Immunität (Medizin)

Immunität (Medizin)

Immunität ist die Unempfindlichkeit oder Unempfänglichkeit des Organismus gegenüber äußeren Angriffen bzw. die Fähigkeit des Organismus, bestimmte Krankheitserreger ohne pathologische Erscheinungen zu eliminieren.

Physiologische Grundlagen

Ob der Kontakt mit einem pathogenen Mikroorganismus zu einer Erkrankung führt oder nicht, hängt außer von der Massivität und Virulenz der Infektion von den Schutzkräften des Organismus ab.

Die erste Verteidigungslinie ist die Haut bzw. die Schleimhaut, die beim Säugling besonders vulnerabel ist. Ihr Schutz wird durch die mechanische und chemische Wirkung der Sekrete erhöht.

Sehr wichtig ist die Schutzwirkung der Antibiose, die hemmende oder abtötende Wirkung eines Organismus auf einen anderen. Werden z. B. durch die Antibiotika gewisse Bakterien unterdrückt, so können andere, wie resistente Staphylokokken oder Pilze, sich ungehemmt vermehren und pathogen werden.

Hat eine Invasion pathogener Mikroorganismen stattgefunden, so hängt der weitere Verlauf von der Immunität des Organismus ab. Man unterscheidet eine ererbte Immunität unspezifischer und spezifischer Art und eine erworbene Immunität. Die ererbte kann permanent sein, so die vollständige Immunität des Menschen gegen gewisse Tierkrankheiten oder auch vorübergehend, z. B. die Immunität der Neugeborenen gegen Scharlach.

Die einzelnen Infektionskrankheiten immunisieren sehr verschieden, einige erzeugen eine lebenslängliche Immunität, z. B. die Masern, andere, z. B. Scharlach, geben einen guten, aber doch nicht ganz zuverlässigen Schutz, weshalb wiederholte Erkrankung vorkommen kann.

Gewisse akute Infektionskrankheiten, wie Masern, Diphtherie, Scharlach u. a. werden auch ansteckende Kinderkrankheiten genannt, weil Kinder öfter als Erwachsene daran erkranken.

Immunitätsarten

  • Antiinfektiöse Immunität
ist die Unempfindlichkeit gegenüber krankmachenden (pathogenen) Mikroorganismen.
  • Antitoxische Immunität
ist der Schutz vor Endo- oder Exotoxinen sowie vor pflanzlichen oder tierischen Giften.
  • Unspezifische Immunität
ist als natürliche Resistenz zu werten. Z. B. sind die Maul- und Klauenseuche oder die klassische Schweinepest nicht auf den Menschen übertragbar. Ebenfalls sind damit die physikalischen oder biologischen Schutzmechanismen des Organismus zu verstehen, wie die Haut-Schleimhaut-Barriere.
  • Spezifische Immunität
wird auch als erworbene Immunität bezeichnet. Sie wird hauptsächlich von der Mutter über die Plazenta bzw. durch die Muttermilch übertragen, durch Schutzimpfungen oder durch die Erkrankung selbst erworben.
  • Angeborene Immunität
besteht seit der Geburt und wurde meist über die Plazenta durch Antigene/Antikörper der Mutter erreicht.
  • Natürliche Immunität
ist genetisch bedingt durch das Vorhandensein natürlicher Antikörper ohne früheren Kontakt mit pathogenen Keimen oder anderer, für den Organismus schädlicher Substanzen.
  • Paraimmunität
ist die künstlich erworbene Immunität oder erhöhte Abwehrbereitschaft für eine kurze Zeitspanne (meist 1-2 Wochen). Paraimmunität kann durch abgeschwächte Bakterien- oder Virusbestandteile, pflanzlichen oder synthetischen Extrakten erworben werden.
  • Prämunität
besteht, wenn eine Person lebende Krankheitserreger in sich trägt und diese weitergibt, aber selber nicht daran erkrankt (etwa bei Malaria).
  • Kreuzimmunität
Eine Infektion mit einem von mehreren Erregertypen schützt nach überstandener Infektion zugleich vor einer weiteren Infektion mit einem der anderen Typen. Ein bekanntes Beispiel sind die Kuhpocken, deren Infektion auch einen Schutz vor den Pocken bietet.
  • Zelluläre Immunität
T-Zellen greifen infizierte Körperzellen an und zerstören sie. Sie reagieren auf Antigene, die sich auf der Zellmembran von einigen Zellen des Körpers befinden.

Siehe auch

Immunologie, Immunglobulin, Leihimmunität


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