Josef von Schroll

Josef von Schroll

Josef Schroll, ab 1873 Josef Edler von Schroll (* 3. Juni 1821 in Hauptmannsdorf, Böhmen; † 4. Oktober 1891 in Liebeschitz, Böhmen) war ein österreichischer Großindustrieller.

Biographie

Der Sohn des Textilfabrikanten Benedict Schroll erlernte in Hauptmannsdorf bei seinem Vater den Beruf des Kaufmannes. Nach seinem Einstieg in das Unternehmen war Schroll auf dem Gebiet des Leinenhandels tätig. 1835 übernahmen die Brüder Josef und August Schroll gemeinsam das väterliche Unternehmen. August Schroll oblag die Leitung der Fabrik und der Verwaltung, Josef Schrolls Zuständigkeit betraf den Einkauf und Absatz der Waren. Von seinen Reisen brachte Josef Schroll neue Erkenntnisse und Methoden zur Produktion mit, die er in das Unternehmen einzubringen versuchte. Dabei stieß er auf den Widerstand seines Bruders, der keine Risiken eingehen mochte.

1856 errichteten die Gebrüder Schroll eine mechanische Weberei in Ölberg (Olivětín) bei Braunau. Im Jahre 1860 stieg das Unternehmen aus dem Handel mit Leinen aus und konzentrierte sich auf das Baumwollgeschäft. Der Sezessionskrieg führte in den 1860ern zur Baumwollkrise, durch die das Unternehmen in seiner Existenz gefährdet war. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Firmeninhabern führten im August 1865 zum Ausstieg von August Schroll aus dem Unternehmen. Josef Schroll führte das väterliche Unternehmen nunmehr allein unter dem neuen Namen Benedict Schrolls Sohn weiter, während sein Bruder 1868 in Braunau die Lohnweberei August Schroll & Co errichtete.

Noch im Jahr seiner Übernahme investierte Josef Schroll in neue Maschinen. In den Jahren 1860 bis 1870 ließ er in Braunau eine weitere Weberei errichten. 1871 erwarb Schroll von den Fürsten Lobkowicz die Allodherrschaft Liebeschitz mit Auscha, Pokratitz, Wedlitz und Černischt einschließlich des Gutes Nutschitz. 1873 wurden Schrolls Produkte auf der Weltausstellung in Wien prämiert. Im selben Jahre wurde Schroll nobilitiert. Zu dieser Zeit begann der Umbau des Schlosses Liebeschitz zur Familienresidenz.

Mit dem Bau der Eisenbahn von Halbstadt nach Braunau wurde eine günstige Verkehrsanbindung geschaffen. Dadurch entstand zwischen 1876 und 1877 in Braunau noch ein dritter Produktionsbetrieb. Nach dessen Vollendung wurde die Handweberei gänzlich eingestellt. Daneben errichtete Schroll bei Ölberg eine Bleiche und Appretur sowie Dampfziegeleien in Straßenau (Benešov) und zwischen Ölberg und Hermsdorf. 1885 beschäftigte Benedict Schrolls Sohn 2.000 Arbeiter; seine Firma war zu dieser Zeit die größte Weberei der k.u.k. Monarchie. In Prag entstand eine Niederlassung. Für die Arbeiter errichtete Schroll ein Krankenhaus, eine Firmenküche und Werkssiedlungen. Mit der Errichtung der Baumwollspinnerei in Halbstadt zwischen 1882 und 1884 konnte Schroll seinen Garnbedarf aus eigener Produktion decken. Die von Schroll produzierten Chiffons konnten sich in der Monarchie erfolgreichen gegen englische Produkte durchsetzen.

Für sein soziales Engagemant und insbesondere die Errichtung des Armenhauses verlieh ihm die Stadt Braunau die Ehrenbürgerwürde. 1887 veranlasste Schroll Sicherungsarbeiten an der Helfenburg. Im Jahre 1888 wurde Schroll außerordentliches Mitglied der k.u.k. Geographischen Gesellschaft zu Wien.

Schroll war zweimal verheiratet. Nach seinem Tode wurde Josef Edler von Schroll in dem für ihn 1881 nach Plänen des Architekten Zettel im antik-griechischem Stil errichteten Familienmausoleum auf dem Ratzkener Berg bei Lewin beigesetzt. Das Unternehmen übertrug er an seine beiden Töchter Johanna Langer und Eleonora Kriesche.

Literatur

  • Österreichisches Biographisches Lexikon, Band 11

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