Herrenhaus Dolgen

Herrenhaus Dolgen
Herrenhaus Dolgen (Oktober 2003)

Das Herrenhaus Dolgen in Dolgen am See ist ein ursprünglich im 16. Jahrhundert errichtetes und danach immer wieder umgebautes Gutshaus im Stil der Neorenaissance. Sein heutiges Aussehen erhielt es nach Umbaumaßnahmen in den 1890er Jahren durch Gustav Freiherr von Plessen.[1] Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten, die im Jahr 1995 begannen, wurde es in diesen Zustand weitgehend authentisch zurückversetzt.

Inhaltsverzeichnis

Historisches zum ehemaligen Rittergut und Gutsdorf Dolgen

Im Jahre 1285 verlieh der Herr von Werle Nikolaus II. das Dorf Dolgen am See an den Rostocker Bürger Nikolaus und der Ort wurde erstmalig urkundlich erwähnt. Wenige Jahre später gelangte es in den Besitz des Klosters zum Heiligen Kreuz. Dolgen gehörte bis 1945 zu den ritterschaftlichen Gütern und hatte nach Niekammer’s Adressbuch eine Größe von 468,1 Hektar.[2] Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1945 gehörte das Gut der Familie von Plessen. Bis zu seinem Tode im Jahre 1837 lebte Leopold von Plessen hier.[3] In der Erbfolge kam das Herrenhaus in den Besitz seines Sohnes Hermann, der mecklenburgischer Kammerherr wurde. Der letzte Eigentümer aus dem uradeligen mecklenburgischen Geschlecht „derer von Plessen“ verübte zusammen mit zahlreichen weiteren Bewohnern des Dorfes am 2. Mai 1945 Selbstmord, als die Rote Armee in Dolgen einmarschierte.[3][4]

Die Geschichte des Herrenhauses und seines zugehörigen Gebäudeensembles

Die uradelige mecklenburgische Familie von Drieberg ließ auf Teilen der ehemaligen Burgfundamente zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein Gutshaus errichten. Unter dem Gebäude befand sich bis zum Kriegsende im Jahre 1945 ein Fluchttunnel, der aus der Zeit der mittelalterlichen Burganlage stammte; ob dieser Tunnel im Zuge der epochalen Nachkriegsereignisse bis heute erhalten blieb, wurde nicht überliefert.[5] Im Laufe der Zeit erfuhr dieses Haus immer wieder bauliche Veränderungen. Im Jahre 1782 wurden das Gebäude sowie das Rittergut Dolgen insgesamt Eigentum des späteren Ministers, Geheimeraths- und Regierungspräsidenten (1836) Mecklenburgs, Leopold von Plessen. Dieser ließ zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Gutshaus zu einem repräsentativen Herrenhaus mit Mansardwalmdach und einem zweistöckigen Mittelrisalit im Stil der Neorenaissance umbauen und nutzte es ab dem Jahre 1824 bis zu seinem Tode im Jahre 1837 jeweils intensiv in den Sommermonaten.[6] Für den Umbau orientierten sich Leopold von Plessen und seine Frau Sophie an Plänen des Herrenhauses der Familie von Campenhausen in Orellen in Livland[7] (heute Ungurmuiža, Kirchspiel Raiskums, Gemeinde Pārgauja in Lettland)[8]. Dolgen und sein Herrenhaus erreichten unter Leopold von Plessen durch die Besuche zahlreicher in- und ausländischer Staatsgäste und anderer hochgestellter Persönlichkeiten beachtliche politische Bedeutung.[9] 1837 hatte das Rittergut Dolgen 93 Einwohner.[10] Die zum Gutsensemble gehörenden rohrgedeckten Stallungen und die zum Herrenhaus führende Kopfsteinpflasterallee wurden zu Zeiten der DDR sowie nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre 1990 vollständig beseitigt.[11][12] Im Jahre 1994 wurde das Herrenhaus von der Treuhandliegenschaftsgesellschaft im Bieterverfahren versteigert und anschließend umfassend und weitgehend detailgetreu im Stil der Neorenaissance saniert. Es wird heute zu Wohnzwecken genutzt.[13] Das zum Gutsensemble und Herrenhaus Dolgen gehörende Verwalterhaus blieb ebenfalls erhalten und wurde saniert.[14]

Einzelnachweise

  1. Hartwig von Plessen: Das Gut Dolgen - In: Mecklenburgische Gutsherren im 20. Jahrhundert (2000), S. 527-531
  2. Niekammer's Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IV. Mecklenburg. Leipzig 1928, S. 24.
  3. a b Orte in MV: Dolgen
  4. Abschiedsbrief des Leopold Freiherr von Plessen
  5. Hartwig von Plessen: Das Gut Dolgen. - In: Mecklenburgische Gutsherren im 20. Jahrhundert (2000), S. 527-531
  6. Ulrike Palme: Leopold von Plessen. In: Mecklenburger in der deutschen Geschichte des 19. und 20 Jahrhunderts. Herausgegeben von Prof. Dr. Ilona Buchsteiner. Ingo Koch Verlag. Rostock 2001. Seite 79-80.
  7. "Gutshof unter den Eichen", Katalog der Ausstellung im Schlossmuseum Rundale und im Herder-Institut Marburg, 1998
  8. Ungurmuiža (Orellen) bei tournet.lv
  9. Vergl. Begrüßungstafel der Gemeinde Dolgen am See "Willkommen in Dolgen"
  10. Gustav Hempel: Geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Mecklenburger Landes, Verlag von Edmund Frege, Güstrow 1837, S. 270, 5. Abs.
  11. Vgl. Historische Fotografie des Gutsensembles um 1900
  12. Vgl. Historische Fotografie der Stallungen und des Gebäudeensembles um 1943
  13. Gutshäuser.de: Dolgen bei Laage
  14. Verwalterhaus
  15. Orellen - Gutshof unter den Eichen. Katalog der Ausstellung im Schlossmuseum Rundale und im Herder-Institut Marburg, 1998, S. 104

Weblinks

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