Reformierte Kirche (Wymeer)

Reformierte Kirche (Wymeer)
Kirche in Wymeer

Die Reformierte Kirche in Wymeer im ostfriesischen Rheiderland wurde im Jahr 1886 als neugotische Saalkirche gebaut. Der Glockenturm datiert von 1788.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Obwohl sich in der Nähe das Kloster Dünebroek befand, bildete Wymeer im Mittelalter eine selbstständige Kirchengemeinde der Propstei Hatzum im Bistum Münster.[1] Das Kirchengebäude wurde in Folge der Ausbreitung des Dollart mehrmals nach Südosten verlegt. Der spätgotische Vorgängerbau wurde auf einer Warft errichtet. Er verfügte über 253 Sitzplätze und war im 19. Jahrhundert zu klein geworden. 1788 wurde die Kirche mit einem neuen Gewölbe versehen und erhielt einen frei stehenden Glockenturm aus Backstein, nachdem der hölzerne Turm eingestürzt war. Eine kleine Glocke datiert aus dem 13. Jahrhundert, eine größere von 1521 und eine neue von 2005.[1]

Die heutige Backsteinkirche aus dem Jahr 1886 wurde an gleicher Stelle nach Plänen des Architekten H. Vespermann im Stil der Neugotik errichtet. Die Schildgiebel weisen ein Konsolfries und eine Gipfelbekrönung aus Sandstein auf. Die Längsseiten sind durch Lisenen mit Stützelementen gegliedert. Die spitzbogigen Fenster zeichnen sich durch eisernes Maßwerk aus. An Nord- und Südseite dienen kleine polygonale Vorbauten als Windfang. Auch die Giebelseiten haben Lisenen und Spitzbogenfenster, im mittleren Feld ein hoch sitzendes, rundes Fenster.[1]

Innenausstattung

Der Innenraum ist entgegen der tausend Jahre alten Tradition im ostfriesischen Kirchenbau von West nach Ost ausgerichtet: Kanzel und Abendmahlstisch stehen im Westen und die Orgel auf einer Empore im Osten. Die Kanzel stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und hat ihre ursprüngliche weiß-goldene Fassung im Zuge der letzten Renovierungsarbeiten wieder erhalten.[2] Auch der Abendmahlstisch von 1590 wurde aus der Vorgängerkirche übernommen.[1] Der Innenraum wird von einem flachen hölzernen Tonnengewölbe abgeschlossen.

Johann Diepenbrock erbaute im Jahr 1888 die Orgel mit 15 Registern auf zwei Manualen und Pedal.[3] Der neugotische Prospekt und die Zungenregister wurden von anderen Firmen gebaut. Das Werk verfügt über eine mechanische Kegellade und ist nahezu vollständig erhalten. Nur die Prospektpfeifen mussten im Ersten Weltkrieg zu Rüstungszwecken abgetreten werden. Die Konzeption ohne Schwellwerk und die Disposition mit Mixtur und Trompete weisen auf die Klangästhetik in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Im Jahr 1992 erfolgte eine Restaurierung der Orgel durch die Orgelbauwerkstatt Alfred Führer.[4]

Zu den Vasa Sacra gehören ein verzierter Becher aus dem 17. Jahrhundert, der vermutlich von Meister Claes Hoppenbrouwer aus Emden angefertigt wurde, eine Zinnkanne aus dem Barock und eine von 1875, ein Becher und zwei Teller von Gerhard Oostheim (1863) sowie eine zinnerne Taufschale im Empirestil von Meister Janshen aus Emden.[1]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Paul Weßels (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Wymeer (PDF-Datei; 55,9 kB), gesehen 6. November 2010.
  2. Genealogie-Forum: Wymeer, gesehen 6. November 2010.
  3. Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 23. April 2011.
  4. Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1995, ISBN 3-928327-19-4, S. 117.

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