Matthias von Kunwald

Matthias von Kunwald

Matthias von Kunwald (auch Matthäus von Kunwald; tschechisch Matěj z Kunvaldu; lateinisch Matthias Convaldensis; * um 1440 in Kunwald; † 1500 in Leipnik) war von 1467 bis zu seinem Tod im Jahre 1500 Bischof der Unität der Böhmischen Brüder. Von 1468 bis 1494 bekleidete er das Amt des Seniors[1].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Bauernsohn Matthias von Kunwald war ein Anhänger der Böhmischen Brüder, die 1453 vom Utraquisten Jan Rokycana die Erlaubnis erhalten hatten, sich im ostböhmischen Kunwald, das zur Herrschaft Lititz gehörte und im Besitz des späteren Königs Georg von Podiebrad war, niederzulassen.

Am 26. März 1467 wurde Matthias auf der Brüdersynode in Lhotka bei Reichenau zusammen mit dem Schneider Thomas von Přelouč († 1518) und dem Müller Elias von Křenowitz († 1503) zum Priester der Brüdergemeinde gewählt. Die Wahl erfolgte durch ein Losverfahren in der Weise, dass zuerst zwanzig Männer vorgeschlagen und im zweiten Wahlgang hieraus neun bestimmt wurden. Aus diesen wiederum sollten drei durch Los für das Priesteramt bestimmt werden. Dazu wurden zwölf Zettel vorbereitet, von denen neun unbeschrieben waren und die restlichen drei Zettel mit einem „Est“ (Der ist es) versehen wurden. Nach einem gemeinsamen Gebet wurden neun der zwölf zusammengefalteten Zettel an die neun Männer verteilt. Alle drei der mit „Est“ beschriebenen Zettel befanden sich unter den verteilten Zetteln. Sie fielen an die Fratres Matthias, Thomas und Elias, die von der Brüdersammlung angenommen wurden.

Da die so Gewählten auch die Priesterweihe erhalten sollten, sandte die Brüderunität drei bereits ordinierte Priester zu dem in Österreich verborgenen Waldenser-Bischof Stephanus. Er weihte diese drei Priester, von denen namentlich nur Michael von Žamberk bekannt ist[2], zu Bischöfen[3].

Nach ihrer Rückkunft weihte Bischof Michael von Žamberk auf einer weiteren Synode die bereits durch Los erwählten drei Männer Matthias von Kunwald, Thomas von Přelouč und Elias von Křenowitz zu Priestern. Anschließend empfing Matthias von Kunwald die Bischofsweihe. Nach Michael von Žamberk und dessen zwei namentlich nicht bekannten Mitbischöfen war Matthias von Kunwald somit der vierte Bischof der Brüderunität. Nachdem im Rahmen der neuerlichen Verfolgungen Bischof Michael von Žamberk 1468 gefangen genommen wurde, fiel ihm das Seniorat zu. Als Seelsorger war er für die Region Ostböhmen zuständig.

In seiner Funktion als Senior war Matthias für die Weihe der Priester zuständig. Das von ihm eingesetzte Ratskollegium, aus dem sich später der „Enge Rat“ entwickelte, bestand aus Laienbrüdern und Priestern. 1494 gab er das Seniorat auf, da es ihm nicht gelang, zwischen den Anhängern des Lukas von Prag und einer Gegengruppierung, die eine strengere Moral anstrebte, zu vermitteln. Nach seinem Tod im Jahre 1500 folgte ihm im Bischofsamt Lukas von Prag als einer von vier Bischöfen.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Senior bzw. auch Praeses oder Ältester war der nach der Konsekration älteste unter den übrigen Bischöfen.
  2. Nach David Cranz: Alte und Neue Brüder-Historie, S. 91 waren es ein Prediger der Waldenser sowie ein katholischer Priester.
  3. Ludwig Schaaf: Die evangelische Brüdergemeinde

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Thomas von Přelouč — (auch Thomas von Przelautsch; tschechisch Tůma Přeloučský, auch Tomáš Přeloučský; lateinisch Thomas Praelaucius[1]; * um 1435 in Přelouč; † 23. Februar 1518 in Přerov) war einer der ersten Priester der Unität der Böhmischen Brüder und von… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael von Žamberk — (auch Michael von Senftenberg[1]; Michael von Bradaczow[2]; tschechisch Michal ze Žamberka, lateinisch Michael Bradacius; † 1504) war zunächst ein Geistlicher der Utraquisten und ab 1467 Bischof der Unität der Böhmischen Brüder. Leben Michael war …   Deutsch Wikipedia

  • Elias von Křenowitz — (auch Elias von Křenovice; Elias von Chřenovice; Elias von Krschenow[1]; Elias von Krzenow[2]; tschechisch Eliáš Křenovský, auch Eliáš Chřenovský; lateinisch Elias Chrzenovius; * in Křenowitz[3] ; † 1503 in Prostějov) war einer der ersten… …   Deutsch Wikipedia

  • Lukas von Prag — (tschechisch Lukáš Pražský; lateinisch Lucas Pragensis); * um 1460 vermutlich in Prag; † 11. Dezember 1528 in Jungbunzlau) war ein tschechischer Theologe und Bischof der Unität der Böhmischen Brüder sowie Verfasser zahlreicher theologischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans von Dohnanyi — (deutsche Briefmarke, 2002) Hans von Dohnanyi [doˈnaːni] (* 1. Januar 1902 in Wien; † 9. April 1945 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Jurist und Widerstandskämpfer gegen d …   Deutsch Wikipedia

  • Ernst von Dohnányi — [ˈdoxnaːnji] (auch Dohnányi Ernő; * 27. Juli 1877 in Pressburg; † 9. Februar 1960 in New York) war ein ungarischer Pianist und Komponist …   Deutsch Wikipedia

  • Kunvald — Kunvald …   Deutsch Wikipedia

  • Krajčí — Řehoř Krajčí († 12. August 1474 in Brandeis an der Adler), war böhmischer Reformator und einer der Begründer der böhmischen Brüder Unität. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarisches Werk 3 Auswirkungen 4 Literatur zum Thema …   Deutsch Wikipedia

  • Lhotka (Rychnov nad Kněžnou) — Geschützte Waldkiefer Lhotka ist ein untergegangenes Dorf im Vorland des Adlergebirges. Es lag südwestlich von Reichenau, weshalb es als Lhotka bei Reichenau (Lhotka u Rychnova nad Kněžnou) bezeichnet wird. Das Gebiet gehört jetzt zur Gemeinde… …   Deutsch Wikipedia

  • Řehoř Krajčí — (auch Bratr Řehoř; Bruder Gregor; * unbekannt; † 12. August 1474 in Brandeis an der Adler), war ein böhmischer Reformator und einer der Begründer der Unität der Böhmischen Brüder. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literarisches Werk 3 Auswirkungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”