Ferdinand Traugott Flinsch

Ferdinand Traugott Flinsch

Ferdinand Traugott Flinsch (* 19. August 1792 in Blankenberg / Saale; † 11. November 1849 in Leipzig) war ein deutscher Unternehmer, Papierfabrikant und Papierhändler.

Ferdinand Traugott Flinsch war der Begründer der an den verschiedensten Plätzen Deutschlands ehemals beheimateten Papierhandelshäuser Flinsch. Nach dem Besuch der Schule in Blankenberg bis zu seinem 13. Lebensjahr kam er als Lehrling in ein Materialwarengeschäft nach Hof und 1806 in eine gleiche Handlung nach Schleiz. Mit dem Wesen des Papiers von der elterlichen Papiermühle her vertraut und vor allem im Streben nach Selbstständigkeit versuchte er schon frühzeitig, nebenher eigene Geschäfte mit Papier zu machen. Als Flinsch 1813 seine Stelle in Schleiz mit einer ähnlichen in Leipzig tauschte, gelangte er in den Mittelpunkt des deutschen Buchhandels und konnte so seine Geschäfte intensiver führen.

Nachdem er noch ein weiteres Jahr im Leipziger Bankhaus Kistner & Co. zugebracht und seine allgemeinen Kenntnisse vertieft hatte, unternahm er eine Reise nach Franken und Süddeutschland, um Kontakte und Handelsbeziehungen zu Papierfabriken herzustellen. Am 20. April 1819 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich das Papierhandelshaus Flinsch in Leipzig.

1821 trat den beiden Inhabern noch ihr Bruder Carl zur Seite und das Geschäft nahm nun fortschreitende, ungeahnte Entwicklung.

1827 wurde zur besseren Bedienung der Süddeutschen Kundschaft ein Zweiggeschäft in Offenbach am Main eröffnet, dass 1828 nach Frankfurt am Main verlegt wurde. Heinrich Flinsch übernahm die Leitung und zog von Leipzig nach Frankfurt. In letzterem ist demnach der Begründer des süddeutschen Stammes Flinsch anzusehen, der seinen Hauptsitz in Frankfurt am Main hat und gleiche Handelsstätten unter dem Namen Ferdinand Flinsch in Stuttgart, München und Düsseldorf unterhielt.

Papierfabrik (heute Technocell Dekor) in der Flinschstraße in Penig

Das eifrige Bestreben des Geschäftes, der Kundschaft jede Papiermenge in bester Qualität zu beschaffen, ließ in Ferdinand Traugott frühzeitig den Entschluss reifen, selbst die Papiermacherei aufzunehmen. Die Erfindung der Papiermaschine 1798 durch den Franzosen Nicholas-Louis Robert hatte nämlich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts den Übergang von der handwerklichen Herstellung des Papiers zur industriellen Produktion gebracht. Im Jahre 1834 übernahm Ferdinand Traugott Flinsch die Papiermühle in Penig von Gustav Franz Käferstein und ließ dort eine englische Papiermaschine aufstellen.

Von 1842 bis 1843 baute er gemeinsam mit seinem Bruder Christian auch die Väterliche Papiermühle in Blankenberg, nachdem er dort inzwischen Mitinhaber geworden war, in eine Maschinenpapierfabrik um. Diese Papiermaschine hatte eine Breite von 60 Zoll = 1.525 mm und stammte gleichfalls aus England, und zwar von der Firma Bryan Donkin in London. Nach dem erwähnten Umbau konnte der Betrieb 70 Menschen beschäftigen und stellte somit eine gute Erwerbsmöglichkeit für die Bewohner dar.

Ferdinand Traugott Flinsch starb am 11. November 1849 in Leipzig im Alter von nur 57 Jahren. Das Leipziger Geschäft mit der Papierfabrik in Blankenberg und Penig gingen nach dessen Tode auf seinen Bruder Karl, seinen ältesten Sohn Gustav, seine Tochter und seine Witwe über.

Literatur

  • o.V.: Die Papierrolle. Geschichte der Papierherstellung in Blankenberg. Kommisionsverlag Ferd. Götze, Lobenstein (Reuß) 1920.

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