Grafschaft Weilnau

Grafschaft Weilnau
Bergfried der Burgruine Altweilnau

Die Grafschaft Weilnau entstand in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch die Abspaltung einer Nebenlinie der Grafen von Diez, die auf der 1208 erstmals erwähnten Burg Altweilnau ihren Sitz nahm und sich in der Folge Grafen von Weilnau nannte.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung und Aufstieg

Die Brüder Gerhard und Heinrich, Grafen von Diez und treue Vasallen von König Philipp, tauschten am 15. Januar 1207 ihr mainzisches Lehen, die Vogtei von Castell, gegen Reichsland im Weiltal und Hintertaunus. Dort errichteten sie die Burg (Alt-)Weilnau, die sich in den Sicherungsring von staufischen Festungen um die fruchtbare Wetterau einfügte. Diese war staufisches Einflussgebiet und in der Zeit des staufisch-welfischen Gegensatzes im Reich besonders abgesichert. Gerhard I. von Diez nannte sich hiernach bereits 1208 auch Graf von Weilnau (Wilnawe)[1]. Die Burg besaß wahrscheinlich eine Güter- und Titeltrennung, die allerdings erst 1249-1282 während der Herrschaft von Heinrich I. von Weilnau beurkundet ist. Mit ihm beginnt in den geschichtlichen Quellen die Unterscheidung der älteren Diezer von der jüngeren Weilnauer Linie des Grafenhauses.

Bergfried von Burg Freienfels

Mit Heinrich I. von Weilnau erreichte die Weilnauer Linie auch bereits ihren Höhepunkt. Heinrich stand König Wilhelm von Holland nahe und war ein Vertrauensmann des Erzbischofs Werner von Mainz, der ihn häufig als Zeugen und Schiedsrichter nutzte. Unter Heinrich I. oder seinem Nachfolger wurde vermutlich die Burg Freienfels errichtet, mit der die Weilnauer ihr Gebiet nach Norden gegen das expandierende Haus Nassau sichern wollten.

Trennung von Diez

Ein Turmstumpf ist einer der wenigen Überbleibsel der ursprünglichen Burg Neuweilnau

Vier von Heinrichs Söhnen erlangten bedeutende geistliche Ämter; so war Heinrich von Weilnau von 1288 bis 1313 Fürstabt des Klosters Fulda. Der Stammhalter jedoch, Gerhard von Weilnau, verschuldete sich und den mit der Diezer Verwandtschaft gemeinschaftlichen Familienbesitz, und sein Sohn Heinrich II. tätigte weitere Verkäufe aus weilnauischem Besitz. Um einen weiteren Ausverkauf des Familienvermögens zu verhindern, ließ die Diezer Hauptlinie, durch Graf Gerhard IV. von Diez, 1302 die Besitzanteile vertraglich festlegen. Die Herrschaft Weilnau wurde in Alt- und Neu-Weilnau aufgeteilt. Damit trennten sich die beiden Linien endgültig und bildeten zwei getrennte Grafschaften. Die Stammburg Altweilnau und die dazugehörigen Flecken blieben in diezischem Besitz. Für die Weilnauer, ab sofort Neu-Weilnauer Linie genannt, erbauten die Diezer auf dem gegenüberliegenden Rödelnberg die Burg Neu-Weilnau, um die sich dann der Ort Neuweilnau entwickelte.

Umzug nach Birstein und Ende

Heinrich II. von Weilnau nutzte die Burg nur wenige Jahre. Schon 1326 verlegte er seinen Sitz nach Birstein im südlichen Vogelsberg, wo er durch Heirat Rechte erworben hatte. Die Herrschaft Birstein war fuldischer Besitz, hervorgegangen aus dem fuldischen Zentgericht Reichenbach, und war zunächst an die Herren von Büdingen als Lehen gegangen. Von diesen hatten es die Herren von Trimberg geerbt, und im Jahre 1279 hatte Fürstabt Bertho IV. von Fulda Heinrich von Weilnau und seine Frau Lukardis von Trimberg gemeinsam mit diesem Erbe ihrer Familie, dem "castrum birsenstein et Advochatiam in Richenbach", belehnt.

Im gleichen Jahr erwarb zunächst Heinrichs Schwager Siegfried von Runkel, Propst des Stifts St. Severus in Gemünden im Westerwald, die Burg Neuweilnau und den übrigen verbliebenen Besitz der Weilnauer im Lahn-Taunus-Gebiet als Pfand, verkaufte die Burg aber noch im gleichen Jahr an Graf Gerlach I. von Nassau-Wiesbaden-Idstein-Weilburg.

Die Weilnauer Herrschaft in Birstein dauerte ebenfalls nicht lange. Bereits 1332 erwarb Heinrich II. von Ysenburg durch Heirat die Hälfte der Burg und Herrschaft Birstein, und 1438 ging der gesamte Rest, soweit er nicht bereits an die Herren von Stockheim oder die von Reifenberg gefallen oder verpfändet war, an Diether I. von Ysenburg, wiederum als fuldisches Lehen.

Quellen und Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helfrich Bernhard Wencks Hessische Landesgeschichte. Mit einem Urkundenbuch und geographischen Charten. Band 1(Darmstadt 1783), Seite 542

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