peter II. von Jugoslawien, Håkon VII. von Norwegen und Gustav V. von Schweden.

Rahmenprogramm

Entsprechend dem angestrebten sportlichen Gewicht waren die Internationalen Riemer Rennwochen von einem aufwändigen pferdesportbezogenen und kulturellen Rahmenprogramm begleitet.

Die Riemer Rennwochen sollten laut Weber den „Zusammenklang von Volkstümlichkeit, Pferdesport und Volksgemeinschaft“ im deutschen Pferdesport deutlich zum Ausdruck bringen.[1] Einen Beitrag dazu leistete die Nacht der Amazonen, ein Massenspektakel, das im Park des Nymphenburger Schlosses von 1936 bis 1939 stattfand. An die 2.500 Mitwirkende und 700 Pferde waren aufgeboten für ein Schauspiel mit Anklängen an das Rokoko und – mit „leicht geschürzten“, „ewig-kriegerischen“ Amazonen[2] – an die Antike.

Begleitend zu den Rennwochen wurde der „Internationale Kongress für Vollblutzucht und Galoppsport“ abgehalten.

Durch Ausflüge ins Umland, Museumsbesuche und eine Aufführung des Zigeunerbaron in der Staatsoper für die Gäste wurde das Programm abgerundet.

Literatur

  • Das Braune Band von Deutschland (Ausschreibungsbroschüre), München 1937
  • Das Braune Band von Deutschland (Ausschreibungsbroschüre), München 1938
  • Münchner Stadtmuseum (Hrsg.), Ulrike Heraendel und Bernadette Ott (Red.): München – „Hauptstadt der Bewegung“. Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum 22. Oktober 1993 – 27. März 1994.
  • Herbert Rosendorfer: Die Nacht der Amazonen. München: dtv 1992, ISBN 3423115440 beschreibt in einem amüsanten Roman Webers Werdegang.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Braune Band von Deutschland (Ausschreibungsbroschüre), München 1938, S. 6
  2. Das Braune Band von Deutschland (Ausschreibungsbroschüre), München 1937, S.48

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Braunes Zypergras — Systematik Commeliniden Ordnung: Süßgrasartige (Poales) …   Deutsch Wikipedia

  • Nereide (Pferd) — Nereide Rasse: Englisches Vollblut Vater: Laland Mutter: Nella da Gubbio Mutter Vater: Grand Parade …   Deutsch Wikipedia

  • Ritschl von Hartenbach — Wappen der Ritschl von Hartenbach Ritschl von Hartenbach, auch Ritschel, ist der Name eines ursprünglich böhmischen Adelsgeschlechts, das sich später in Thüringen niederließ. Zweige der Familie bestehen bis heute. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Fehrbellin — Schlacht bei Fehrbellin Teil von: Schwedisch Brandenburgischer Krieg Schematische Karte (weitere Karten) …   Deutsch Wikipedia

  • Kaufhaus des Westens — Kaufhaus des Westens, 2008 Blick auf die Fa …   Deutsch Wikipedia

  • KDW — Kaufhaus des Westens, 2008 Hauptfront an der Tauentzienstraße, 2005 Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) ist mit 60.000 m² Verkaufsfläche das größte …   Deutsch Wikipedia

  • KaDeWe — Kaufhaus des Westens, 2008 Hauptfront an der Tauentzienstraße, 2005 Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) ist mit 60.000 m² Verkaufsfläche das größte …   Deutsch Wikipedia

  • Kadewe — Kaufhaus des Westens, 2008 Hauptfront an der Tauentzienstraße, 2005 Das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) ist mit 60.000 m² Verkaufsfläche das größte …   Deutsch Wikipedia

  • Rumpelstilzchen — Ein Diener des Königs belauscht Rumpelstilzchen, Freizeitpark Efteling, 2008 Rumpelstilzchen ist ein Märchen (AaTh 500). Es steht in den Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der Erstauflage von 1812 an Stelle 55 (KHM 55). Jacob Grimms… …   Deutsch Wikipedia

  • SS-Frack — Die Uniformen der SS waren verschiedene Uniformen mit dazugehörigen Abzeichen der Schutzstaffel. Diese Parteiorganisation der NSDAP wurde am 1. April 1925 als Sonderorganisation zum „persönlichen Schutz Adolf Hitlers“ gegründet und war seit 1939… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”