Johann Friedrich Schäffer

Johann Friedrich Schäffer
Die Orgel in Homberg (1735)

Johann Friedrich Schäffer (auch Schäfer oder Scheffer) (* nach 1685) war ein Orgelbauer aus der Barockzeit, der in Hessen wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schäffer wurde als Sohn des Orgelbauers Jost Friedrich Schäffer und seiner Ehefrau Maria Juliana aus Langensalza geboren, der sich 1677 in Eschwege niederließ. Als Geburtsjahr wird 1686 oder später angenommen.[1] 1731 ist Schäffer in Witzenhausen angesiedelt, wechselte aber mehrmals den Wohnort.[2] 1732 ist eine erste Orgelbautätigkeit Johann Friedrich Schäffers nachgewiesen. Als er am 28. Oktober 1732 in Wolfhagen die Witwe des Hoforgelbauers Johann Friedrich Stertzing aus Kassel heiratete, hat er möglicherweise auch dessen Werkstatt fortgeführt. In Kassel werden 1732 und 1736 zwei Söhne getauft. Ein weiterer Sohn wird 1739 in Wolfhagen getauft, wo seine Frau am 17. April 1741 begraben wird.[1] In zweiter Ehe heiratate Schäffer am 13. Mai 1744 in Korbach Dorothea Elisabeth Hagenbusch. Die 1745 geborene Tochter wird ein Jahr später begraben. Im Dezember desselben Jahres wird ein Sohn in Gellershausen und 1748 eine Tochter in Wolfhagen getauft, wo 1750 ein Sohn konfirmiert wird.[1] 1748 ist Schäffers letzte Tätigkeit als Orgelbauer bezeugt.[3]

Werk

Schäffers Werke sind über den Pfeifenfeldern reich mit Schleierwerk verziert und weisen meist seitliche „Orgelohren“ auf. Größere Werke verfügen über ein Brustwerk und haben wie in Homberg und Korbach einen breit angelegten Prospekt.[4] Das Hauptwerk ist entsprechend dem „mitteldeutschen Normaltyp“ mit drei Pfeifentürmen und dazwischen eingeschossigen Flachfeldern gestaltet. Oberhalb der Flachfelder können Ornamentfelder auftreten. Das Pedalwerk ist in seitlichen Rundtürmen untergebracht.[5] Ungewöhnlich ist das Werk in Wetterburg gestaltet, das möglicherweise für Schloss Arolsen gebaut wurde: Zwei große Rundtürme rahmen ein Flachfeld, das durch das fürstliche Wappen von Waldeck-Pyrmont abgeschlossen wird.[6] Johann Philipp Schellhase gilt als Schüler Schäffers.[2]

Werkliste

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1732/33, 1735 Homberg (Efze) Stadtkirche St. Marien Orgelprospekt.jpg II/P 1732/33 Neubau, 1735 Erweiterung um 4 Register;[3] nur reich verzierter Prospekt von Josef Dietrich Göhring im Régencestil erhalten (heute III/P/32) → Orgel
1736 Melsungen Ev. Stadtkirche
1737 Oberkaufungen Ev. Stiftskirche Reparatur oder Umbau; 1802 ersetzt
1740 Bad Arolsen (?) Schloss Arolsen (?) I/P 7 Möglicherweise 1846 nach Wetterburg überführt; 1862/63 von Jakob Vogt eingreifend umgebaut; nur Prospekt erhalten
1742/43 Korbach Nikolaikirche I/P 1982 Neubau von Dieter Noeske hinter dem erhaltenen Prospekt, der dem von Homberg ähnelt
1747 Wolfsanger Johannis-Kirche Erweiterung um ein Pedal; nicht erhalten
1747/48 Wolfhagen Stadtkirche II/P Umbau der Orgel von Johann Friedrich Ster(t)zing (1725); Prospekt erhalten

Literatur

  • Dieter Großmann: Kurhessen als Orgellandschaft. In: Acta Organologica. 1, 1967, S. 69–112.
  • Dieter Großmann: Orgeln und Orgelbauer in Hessen. 2. Auflage. Trautvetter & Fischer, Marburg 1998, ISBN 3-87822-109-6 (Beiträge zur hessischen Geschichte 12).
  • Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 144–202.
  • Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 43).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 185.
  2. a b Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8, S. 281 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 43).
  3. a b Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 186.
  4. Dieter Großmann: Orgeln und Orgelbauer in Hessen. 2. Auflage. Trautvetter & Fischer, Marburg 1998, ISBN 3-87822-109-6, S. 52 (Beiträge zur hessischen Geschichte 12).
  5. Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 160.
  6. Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 166.

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