Grube Carolus Magnus

Grube Carolus Magnus
CMC, ehemaliges Verwaltungsgebäude der Zeche

Die Grube Carolus Magnus ist ein ehemaliges Bergwerk für Steinkohle in der Stadt Übach-Palenberg im Kreis Heinsberg im westlichen Nordrhein-Westfalen. Die Grube gehört zum Wurmrevier im Aachener Revier.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1910 erwarben drei französische Stahlunternehmen ein etwa 2.000 Hektar großes Areal vom Eschweiler Bergwerksverein EBV im Bereich des heutigen Stadtgebiets von Übach-Palenberg, und 1911 erfolgte die Gründung der nach Karl dem Großen benannten Grube und Gewerkschaft „Carolus Magnus“.

Die Schächte I und II wurden ab 1912 abgeteuft. Dabei kam es 1913 zu einem ersten Grubenunglück mit 13 Toten. 1917 erreichte Schacht II die Tiefe von 407 m und die erste Kohle wurde gefördert. Nach der Abteufung wurde ein Gleisanschluss zum Bahnhof Übach-Palenberg gelegt, so dass die Kohle im Aachener Industriegebiet und darüber hinaus befördert werden konnte.

1912 errichtet die Firma F.A.Neuman den Wasserturm der Grube, ein 500 m³ fassender Kugelbehälter, der auf einem sechseckigen als Raumfachwerk ausgebildeten Standgerüst ruht.

1918 wurden das Werkstattgebäude und die Waschkaue sowie 1926 die beiden Fördertürme errichtet. 1928 war das Verwaltungsgebäude an der Carlstraße vollendet. 1930 erreichte Schacht II eine Endteufe von 699 Meter. Für die Mitarbeiter der Grube wurden in den 1927er-Jahren durch das Stolberg-Aachener Bauunternehmen Robert Grünzig GmbH umfangreiche Siedlungsbauten errichtet.

Im Zweiten Weltkrieg kam die Arbeit auf der Grube zum Erliegen. 1944 wurde die Förderung eingestellt, die Notbelegschaft konnte nicht verhindern, dass große Teile der Grube im Wasser versanken, da kein Strom zum Betrieb der Pumpen zur Verfügung stand. Die Kokerei fiel fast vollständig Luftangriffen zum Opfer. Erst nach dem Kriege wurde der Aufbau der Grube wieder vorangetrieben. Dank französischer Besitzer war Carolus-Magnus somit eine der ersten deutschen Gruben, die die Förderung nach dem Kriege wiederaufnehmen konnte.

1962 wurde die Grube geschlossen. 1963 entstand auf einem Teil des Grubengeländes ein Zweigwerk des Mönchengladbacher Maschinenbauers Schlafhorst, heute ein Teil des Schweizer Textilmaschinenkonzerns OC Oerlikon. 1967 wurden die beiden Fördertürme der Doppelschachtanlage abgerissen. In den Jahren 1993 bis 1996 entstand auf dem Grubengebäudes das „Carolus-Magnus-Centrum für Umwelttechnologie“ (CMC) in Form einer GmbH.

An die Bergbautätigkeit erinnert die weithin sichtbare Bergehalde östlich von Palenberg und nördlich von Übach.

Industriedenkmal Wasserturm der Zeche

Wirtschaftsdaten

Die Steinkohleförderung und Belegschaftsstärke für ausgewählte Jahre:[1]

Jahr 1922 1924 1927 1930 1937 1950 1957 1961
Jahresförderung
77.084 t
194.695 t
340.160 t
703.004 t
1.007.171 t
644.788 t
653.851 t
561.063 t
Belegschaft
k. A.
1.182
2.224
3.320
k.A.
k.A.
3.200
2.433

Baudenkmäler

In der Carlstraße in Palenberg befindet sich das sehenswerte Verwaltungsgebäude mit Lohnhalle und Theatersaal. Es hat eine Ziegelsteinfassade, einen Eingang mit monumentaler Kalksteineinfassung und ein Attikagesims.

Der 1912 errichtete 49 Meter hohe Wasserturm an der Berghalde - das Wahrzeichen der Grube und der Stadt - ist ein etwa 500 Kubikmeter fassender Kugelbehälter mit einem sechseckigen, als Raumfachwerk ausgebildeten Standgerüst sowie aufwendig gestalteter Lüfterlaterne.

In einer Ecke des Firmengeländes von Schlafhorst befindet sich ein vierständiger Lokomotivschuppen in schlechtem Zustand.

Zu den Baudenkmälern der Grube sind auch die unmittelbar gegenüber liegenden, villenartigen Wohnhäuser der Steiger zu zählen. Wie bei fast allen Steinkohlebergwerken wurden auch hier die Steiger in der Nähe der Grube angesiedelt, um bei eventuellen Notfällen möglichst schnell auf dem Gelände zu sein.

Literatur

  • Paul Gontrum, Jürgen Klosa: Die letzte Förderung. Die Gewerkschaft Carolus Magnus in Geschichte und Bildern. Geilenkirchen 2002. ISBN 3-00-009703-1

Einzelnachweise

  1. Paul Gontrum, Jürgen Klosa: Die letzte Förderung. Die Gewerkschaft Carolus Magnus in Geschichte und Bildern. Geilenkirchen 2002. S. 147-156

Weblinks

50.9255555555566.11

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