Gartenfeld (Berlin)

Gartenfeld (Berlin)
Ehemaliges Siemens-Kabelwerk Gartenfeld

Gartenfeld ist eine Ortslage im Berliner Ortsteil Siemensstadt des Bezirks Spandau. Gartenfeld liegt im äußersten nordwestlichen Bereich der Siemensstadt an der Grenze zu Tegel und wird gelegentlich als Insel bezeichnet, da das Gelände vollständig von zwei Armen des Berlin-Spandauer Schifffahrtskanals (früher Hohenzollernkanal) umgeben ist.

Inhaltsverzeichnis

Insellage

Die Insellage entstand zwischen 1906 und 1914 beim Bau des Großschiffahrtweges Berlin–Stettin für größere Schiffsabmessungen, in dessen Zuge der Kanal ausgebaut und nordöstlich von Gartenfeld direkt zur Havel gezogen wurde. Der alte Kanalteil (heute: Alter Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal) aus den Jahren 1848/1859 blieb bestehen und umschließt Gartenfeld im Süden und Westen. Der alte Kanal mündete ursprünglich an der Kleinen Malche in den Tegeler See. Das Mündungsstück zwischen der Havelhaltung des neuen bzw. ausgebauten Kanalteils und der Kleinen Malche wurde später trockengelegt.

Über die Insel führt die Gartenfelder Straße, die im Norden nach der Tegeler Brücke in die Bernauer Straße übergeht. Im Süden verbindet die Gartenfelder Brücke mit dem Ortsteil Haselhorst.

Geschichte

Ein von den Nazis zwangsverschleppter kroatischer Arbeiter im Siemens-Kabelwerk in Berlin-Gartenfeld, 1943
Empfangsgebaude des Bahnhofs Gartenfeld mit der Nutzung durch ein Gartencenter, 2007

Das Gut Gartenfeld war ursprünglich ein Teil des Gutes Haselhorst. Das Grundstück gehörte dem königlichen Amt Spandau. 1812 wurde es an den Oberamtmann Grützmacher verkauft, der 1815 das Gutshaus an der heutigen Gartenfelder Straße bauen ließ, das 1965 abgerissen wurde. Teile des Gutes werden für den Bau des Spandauer Schiffahrtskanals (zwischen 1848 und 1859) abgegeben.[1] Das Gut Gartenfeld wurde 1860,[2] nach anderer Quelle 1865[1] davon abgetrennt.

Im Dezember 1910 erwarb die Firma Siemens das Gut Gartenfeld. 1911 wurde das Kabelwerk Gartenfeld[3] erbaut und Anfang 1912 in Betrieb genommen.[2] Zur Erschließung wurde Gartenfeld am 8. Januar 1912 über eine vor dem Kabelwerk endende Stichstrecke auch an das Netz der Straßenbahn angeschlossen.[4] Die letzten Straßenbahnen fuhren hier 1960.[5] Durch den Kanalausbau wurde der Industriebereich der Siemenswerke 1914 zur Gartenfelder Insel. Im Jahre 1923 kaufte Siemens auch den östlichen Teil dieser Fläche zur Erweiterung der Produktionsanlagen.[3]

1998 wurde das Kabelwerk Gartenfeld an die Mailänder Firma Pirelli verkauft,[3] die es 2002 stilllegte. Seitdem wurden große Teile der ehemaligen Siemens-Produktionsstätten zum Gewerbepark Gartenfeld umgewandelt und Fremdnutzern zur Miete, Pacht oder zum Kauf übereignet.[2]

Ehemaliger Bahnhof Gartenfeld

Der Bahnhof Gartenfeld war Endpunkt der am 18. Dezember 1929 eröffneten Siemensbahn. Er erhielt einen provisorischen Mittelbahnsteig zu ebener Erde, da bei einer angedachten Streckenverlängerung der S-Bahn in Richtung Hakenfelde mit einer Hochlegung gerechnet wurde, sowie ein repräsentatives, mit einem Wohnhaus verbundes Empfangsgebäude.[6]

In der Abstellanlage Gartenfeld wurden nach Ende des morgendlichen Berufsverkehrs die Züge abgestellt, um nachmittags die Rückfahrt in kurzer Reihenfolge wieder aufnehmen zu können. Die ursprünglich sechsgleisige Abstellanlage konnte zwölf Vollzüge aufnehmen. Das Stellwerk war für einen Zugabstand von 150 Sekunden ausgelegt, normalerweise war der Zugabstand im Berufsverkehr alle fünf Minuten.[7]

Mit dem Reichsbahnerstreik vom September 1980 wurde der S-Bahnverkehr eingestellt und nach dessem Ende nicht wieder aufgenommen. Das ehemalige Empfangsgebäude und der Bahnsteig werden heute – passend zum Namen – von einem Gartencenter genutzt.[6]

Weblinks

 Commons: Gartenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Haselhorst auf stadtwiki.over-blog.de
  2. a b c Gartenfeld im Lexikon der Siemensstadt in Berlin
  3. a b c Kabelwerk Gartenfeld im Lexikon der Siemensstadt in Berlin
  4. Straßenbahn in Siemensstadt im Lexikon der Siemensstadt in Berlin
  5. Straßenbahnnetz Berlin 1960 auf saschateichmann.de (private Website)
  6. a b S-Bahnhof Gartenfeld auf stadtschnellbahn-berlin.de
  7. Die Abstellanlage Gartenfeld auf stadtschnellbahn-berlin.de

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