GAGFAH

GAGFAH
GAGFAH S.A.
Logo der GAGFAH S.A.
Rechtsform Société Anonyme
ISIN LU0269583422
Gründung 1918
Sitz Luxemburg
Leitung William Joseph Brennan, Vorstand (directoire)
Mitarbeiter 1.405 (Dezember 2010)
Umsatz 1,443 Mrd. Euro (2010)
Branche Immobilienwirtschaft
Website www.gagfah.com

Die GAGFAH S.A. mit Hauptsitz in Luxemburg fungiert als Dachgesellschaft für diverse deutsche Tochterunternehmen im Bereich der Immobilienwirtschaft. Hauptsitz der deutschen Tochterunternehmen ist Essen.

Mit einem Bestand von rund 155.000 Mietwohnungen und 18.000 für Dritte verwaltete Wohnungen ist GAGFAH das größte an der deutschen Börse notierte Unternehmen dieser Branche. Hauptaktionär ist das Investmentunternehmen Fortress Investment Group LLC mit einem Aktienanteil von rund sechzig Prozent.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die „Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten“ (GAGFAH) wurde im Oktober 1918 von 27 Angestelltenverbänden zum Zweck der Wohnraumversorgung für gesetzlich versicherte Angestellte in Berlin als gemeinnützige Gesellschaft gegründet.[1] Gemessen an der Kapitalbeteiligung hielt der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband zum Zeitpunkt der Gründung die höchsten Anteile.[2] In den Jahren von 1924 bis 1956 war der Architekt Arnold Knoblauch Vorstandsvorsitzender.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Verbot der Gewerkschaften ging die GAGFAH in den Besitz der Deutschen Arbeitsfront (DAF) über. Sie verkaufte die Gesellschaft Mitte der 1930er-Jahre an die Reichsversicherungsanstalt für Angestellte. Nach dem Krieg scheiterten alle Versuche der Angestelltengewerkschaften im Zuge der Restitution von beschlagnahmten Gewerkschaftsvermögen, die Gesellschaft zurückzuerhalten.[3] Infolge des Gesetzes zur Überführung der Wohnungsgemeinnützigkeit in den allgemeinen Wohnungsmarkt vom 25. Juli 1988, wurde der GAGFAH mit Wirkung zum 1. Januar 1990 die Gemeinnützigkeit aberkannt.[4]

Im Rahmen einer Wohnungsprivatisierung verkaufte im Juli 2004 die damalige Bundesversicherungsanstalt für Angestellte ihre in der GAGFAH gebündelten 81.000 Wohnungen (an 147 verschiedenen Standorten in Deutschland, davon allein rund 24.000 in Berlin) an das US-amerikanische Unternehmen Fortress zum Kaufpreis von rund 3,5 Milliarden Euro.

Im Juli 2005 folgte die Integration der NILEG Immobilien Holding aus Hannover. Bei einem Kaufpreis von rund 1,5 Milliarden Euro wechselten knapp 28.000 Wohnungen den Besitzer.[5][6]

Im April 2006 wurde die WOBA Dresden mit ca. 48.000 Wohnungen und ca. 1.320 Gewerbeeinheiten übernommen. Mit Wirkung zum 1. August 2006 wurde Burkhard Ulrich Drescher, einst Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen, zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der GAGFAH sowie zum Mitglied des Verwaltungsrates ernannt.[7]

Für den Börsengang wurde die GAGFAH als Aktiengesellschaft nach luxemburgischem Recht gegründet (Société Anonyme). Während des Börsenganges (IPO) lief die Zeichnungsfrist vom 10. bis 18. Oktober 2006 bei einer Bookbuildingspanne von 17,00 bis 19,00 Euro. Die Erstnotiz erfolgte am 19. Oktober 2006 zu einem Eröffnungskurs von 19,00 Euro.

Im Mai 2007 kaufte die GAGFAH für 80,7 Millionen Euro weitere 920 Wohnungen und 71 Gewerbeobjekte, darunter rund 500 Wohnungen aus einem Paketverkauf der VGH Versicherungen, die dadurch Bestände der Landschaftlichen Brandkasse auflöste.

Mit Wirkung zum 7. April 2009 übernahm William Joseph Brennan den Posten Dreschers als Geschäftsführer der jeweiligen Gesellschaften des Konzerns.[8]

Geschäftstätigkeit

Im Jahre 2009 befanden sich Mietwohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von ca. 10.000.000 m² im Eigentum des Unternehmens. Der Großteil des Gebäudebestandes wurde zwischen 1950 und 1979 errichtet. Die durchschnittliche Mietdauer liegt bei über elf Jahren. Die Vermietungsquote beträgt rund 95 %. Das Portfolio ist auf über 350 Städte und Standorte in ganz Deutschland aufgeteilt. Größte Standorte waren am 31. Dezember 2010 Dresden (37.867 Wohnungen), Berlin (23.623 Wohnungen) und Hamburg (9.375 Wohnungen).

Kritik

Wie das Unternehmen in seiner Selbstdarstellung[9] ausdrücklich hervorhebt, werden Mieterschutzregeln festgeschrieben in sogenannten „Sozial-Chartas“. Nach Einschätzung des Deutschen Mieterbunds gehen diese Sozialchartas nicht über den gesetzlichen Mieterschutz nach BGB hinaus.[10] Kritiker werfen der Unternehmenspolitik vor, nur an kurzfristigem Erlös durch Verkauf interessiert zu sein und die Wohnungen zu vernachlässigen.[11][12] Die Stadt Dresden hat Ende März 2011 beschlossen, Klage wegen Aushebelung der „Sozial-Chartas“ bezüglich der 2006 von der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft erworbenen Immobilien zu erheben.[13]

Weil die Bafin den Verdacht des Insiderhandels erkennt, hat sie im Oktober 2011 entsprechend Anzeige gestellt.[14]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ulrike Haerendel: Kommunale Wohnungspolitik im Dritten Reich. ISBN 3486563890, S. 265ff..
  2. Bundesverwaltungsgericht, Aktz. 8 C 7.07 vom 2. April 2008
  3. Archiv der Vermögensverwaltung der ehemaligen DAG im Archiv der Vermögensverwaltung der ver.di, Berlin, Restitutionsakten Gagfah
  4. BGBl. I S. 1093, 1136
  5. Nileg-Verkauf an Fortress bringt Nord-LB Milliardensumme. Handelsblatt, 14. Juli 2005, abgerufen am 26. Februar 2011.
  6. NORD/LB: NORD/LB verkauft NILEG Immobilien Holding. 14. Juli 2005, abgerufen am 26. Februar 2011.
  7. Gagfah S.A.: Burkhard Ulrich Drescher wird neuer CEO der GAGFAH / NILEG Immobiliengruppe. 25. Juli 2006, abgerufen am 12. April 2010.
  8. Ad-hoc-Mitteilung der GAGFAH S.A. gemäß § 15 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG), 6. April 2009
  9. Mieterschutz. Homepage
  10. Sozialcharta für Dresdner Woba ist Mogelpackung. dmb, 1. März 2006.
  11. Meike Schreiber: Mieterschreck Gagfah. Financial Times Deutschland, 12. März 2010.
  12. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,753027,00.html
  13. Presse: GAGFAH - Stadt Dresden beschließt Klage
  14. [1]

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