Umwelthauptstadt Europas

Umwelthauptstadt Europas

Der Titel Umwelthauptstadt Europas oder Grüne Hauptstadt Europas wird jährlich von der Europäischen Kommission an eine Stadt in Europa verliehen, der es in besonderer Weise gelungen ist, Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum zu einer hervorragenden Lebensqualität ihrer Einwohner zu verbinden.

Die Auszeichnung als Europäische Grüne Hauptstadt (englisch European Green Capital Award) soll Städte dazu anspornen, anderen europäischen Städten ein Beispiel zu setzen und bewährte Praktiken zu fördern.

Gegen andere Konkurrenten setzten sich die ersten beiden Titelträger Stockholm (2010) und Hamburg (2011) durch, die aufgrund ihrer Initiativen zur Verbesserung der städtischen Lebensbedingungen (Maßnahmen zur Bewältigung der Luftverschmutzung, des Problems der Verkehrsstaus und der Treibhausgasemissionen) als Vorbilder gewählt wurden.[1]

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Initiative zu diesem Titel ging von verschiedenen europäischen Städten mit grüner Vision und dem ehemaligen Bürgermeister der estländischen Hauptstadt Tallinn, Jüri Ratas, aus. Das Konzept wurde bei einer Tagung vorgestellt, die von Ratas am 15. Mai 2006 in Tallinn anberaumt wurde, damit 15 europäische Städte und die Vereinigung estnischer Städte eine Vereinbarung zur Verleihung eines solchen Umwelttitels unterzeichnen. Ratas formulierte 2006 seine Überzeugung, dass ein grünes und nachhaltiges Europa essentiell sei für die Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität der Bürger. Seitdem sind der Initiative mehr als 40 Städte beigetreten, die nun in konstruktiver Weise als gegenseitige Rollenvorbilder um den Titel konkurrieren sollen.[2][3]

Voraussetzungen

Alle Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern in einem der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, als auch den Bewerberländern zum Beitritt in die Europäische Union und den Ländern des Europäischen Wirtschaftsraumes, können sich um den Titel, der für zwei aufeinander folgende Jahre an zwei Städte (für diese jeweils ein Jahr) vergeben wird, bewerben.

Die Bewerberstädte werden anhand verschiedener Umweltkriterien überprüft. Zu den elf verschiedenen Kriterien zählen beispielsweise der Schutz von Natur und biologischer Vielfalt, der Verkehr, die Luft- und Wasserqualität, die vorhandenen Initiativen zur Bekämpfung des Klimawandels oder die Abfallerzeugung und -bewirtschaftung. Die Städte sollen sich durch ein hohes Umweltschutzniveau auszeichnen und dauerhaft ehrgeizige Umweltziele und Verbesserung sowie eine nachhaltige Entwicklung anstreben.

Der Titel wird von einer Jury vergeben, die sich aus Vertretern der Europäischen Kommission, der Europäischen Umweltagentur und maßgeblicher europäischer und internationaler Umweltorganisationen zusammensetzt.

Titelträger

In einem zweistufigen Verfahren werden aus den Bewerbern die jeweiligen Städte gekürt:

  • Im Februar 2009 wurde der Titel erstmals an Stockholm für 2010 und Hamburg für 2011 vergeben.
  • Im Oktober 2010 wurden der Titel für 2012 an Vitoria-Gasteiz (Spanien) und für 2013 an Nantes (Frankreich) vergeben.

Stockholm 2010

Die schwedische Hauptstadt Stockholm wurde zur ersten Umwelthauptstadt (Miljöhuvudstad) Europas. Der Titel wurde aufgrund der kontinuierlichen Bemühungen der Stadt zur Verbesserung der Umwelt vergeben, die durch Maßnahmen zur Reduzierung der Lärmbelästigung, Verbesserung der Wasserqualität, Senkung der Emissionen und Förderung der Abfallbehandlung die Lebensqualität in Stockholm zu verbessern suchte und bis 2050 ganz auf fossile Brennstoffe verzichten will.

Zwei Projekte unterstützen diese Maßnahmen: Die Verwandlung eines Industriegebietes in ein klimaangepasstes Stadtviertel (Royal Seaport) und die Umwandlung eines Vorortes in einen energieeffizienten Stadtbezirk (Nachhaltiges Järva).[4]

Hamburg 2011

Die Vergabe an die Freie und Hansestadt Hamburg begründete die Jury damit, dass der deutsche Stadtstaat in den vergangenen Jahren große Leistungen erbracht und auf der ganzen Bandbreite exzellente Umweltstandards erreicht (hat). Die Stadt hat sehr ehrgeizige Pläne für die Zukunft, die zusätzliche Verbesserungen versprechen. In allen Bewertungskategorien, wie Klimaschutz, Mobilität, Luftqualität, Wasserverbrauch und Flächennutzung, lag Hamburg im oberen Bewertungsbereich und bot zugleich in fast allen Kategorien Spielraum für Verbesserung.[5] Von Seiten der Naturschutzverbände wurde Kritik an dieser sehr positiven Bewertung geübt. Eine Reihe von Verbänden gründeten die Umwelthauptstadt Hamburg Umweltverbände-Initiative UHU, die die Themen der Umwelthaupstadt kritisch beleuchtet. Sie möchte Anspruch und Realität des Städtischen Umwelt- und Naturschutzes in Hamburg gegenüberstellen. Die Naturschutzjugend (NAJU) im NABU Hamburg veranstaltet zur Umwelthaupstadt im September 2011 den Jugendumweltgipfel "Wir machen Stadt". Hamburg gehört zu den wenigen Metropolen in Deutschland, die im gesamten Stadtgebiet keine Umweltzone eingeführt hat.

Am 15. Dezember 2010 übernahm Hamburg den Titel von Stockholm.[6]

Der Zug der Ideen[7] der Umwelthauptstadt Hamburg verkehrt durch ganz Europa, um die "Visionen für die Städte der Zukunft" vorzustellen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Umwelt: Kommission lanciert Bewerbungsverfahren für den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ für 2012 und 2013, PM vom 23. Oktober 2009
  2. Umwelt: Kommission lanciert Bewerbungsverfahren für den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ für 2012 und 2013, PM vom 23. Oktober 2009
  3. Internetseite der Europäischen Kommission zur European Green Capital (Englisch, abgerufen am 24. November 2010)
  4. Aktuelles aus der ETAP-Politik: Stockholm setzt sich für nachhaltige Stadtentwicklung ein abgerufen am 15. Dezember 2010
  5. FHH, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: Hamburg - Umwelthauptstadt Europas 2011 abgerufen am 15. Dezember 2010
  6. FHH - BSU: Hamburg jetzt offiziell „Umwelthauptstadt Europas 2011“ - Staatsrat Dr. Jäger nimmt in Brüssel Titel in Empfang abgerufen am 15. Dezember 2011
  7. Zug der Ideen - Visionen für die Städte der Zukunft

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