Ferdinand II. (Sizilien)

Ferdinand II. (Sizilien)
Ferdinand II., König beider Sizilien
Statue Ferdinand II. im Nationalen Eisenbahnmuseum Pietrarsa

Ferdinand II. Karl (* 12. Januar 1810 in Palermo; † 22. Mai 1859 in Caserta) war König beider Sizilien.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ferdinand Karl war ein Enkel König Ferdinands I. und ältester Sohn König Franz I. und dessen zweiter Gemahlin, der Infantin Maria Isabel von Spanien. Er wurde am 12. Januar 1810 geboren.

Regierung

Am 8. November 1830 übernahm er von seinem Vater ein durch Adels- und Priesterherrschaft, Verschwendung des Hofs und Aufstandsversuche zerrüttetes Land und schien anfangs zu politischen Reformen geneigt. Er begann seine Regierung mit einer Amnestie sowie mit einer Regelung des Finanzwesens. Er ordnete wesentliche Einsparungen an, beseitigte dem Volk missliebige Beamte, hob die drückenden Jagd-Privilegien auf, gab die Getreideausfuhr frei, verbesserte das Heerwesen und wandte dem öffentlichen Bauwesen besondere Aufmerksamkeit zu. Dagegen wurden alle liberalen Bestrebungen mit der größten Härte niedergeschlagen und bestraft. Zur Unterstützung des Absolutismus organisierte Ferdinand eine kostspielige Militärmacht. Während seiner Regierung kam es zu einer Reihe von politischen Verschwörungen, in deren Folge ein raffiniertes Spionage- und Polizeisystem eingerichtet wurde.

Als sich Anfang Januar 1848 Sizilien erhob, sah sich Ferdinand am 19. Januar zur Gewährung einiger Reformen sowie zur Entlassung seiner bisherigen Ratgeber genötigt. Am 29. Januar erließ er eine Verfassung für beide Teile des Reichs und nahm bald darauf am Kampf gegen Österreich in Oberitalien teil. Die Sizilianer misstrauten indessen dem König und erkannten ihm und seiner Familie im Mai 1848 den sizilischen Thron ab. In der Tat nahm der König trotz feierlicher Beschwörung die Verfassung nicht ernst. Die Anfang 1848 zusammengerufenen Kammern löste er kurz darauf wieder auf. Nach der blutigen Unterwerfung Siziliens, bei der sich Ferdinand durch das grausame Bombardement von Messina den Namen Re Bomba erwarb, und der allgemeinen Reaktion in Italien beseitigte er die neue Verfassung gänzlich. Alle Beteiligten an der Reform des Staats ließ er auf das härteste verfolgen. 22.000 Menschen wurden wegen politischer Vergehen bestraft. Seine früheren Minister ließ Ferdinand vor seinen Augen Zwangsarbeit als Galeerensklaven verrichten. Aus dem konfiszierten Vermögen der Verurteilten bereicherte er sich selbst.

Als 1856 Frankreich und England infolge der Vorstellungen Sardiniens auf dem Pariser Kongress dem König im Interesse der Ruhe Italiens eine Änderung seiner Politik empfahlen, verbat er sich jede Einmischung in seine Regierung so entschieden, dass jene allen diplomatischen Verkehr mit Neapel abbrachen.

Das gegen Ferdinand am 8. Dezember 1856 versuchte Attentat des Agesilao Milano sowie verschiedene Aufstände bestärkten ihn nur noch entschiedener in der eingeschlagenen Richtung. Er zog sich zuletzt nach Caserta zurück, ließ in Neapel den Belagerungszustand erklären und starb am 22. Mai 1859.

Nach Ferdinand II. war zwischenzeitlich die Vulkaninsel Ferdinandea benannt, die im Juli 1831 im Golf von Neapel auftauchte, jedoch bereits im Dezember des Jahres unter der Meeresoberfläche verschwand.

Ehen und Nachkommen

Prinz Alfons Maria von Neapel-Sizilien

König Ferdinand II. vermählte sich am 21. November 1832 in Voltri mit Prinzessin Maria Christina von Savoyen, Tochter des Königs Viktor Emanuel I. von Sardinien-Piemont, die ihm den Kronprinzen gebar.

Ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte er sich im Januar 1837 in Neapel mit Maria Theresia von Österreich, der Tochter des Erzherzogs Karl von Österreich-Teschen, die ihm acht Söhne und vier Töchter gebar:

König Ferdinand II. wurde in der Kirche Santa Chiara beigesetzt.

Literatur

  • Nisco, Niccola: Ferdinando II. e il suo regno. - Neapel : Morano, 1884


Vorgänger Amt Nachfolger
Franz I. König beider Sizilien
1830 - 1859
Franz II.

Weblinks

 Commons: Ferdinand II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ferdinand I. (Sizilien) — Ferdinand I. von Neapel und Sizilien Ferdinand als …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand VII. — Ferdinand VII. von Spanien (Gemälde von Goya, 1814) Ferdinand VII. (span. Fernando VII, * 14. Oktober 1784 in San Ildefonso; † 29. September 1833 in Madrid) war König von Spanien von 1814 bis 1833 …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand I. — Ferdinand hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Ferdinand 1.1 Ferdinand I. 1.2 Ferdinand II. 1.3 Ferdinand III./... 2 Ferdinand …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand II. — Ferdinand hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Ferdinand 1.1 Ferdinand I. 1.2 Ferdinand II. 1.3 Ferdinand III./... 2 Ferdinand …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand III. — Ferdinand hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Ferdinand 1.1 Ferdinand I. 1.2 Ferdinand II. 1.3 Ferdinand III./... 2 Ferdinand …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand IV. — Ferdinand hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Ferdinand 1.1 Ferdinand I. 1.2 Ferdinand II. 1.3 Ferdinand III./... 2 Ferdinand …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand V. — Ferdinand hießen folgende Herrscher: Inhaltsverzeichnis 1 Ferdinand 1.1 Ferdinand I. 1.2 Ferdinand II. 1.3 Ferdinand III./... 2 Ferdinand …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand I. (Österreich) — Kaiser Ferdinand I. von Österreich Ferdinand I. Karl Leopold Joseph Franz Marcellin, genannt der Gütige, tschechisch Ferdinand Dobrotivý, (* 19. April 1793 in Wien; † 29. Juni 1875 in Prag) war von 1835 bis 1848 Kaiser von Österreic …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand I. von Neapel-Sizilien — Ferdinand I. von Neapel und Sizilien Ferdinand als König von Neapel und Sizilien im Alter von neun Jahren, 1760 …   Deutsch Wikipedia

  • Ferdinand IV. (Neapel) — Ferdinand I. von Neapel und Sizilien Ferdinand als König von Neapel und Sizilien im Alter von neun Jahren, 1760 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”