Courageous-Klasse

Courageous-Klasse

Die Courageous-Klasse war eine Klasse von Kriegsschiffen der Royal Navy. Sie bestand aus der HMS Courageous (deutsch: "mutig") und der HMS Glorious (deutsch: "ruhmreich"); die Halbschwester HMS Furious (deutsch: "erbost") wird von einigen Autoren auch als zu dieser Klasse gehörend gezählt.

Die Schiffe wurden im Ersten Weltkrieg als „Große Leichte Kreuzer“ (large light cruisers) gebaut. Gelegentlich wurden sie auch als „leichte Schlachtkreuzer“ (light battlecruisers) bezeichnet. Tatsächlich waren sie mit keinem anderen Schiffstyp zu vergleichen

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zu Flugzeugträgern umgebaut und als solche im Zweiten Weltkrieg eingesetzt. Courageous und Glorious gingen früh im Krieg verloren.

Inhaltsverzeichnis

Entwurf und Konstruktionsmerkmale als große leichte Kreuzer

Courageous-Klasse
HMS Glorious (1917) profile drawing.png
HMS Glorious als großer leichter Kreuzer
Klasse
Einheiten: 2 (HMS Courageous, HMS Glorious)
Technische Daten als große leichte Kreuzer
Verdrängung: Konstruktion: 19.629 t
Maximal: 23.053 t
Länge: zwischen den Loten: 224 m
über alles: 239,6 m
Breite: 24,7 m
Tiefgang: 7,1 m
Antrieb:
Geschwindigkeit: 32 kn
Bunkermenge: 750 t Öl normal
3160 t Öl maximal
Reichweite: ?  Seemeilen bei ?  Knoten
Besatzung: 829–842 Mann
Bewaffnung: Kanonen:
  • 4 x 38,1-cm-(15-in)-L/42
  • 18 × 10,2-cm-(4-in)-L/50
  • 2 x 7,6-cm-(3-in)-Flak

Torpedorohre:

  • 2 x 53,3-cm-(21-in)-Unterwasserrohre
  • 4 x 533-mm-Überwasserrohre
    (Glorious zeitweise 8 zusätzlich auf Achterdeck)
Panzerung: siehe Text

Entwurf und Bau der Schiffe gehen auf die Pläne des Ersten Seelords „Jackie“ Fisher zurück, im Falle eines Kriegs mit Deutschland durch die Royal Navy Truppen an der Küste von Pommern anzulanden. Zur Feuerunterstützung sollten schwer bewaffnete Schiffe mit geringem Tiefgang dienen, die zudem schnell sein mussten, um in die Ostsee einzudringen. Die Courageous-Klasse folgte dieser Spezifikation.

Für die als notwendig erachtete Geschwindigkeit von 32 kn zu erreichen, war ein schlanker Rumpf und eine für die damalige Zeit sehr hohe Leistung von 90.000 PS vonnöten. Zusammen mit der schweren Bewaffnung und einem Schiffskörper, der deutlich kleiner war als die der letzten Schlachtkreuzer, bedeutete dies, dass nicht genügend Gewicht für einen adäquaten Panzerschutz zur Verfügung stand.

Die beiden Schiffen verdrängten maximal 23.056 t bei einer Gesamtlänge von 239,6 m. Bewaffnet waren sie mit vier der bei für britische Großkampfschiffe dieser Zeit üblichen 38,1-cm-Schnellfeuerkanonen in zwei Zwillingstürmen vorn und achtern (hinten) und 18 10,2-cm-Schnellfeuerkanonen in Drillingslafetten zur Torpedobootsabwehr. Es handelte sich um dieselben Lafetten wie auf der Renown-Klasse. Die Lafetten waren kein Erfolg, da sie schwerfällig waren und zu wenig Platz für die Geschützbedienungen boten. Zwei 53,3-cm-Unterwasser-Torpedorohre wurden durch vier (Courageous) bzw. zwölf (Glorious) seitliche Überwasserrohre in Zwillingssätzen ergänzt, da die Unterwasserrohre bei Geschwindigkeiten von über 23 kn nicht einsetzbar waren.

Für eine Panzerung, die in der Lage gewesen wäre, schwere gegnerische Geschosse zu stoppen, war kein ausreichend großer Gewichtsanteil vorhanden. Es wurde deshalb eine sogenannte Binnenpanzerung oder Staffelpanzerung aus besonders zähem Stahl (High Tensile Steel oder HT-Stahl) entwickelt. Die Panzerung an den Außenseiten der Schiffe sollte einschlagende Geschosse verzögern und zur Explosion bringen; Splitterlängs- und –querschotten sollten die Explosionswirkung eingrenzen. Insgesamt entsprachen die Panzerstärken denen von Kreuzern.

Die Schiffe verfügten über einen Seitenpanzer von 76 mm Stärke, der sich vom vorderen bis zum hinteren Geschützturm und vom Torpedowulst bis zum Oberdeck erstreckte. Am Vorschiff war die Wasserlinie mit 51 mm Stahl gepanzert. Die Panzerung des Oberdecks betrug 25 mm, das Hauptpanzerdeck hatte eine Stärke von 19 mm mit 25 mm starken Böschungen, die in die Oberseite der Torpedowulste übergingen. Zusätzlich gab es über den vorderen Munitionskammern ein oberes Panzerdeck von 25 mm. Achtern schützte ein 38 bis 76 mm starkes unteres Panzerdeck Wellen und Ruderanlage. Im Schiff gab es auf beiden Seiten je ein Splitterlängsschott von 19 mm zwischen Oberdeck und Hauptpanzerdeck und vier Panzerquerschotten von 76 mm (das hinterste 51 mm) Stärke. Gegen Unterwassertreffer von Torpedos und Minen schützten ein Doppelboden sowie beidseits ein Torpedowulst und ein Torpedolängsschott von 25 bis 39 mm Stärke, das vom äußeren Teil des Doppelbodens bis zum Hauptpanzerdeck reichte.

Der Barbettenpanzer der schweren Artillerie hatte eine Stärke von 178 mm, die Panzerung der Türme war zwischen 108 und 330 mm stark. Die Panzerung des vorderen Kommandoturms lag zwischen 51 mm und 254 mm, die des hinteren zwischen 51 mm und 76 mm.

Als Antrieb dienten vier Parsons-Getriebeturbinen auf vier Wellen, die von 18 Yarrow-Schmalrohrkesseln mit Ölfeuerung gespeist wurden. Die Leistung betrug 90.000 PS für 32 kn.

Allgemein werden die Schiffe als Fehlkonstruktion eingestuft. Der zeitgenössische britische Marine-Jargon bezeichnete sie entsprechend als „Hush hush cruisers“. Der Panzerschutz war für Gefechte mit ähnlich bewaffneten Gegner viel zu schwach. Tatsächlich waren sogar die tragende Verbände so schwach, dass sie beim Abfeuern der schweren Artillerie durch den Rückstoß beschädigt wurden. Außerdem waren bei den im Ersten Weltkrieg angewandten Feuerleitverfahren vier Geschütze zu wenig, um bei den üblichen Gefechtsentfernungen und Geschwindigkeiten eine angemessene Trefferwahrscheinlichkeit zu gewährleisten.

Einsatz als Schlachtkreuzer

Glorious als großer leichter Kreuzer

Da ihre ursprüngliche Aufgabe entfallen war, wurden die beiden Schiffe als Verstärkung der Schlachtkreuzerdivision verwendet. Am 17. November 1917 waren sie an dem zweiten Seegefecht bei Helgoland beteiligt, wobei die Courageous beschädigt wurde. Nach dem Krieg wurden die Schiffe als Artillerieschulschiff verwendet.

Umbau zu Flugzeugträgern

HMS Glorious anchored.jpg
HMS Glorious 1934 als Flugzeugträger
Technische Daten als Flugzeugträger
Verdrängung: Standard: 22.860 t
Maximal: 26.924 t
Länge: wie vor
Flugdeck Courageous: 181 m
Flugdeck Glorious: 195 m
Breite: wie vor
Flugdeck: 30,5 m
Tiefgang: 8,6 m
Antrieb: wie vor
Geschwindigkeit: wie vor
Bunkermenge: 4275 t Öl maximal
Reichweite: 6630  Seemeilen bei 10  kn
Besatzung: 1354–1380 Mann
Bewaffnung: Kanonen:

12 × 12-cm-Flak
24 × 4-cm-Flak
Flugzeuge: 48

Unter den Bedingungen des Washingtoner Flottenabkommens wurden beide Schiffe ab 1924 zu Flugzeugträgern umgebaut. Dazu wurden Bewaffnung und Aufbauten entfernt. Sie erhielten zwei Hangardecks, darüber ein durchgehendes Flugdeck und einen festen Kommandostand (Insel) mit Schornstein auf der Steuerbordseite (rechts). Panzerung und Antriebsanlage wurden beibehalten, das Flugdeck erhielt zusätzlich eine Panzerung von 25 mm Stärke. Die Schiffe konnten 48 Flugzeuge aufnehmen und führten eine neue Abwehrbewaffnung von zwölf 12-cm-Fla-Geschützen, 24 4-cm-Maschinenkanonen in Achtlingslaffetten und eine Anzahl Fla-MGs.

Die 38,1-cm-Türme wurden im Zweiten Weltkrieg beim Bau des letzten britischen Schlachtschiffes HMS Vanguard verwendet.

Verbleib

Beide Schiffe gingen früh im Zweiten Weltkrieg verloren:

  • HMS Courageous wurde am 17. September 1939 durch Torpedos des deutschen U-Boots U 29 versenkt.
  • HMS Glorius wurde am 8. Juni 1940 bei der Evakuierung von Norwegen durch die deutschen Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau versenkt (einer von nur zwei Flugzeugträgern in der Geschichte, die allein durch Artilleriefeuer versenkt wurden).

Weblinks

 Commons: Courageous-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • Siegfried Breyer: Flugzeugträger 1917-1940. Marine-Arsenal Bd. 7 (Sonderheft), Podzun-Pallas-Verlag, Wölfersheim-Berstadt 1993.
  • Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlagsgesellschaft mbH, München 1970, ISBN 3-88199-474-2.
  • Jane's Battleships of the 20th Century. Harper Collins Publishers, London 1996, ISBN 0-004-70997-7.
  • Hans-Joachim Mau, Charles E. Scurell: Flugzeugträger - Trägerflugzeuge. Weltbild-Verlag (Lizenzausgabe für Bechtermünz Verlag), Augsburg 1996, ISBN 3-86047-122-8.
  • Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Band 2, Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1995, ISBN 3-89350-711-6.
  • Mike J. Whitley: Battleships of World War Two. Cassel & Co, London 2001, ISBN 0-304-35957-2.

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