Georg Karl Rohde

Georg Karl Rohde

Georg Karl Ernst Rohde (* 30. August 1874 in Oldenburg; † 4. März 1959 in Bremen) war ein in Bremen ansässiger Glasmaler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rohde wurde am 30. August 1874 als Sohn des Magistratsaktuars Christian Wilhelm Rohde in Oldenburg geboren. Dort erlernte er das Malerhandwerk. 1896 war er zusammen mit seinem Freund Heinrich Wilhelm Roß an der Oldenburgischen Kunstgewerbe Schule. Er wandte sich aber bald der Glasmalerei zu, die er sich ohne formelle Ausbildung aneignete. 1901 zog er nach Bremen und war hier in einer Glaserei künstlerisch tätig, 1903 bewährt er sich als Dekorationsmaler im Bremer Ratskeller; Roß ist dabei sein Mitarbeiter. Dort malen sie, in einem Wettstreit mit Albert Ritterhoff, zwei Priölken (Plattdeutsch für Laube oder kleines Zimmer; hier: Séparées für 4 bis 5 Personen) aus und signieren sie mit G. K. Rohde und H. W. Ross. Eines dieser Wandgemälde ist erhalten und wurde 2011 restauriert. 1906 eröffnete er ein selbständiges Atelier, in dem zeitweise bis zu 16 Mitarbeiter beschäftigt waren. 1906/07 ist der Teilhaber der Firma Ross und Rohde in Wiesbaden. An den beiden Glasbildern von 1907 in der Wandelhalle des Kurhauses in Wiesbaden ist die Firma Ross und Rohde. Auf der Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden und der Weltausstellung Brüssel 1910 soll er ausgezeichnet worden sein. Rohde war Mitglied des Deutschen Werkbundes. Im Februar 1921 gibt er die Wiesbadener Beteiligung auf. Unterbrochen durch zwei Weltkriege war er bis 1957 mit zahlreichen großen und kleinen Aufträgen beschäftigt.

Sein Sohn war der Fotograf Werner Rohde.

Bedeutung

Die Glasmalerei, die mit dem Ende des Mittelalters rapide an Bedeutung verloren hatte, gewann erst mit der Neogotik des 19. Jahrhunderts wieder neue Auftraggeber. Viele Werke dieser Epoche waren Umsetzungen von malerischen Entwürfen, die nicht immer Rücksicht auf technische und formale Bedingungen dieser Glaskunst nahmen. Rohde, in dessen Person sich künstlerisches Wollen und handwerkliches Können vereinte, versuchte dagegen, die Eigenarten des Werkstoffs ästhetisch zu nutzen, „den Geist des Mittelalters neu zu beleben“ und „mit farbigem Licht zu malen“, wie zeitgenössische Kritiker rühmten. In seinen stärker stilisierten Werken nach dem Ersten Weltkrieg ist ein Einfluss des Glasmalers Jan Thorn Prikker zu beobachten.

Werk

In Rohdes Gesamtwerk überwiegen die oft umfangreichen Glasgemälde für norddeutsche Kirchen. Auch öffentliche Gebäude, vor allem in Bremen, wurden von ihm mit Farbfenstern versehen. Gelegentlich übernahm er Aufträge für dekorative Ausmalungen (Priölken im Bremer Ratskeller; Bockhorn, St. Cosmas und Damian). Die Priölken hat er 1903 zusammen mit seinem Freund Roß angefertigt. Eine Ausmalung ist erhalten und wurde 2010 gereinigt und mit Hilfe des Originalentwurfes an den Schadstellen ergänzt. Die u.a. Beschreibungen folgen den Entwürfen. Schmerzhaft ist die Zerstörung des Gemäldes der einen Priölke, möglich ist aber, dass sie sich hinter einer irgendwann angebrachten hölzernen Verkleidung verbirgt.

Eine Priölken - Malerei im Rathaus ist nicht erhaltenen. Nach Aussage seines Sohnes Fritz Ross wurde die Arbeit während der Zeit des Nationalsozialismus wegen eines Zitates von Heinrich Heine zerstört oder abgedeckt. Beschreibung nach dem Entwurf von Ross: Umlaufender Spruch oberhalb des Wandbildes, weiße Schrift vor schwarzem Hintergrund. Stilisierte Blume nach jedem Wort: „Fort mit den Grillen (unleserlich) es froh. Dulce Est Desipere in Loco“. Linke Seite: Blüten, Früchte, Blätter und vier Vögel (Pfauen, verschiedene Gesten), geschlungenes Spruchband mit dem Text: „Bremer wes bedaechtig, lat nich mehr in den du bist maechtig.“ Rechte Seite: Fortsetzung des Bildes von links mit zwei weiteren Vögeln. Ganz links eine Spruchtafel mit einem großen Eingangsletter G: „Glücklich der / Mann der / den Hafen / erreicht hat/ und hinter sich liess das / Meer und / die Stürme und jetzo warm u. ruhig sitzt / im guten Rathskeller zu Bremen. H. HEINE.“ Vergleicht man diese Beschreibung mit der Bildbesprechung vom 24. Mai 1903 für die erste Nische („ein lustiges Geranke von Blumenzweigen, zwischen denen Vögel herumflattern, Bandrollen mit geschmackvoll verteilter Schrift, eine ruhige Gesamthaltung der Farben“), so kann sie auf das nicht erhaltene Wandgemälde verweisen.

Ein erhaltenes Wandgemälde nach der Beschreibung von Ross: Linke Seite: Blütenbüsche und Ranken, St. Urban (?) in einem einer Toga ähnlichen Gewand, langes, um den Kopf geschlungenes Spruchband (Text: „Hat Urban Sonnenschein, verspricht er viel und guten Wein“). Fensterumrahmung mit stilisierten Blüten. Ausgespart das Fenster. Rechte Seite: Baum und Blütenbüsche. Gekrönte weibliche Person in Schürze und Kleid (angehoben) mit geneigtem Kopf, mit einer Krone bedeckt, in der rechten Hand eine Blume haltend. Geschwungenes Spruchband mit dem Text: „Du bist wie die Ros’ im Rathskeller zu Bremen! Das ist die Rose der Rosen“. In der Bildbesprechung vom 24. Mai 1903 heißt es: „Für das zweite der Priölken wird der Künstler in gleicher Weise, den Grundton des hellen Putzes nutzend, die Halbfiguren der zwölf Apostel zum Motiv nehmen (...) umrahmt von Blattranken und Blumen.“ ist zu entnehmen, dass das Bild noch nicht vollendet ist und das heute noch existierende Bild, statt der zwölf Apostel nur noch St. Urban erscheint. Die zwölf Apostel sind auch die berühmten Weinfässer des Ratskellers.

Seine kleinformatigen Hinterglasmalereien richteten sich eher an private Erwerber. Viele Glasfenster haben den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. In die folgenden chronologischen Listen sind bevorzugt die noch erhaltenen Fenster aufgenommen.

Kirchenfenster

  • Wiesbaden, Kurhaus, Wandelhalle, zusammen mit Roß, 1907 (2007 restauriert)
  • Wildeshausen, Stiftskirche St. Alexander, 1909
  • Braunschweig, St. Jakobi, 1911
  • Bremen-Osterholz, Hauptkapelle des Friedhofs, um 1920
  • Lesum, Ev. Pfarrkirche St. Martini, 1930
  • Hemeln, ev.- luth. Kirche, 1937
  • Bremen, St.-Josephstift, Kapelle, 1948
  • Bremen, Dom, Westrose, 1950 und Chorfenster
  • Bremen-Grambke, 1954
  • Bremen-Oberneuland, 1957

Profane Glasfenster

  • Brüssel, Weltausstellung 1910, Acht Frauenfiguren für das „Trauzimmer“ im Deutschen Pavillon
  • Amtsgericht in Nordenham, 1913
  • Bremen, ehem. Biermann-Villa, jetzt Focke-Museum Bremen, 1913 (?)
  • Trauernde, Glasbild, Bleiverglasung, versch. Techniken, Jugendstil (?), signiert: R. u. R. Wiesb., ca. 1913
  • Madonna, Glasbild, Bleiverglasung, versch. Techniken, Jugendstil (?), signiert: Rohde, ca. 1913

Bewertung seines Werkes

In den Monatsheften für Deutsche Kunst und Dekoration (Bd. XXIV von April 1909) findet sich eine Bewertungen der Arbeiten von Rohde und Roß: „Eine der hervorragendsten künstlerischen Kräfte, über die das heutige Bremen verfügt, ist der Glasmaler Georg K. Rohde. Die Zeit, wo man die bunte Pracht der Glasmalerei um ihrer selbst willen liebte, ist vorüber. Der Raumgedanke der Gegenwart verlangt gebieterisch — und mit Recht — dass sich das Fenster einordne in den gesamten Sinn von Wand und Decke; und in diesem Zusammenwirken fügt sich das farbenprunkende, meist sehr anspruchsvolle Glasgemälde der Zeit, wie es um 1890 üblich war, schlechterdings nicht mehr. Seine Anwendung verlangt heute viel mehr taktvolle Vorsicht, seine Farben, sein Material, seine Linien müssen sehr viel stärker aus dem gesamten Organismus der Wand, ihrer Gliederung und Farbenhaltung entwickelt werden. Und dafür gerade hat Rohde eine sichere Begabung an den Tag gelegt. Die als Darstellung der fünf Sinne gedachten Putten, von denen wir drei hier wiedergeben, sind als farbige Mittel(pun)kte in die farblosen Scheiben der hohen Sprossenfenster eingefügt, die vom Speisezimmer des Hauses Strauch nach dem Garten führen. Für die Ratskellerfenster, das aus nächster Nähe und mit Muße betrachtet zu werden bestimmt ist, hat der Künstler lustige alte und neue Motive bald farbig satt, bald nur wie eine vergilbte Handzeichnung wirkend und wie zufällig zwischen die alten Scheiben gesetzt zu einem sehr amüsanten Bilderbogen vereinigt. Sein größter Vorzug — ein Vorzug, der sich freilich aus den Abbildungen kaum erkennen lässt — ist die sparsame und höchst wirkungsvolle Auswahl und Ausnutzung des Materials; mit ganz wenigen Farbtönen doch reiche Wirkungen zu erzielen, die Schönheit und Leuchtkraft des Farbenglases ganz herauszuholen und die festen großen Linien der Bleikonturen in ihrer dekorativen Wirkung zu beherrschen, das ist das Wesentliche dieses vornehmen Materialstils.“

Literatur

  • Gustav Brandes: Der Glasmaler Georg K. Rohde. In: Niedersachsen. Band 30/1, 1925, S. 357–365.
  • Wilhelm Lührs (Bearb.): Bremische Biographie 1912–1962. Bremen 1969, S. 416f.
  • Erhard Remmert: Jugendstilfenster in Deutschland, 2. Aufl. Weingarten 1988, S. 138, 139, 163 (nur Abb.).
  • Alexander Koch (Hg.): Deutsche Kunst und Dekoration. Illustrierte Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungs-Kunst und Künstlerische Frauenarbeiten. Verlagsanstalt Alexander Koch, Band XXIV, Darmstadt 1909.

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