Norbertinum (Magdeburg)

Norbertinum (Magdeburg)

Das Norbertinum Magdeburg – auch Norbertuswerk – war eine Ausbildungsstätte in Trägerschaft der katholischen Kirche, ein so genanntes Spätberufenenseminar, das Männern in der DDR ein Abitur mit dem ausschließlichen Ziel ermöglichte, ein Theologisch-Philosophisches Studium an der Fakultät in Erfurt zu absolvieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Norbertuswerk bestand vom April 1952 bis zum Juli 1999. Die Notwendigkeit ergab sich nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Hinblick auf die Vertriebenen, die durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsverhältnisse über eine lückenhafte Schulbildung verfügten oder sich aus finanziellen Gründen keine höhere Schulbildung leisten konnten. Später traten politische Aspekte hinzu. Das reglementierte Bildungssystem der DDR versperrte manchem, unabhängig von dessen Leistungen, den Weg zu einem Studium. Zudem sollten Männer aus Handwerksberufen, die sich zum Priester berufen fühlten, die Chance zu einem Studium bekommen.

Der zunächst 4-jährigen, ab 1968 mit Einführung der 10-Klassen-Schule 3-jährigen Ausbildung lag die Preußische Schulordnung von 1923 (Revision 1951) zugrunde, so dass sie als humanistisches Abitur mit den Altsprachen Griechisch und Latein gesehen werden konnte, die kurioserweise in der DDR nicht anerkannt war, wohl aber in der BRD. Von 1952 bis zum Schuljahr 1988/89 begannen in 38 Jahrgängen 1009 Männer ihre Ausbildung. Ungefähr die Hälfte wurde zum Priester geweiht.

Die Wende brachte die Anerkennung des Norbertuswerkes, die Öffnung für alle Abiturienten und gleichzeitig die Umbenennung in Kolleg Norbertinum. Nachlassende Aufnahmezahlen führten zur Schließung am 10. Juli 1999.

Durch die Hilfe des Bonifatiuswerkes wurde der Betrieb des Konviktes in der Magdeburger Sieverstorstraße 51 gewährleistet, wo die Theologieaspiranten zugleich lebten und lernten. Von 1952 bis 1970 lenkte der spätere Bischof Johannes Braun als Rektor die Geschicke des Hauses, wozu im Zusammenspiel mit der Staatsmacht der DDR eine diplomatische Vorgehensweise benötigt wurde.

Bekannte Norbertiner

Weitere Proseminare in der DDR

Literatur

  • Clemens Brodkorb: Finale Norbertinum. Lebendige Erinnerung an 47 Jahre Norbertuswerk Leipzig: St. Benno 1999, 110 S.ISBN 3-7462-1333-9
  • Daniel Lorek: Die Pastoral vor neuen Aufgaben. Katholische Ausbildungsstätten im Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg in: Rainer Bendel (Hg.): Vertriebene finden Heimat in der Kirche. Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945, Köln; Weimar; Wien: Böhlau 2008, 669 S. ISBN 978-3-412-20142-5

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Norbertinum — bezeichnet folgende mit dem hl. Norbert in Verbindung stehende Einrichtungen: Collegium Norbertinum (Köln), ehemaliges Studienhaus des Prämonstratenserordens in Köln, Deutschland Collegium Norbertinum (Prag), ehemaliges Studienhaus des… …   Deutsch Wikipedia

  • Weskamm — Franz Johannes Wilhelm Weskamm (* 13. Mai 1891 in Helsen bei Arolsen; † 21. August 1956 in Berlin) war von 1951 bis 1956 katholischer Bischof des Bistums Berlin. Weskamm wurde als ältester Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. 1909 erhielt er am… …   Deutsch Wikipedia

  • Wilhelm Weskamm — Wappen Wilhelm Weskamm, Bischof von Berlin 1951 1956 Franz Johannes Wilhelm Weskamm (* 13. Mai 1891 in Helsen bei Arolsen; † 21. August 1956 in Berlin) war von 1951 bis 1956 katholischer Bischof des Bistums Berlin. Weskamm wurde als ältester Sohn …   Deutsch Wikipedia

  • Humanistisches Gymnasium — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Die humanistischen Gymnasien bilden einen Gymnasialzweig, bei dem der Bezug des Unterrichtsstoffes zur europäischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchliches Proseminar Naumburg (Saale) — Das Kirchliche Proseminar Naumburg (Saale) war eine der vortheologischen Ausbildungsstätten in kirchlicher Trägerschaft, an denen in der DDR ein Abitur abgelegt werden konnte, das den Zugang zum Studium der Theologie oder Katechetik am… …   Deutsch Wikipedia

  • Norbert von Xanten — Der hl. Augustinus überreicht Norbert von Xanten seine Ordensregel, aus einer Abschrift der Norbertsvita (um 1140) Norbert von Xanten (* 1080/1085 in Gennep oder Xanten; † 6. Juni 1134 in Magdeburg) war der Stifter des Prämonstratenserordens und… …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Kardinal Meisner — (* 25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien) ist seit 1989 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kölner Kirchenprovinz …   Deutsch Wikipedia

  • Kardinal Meisner — Joachim Kardinal Meisner Joachim Kardinal Meisner (* 25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien) ist seit 1989 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kölner Kirchenprovinz …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Meisner — Joachim Kardinal Meisner 2010 (Gemälde von Gerd Mosbach) Joachim Kardinal Meisner (* 25. Dezember 1933 in Breslau, Niederschlesien) ist seit 1989 Erzbischof von Köln und Metropolit der Kölner Kirchenprovinz. Zuvor war er von 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Johannes Michael Schnarrer — (* 14. Juli 1965 in Sohland an der Spree; † 16. März 2008 in Wien) war ein deutscher Sozialethiker. Johannes M. Schnarrer in Wien Döbling Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”