Kinmen

Kinmen
Kinmen
Gewässer Südchinesisches Meer
Geographische Lage 24° 28′ N, 118° 25′ O24.459444444444118.41638888889Koordinaten: 24° 28′ N, 118° 25′ O
Kinmen (Taiwan)
Kinmen
Anzahl der Inseln 2 große Inseln, 13 kleinere Inseln
Hauptinsel Groß-Quemoy
Gesamtfläche 153,1 km²
Einwohner 85.000 (2008)
Telefonzelle auf Kinmen
„Wu wang zai ju“, eine auf die Rückeroberung Festlandchinas anspielende Parole, geschrieben von Chiang Kai-shek
Lage des Landkreises Kinmen

Kinmen oder Quemoy (chinesisch 金門 / 金门 Jīnmén ‚Goldenes Tor‘) ist eine etwa 2 km vor der Küste der festlandchinesischen Provinz Fujian gegenüber der Hafenstadt Xiamen (Amoy) gelegene Inselgruppe mit etwa 85.000 Einwohnern (Stand 2008) bestehend aus den Inseln Groß-Quemoy (大金門 Dà Jīnmén), Klein-Quemoy (小金門 Xiǎo Jīnmén) und 13 weiteren kleinen Inseln.

Zwölf der Inseln, darunter die beiden Hauptinseln, werden von der Republik China auf Taiwan kontrolliert. Eine Besonderheit ist, dass Kinmen wie auch die Matsu-Inseln der nationalchinesischen Provinzverwaltung von Fujian untersteht. Diese beiden Inselgruppen sind damit der letzte Teil des von der Republik China kontrollierten Gebietes, das nicht zur Provinz Taiwan gehört. Die Entfernung zu den zur Republik China gehörenden Penghu-Inseln (Pescadoren) beträgt etwa 150 km, nach Kaohsiung auf der Hauptinsel Taiwan 280 km. Die Inseln werden von der Republik China als Landkreis Kinmen (chinesisch 金門縣 / 金门县 Jīnmén Xiàn) verwaltet.

Die drei zu Kinmen gehörenden Dachen (大陳)-Inseln befinden sich seit 1955 unter der Kontrolle der Volksrepublik China. Aus Sicht der VR China, die die gesamte Inselgruppe beansprucht, wird diese administrativ als Kreis Jinmen der bezirksfreien Stadt Quanzhou betrachtet.

Die Landfläche aller Inseln zusammen beträgt 153,1 km², wovon 150,46 km² auf den von der Republik China kontrollierten Teil entfallen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Gegensatz zu Taiwan und den Pescadoren gehörte Kinmen zwischen 1895 und 1945 nicht zum japanischen Herrschaftsbereich, sondern blieb als Teil der Provinz Fujian Teil des Kaiserreichs bzw. ab 1912 der Republik China.

Nachdem die Truppen der Kuomintang 1949 vom chinesischen Festland fliehen mussten, konnten sie die Kinmen-Inseln halten. Am 25. Oktober 1949 wurde ein erster Angriff der chinesischen Volksbefreiungsarmee auf Kinmen von den Truppen der Kuomintang mit amerikanischer Waffenhilfe erfolgreich abgewehrt und Kinmen daraufhin zu einer Festung zur Verteidigung Taiwans ausgebaut. Am 3. September 1954 erfolgte der zweite Angriff, diesmal als monatelanges Bombardement und Artilleriebeschuss. Im Zuge dieser Kampfhandlungen gingen am 8. Februar 1955 die drei nördlich der Hauptinsel gelegenen Dachen-Inseln an die Volksrepublik verloren. Sie wurden mit amerikanischer Flottenhilfe evakuiert. Die übrigen zwölf Inseln hingegen konnten von der Republik China gehalten werden.

Vier Jahre später, am 23. August 1958, begann erneut ein 44-tägiges Bombardement von Kinmen durch Truppen der Volksrepublik China, in dessen Verlauf 470.000 vom Festland aus abgefeuerte Granaten einschlugen. Die Angriffe auf Kinmen hielten noch bis Mitte der 1970er Jahre an, als die Volksrepublik China Mitglied der Vereinten Nationen (UNO) wurde und die Republik China, Gründungsmitglied der UNO, unmittelbar vor der Abstimmung über die Aufnahme der VR China aus der UNO austrat. Erst danach wurde das andauernde Bombardement mit Raketen und Granaten vom chinesischen Festland auf Druck der UNO zur Einhaltung von Menschen- und Völkerrechten eingestellt.

Kinmen heute

Nach jahrzehntelanger Isolation als militärisches Sperrgebiet ist Kinmen seit einigen Jahren auch wieder touristisch zugänglich. Nach Taipeh-Songshan (15 Flüge täglich), Kaohsiung (6 Flüge täglich), Taichung (9 Flüge täglich), Chiayi (2 Flüge täglich) und Tainan (2 Flüge täglich) bestehen regelmäßige Flugverbindungen.

Teile der beiden Hauptinseln wurden 1995 als Nationalpark Kinmen unter besonderen Schutz gestellt. Die landschaftlich reizvollen Inseln mit ihren zahlreichen Häusern im typischen Fujian-Stil zeigen heute teilweise noch Spuren des Krieges. So stehen an den Stränden vereinzelt zerschossene amerikanische Panzer. Das Betreten vieler Strandabschnitte ist immer noch verboten, da dort zahlreiche Minen liegen, die allerdings demnächst restlos beseitigt werden sollen. In mehreren Museen können Waffen, Flugzeuge, Panzer (überwiegend amerikanischer Herkunft) und aus chinesischen Granaten gefertigte Messer und andere Gebrauchsgegenstände besichtigt werden. Die gesamte Insel ist von unterirdischen Kanälen und Tunneln durchzogen, die teilweise im Rahmen von touristischen Führungen besichtigt werden können. In diesen Kanälen hatte die nationalchinesische Armee ihre Boote versteckt gehalten, die einen Angriff Chinas abwehren sollten. Im Zentrum der Hauptinsel wurde unterirdisch ein komplett ausgestattetes Krankenhaus gebaut.

Im Rahmen der „Three Mini Links“ (Post-, Transport- und Handelsverbindung) gibt es seit dem 2. Januar 2001 zwischen Kinmen und der chinesischen Stadt Xiamen (Amoy) eine der beiden bisher einzigen ständigen, täglichen Fährverbindungen zwischen der Republik China und dem chinesischen Festland. Die Fähren legen täglich zehn mal im Stundentakt zwischen 08:30 und 17:30 Uhr in Kinmen und Xiamen ab. Die zweite Fährverbindung besteht zwischen den weiter nordöstlich gelegenen Matsu-Inseln und Mawei in der Provinz Fujian auf dem chinesischen Festland. Beide Fährverbindungen konnten bisher nur eingeschränkt, das heißt von Bewohnern der chinesischen Provinz Fujian und Taiwaner, nicht aber von Ausländern benutzt werden. Seit kurzem ist auch Ausländern die Benutzung der Fähren möglich, sofern sie, von Kinmen kommend, über ein gültiges chinesisches Einreisevisum verfügen. Bei den 12.000 Fahrten seit 2001 haben bis 2008 rund 1,4 Millionen Fahrgäste, überwiegend taiwanische Geschäftsleute, die Fähre Kinmen-Xiamen als bis dahin schnellste Verbindung zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland benutzt. Jedoch hat diese Verbindung etwas an Bedeutung verloren, seit am 15. Dezember 2008 direkte Flugverbindungen zwischen Taiwan und mehreren Städten auf dem chinesischen Festland aufgenommen wurden. Als Folge setzt Kinmen vermehrt auf die Förderung des Tourismus als wichtigsten Wirtschaftsfaktor. In diesem Rahmen wird unter anderem die Eröffnung eines Spielkasinos diskutiert.[1]

Die Einwohner der Inselgruppe genießen Steuererleichterungen. Kinmens bekanntestes Produkt ist der aus Hirse gebrannte hochprozentige Kaoliang-Likör (28, 38 und 58 %). Charakteristisch für Kinmen sind auch die überall anzutreffenden allegorischen „Windlöwen“. Als Zeichen verbesserter Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwanstraße gab es am 15. August 2009 ein erstes „Xiamen-Kinmen-Swimming Event“, bei dem 49 Schwimmer vom Festland und 48 Schwimmer aus Taiwan von Xiamen aus nach Kinmen schwammen.

Städte und Gemeinden

Gemeinden im Landkreis Kinmen

Der Landkreis Kinmen gliedert sich in drei Stadtgemeinden (鎮, Zhèn) und drei Landgemeinden (鄉, Xiāng).

Name chin. Hanyu Pinyin Wade-Giles Tongyong Pinyin
drei Stadtgemeinden
Jincheng 金城鎮 Jīnchéng Chin-ch'eng Jīnchéng
Jinsha 金沙鎮 Jīnshā Chin-sha Jinsha
Jinhu 金湖鎮 Jīnhú Chin-hu Jinhú
drei Landgemeinden
Jinning 金寧鄉 Jīnníng Chin-ning Jinníng
Lieyu 烈嶼鄉 Lièyǔ Lie-yü Lièyǔ
Wuciou 烏坵鄉 Wūqiū Wu-ch'iu Wuciou

Die vier mit 金 (Jīn „Gold“) beginnenden Gemeinden liegen auf der Hauptinsel Groß-Kinmen, Lieyu umfasst die Insel Klein-Kinmen sowie kleinere Nebeninseln. Die Gemeinde Wuciou liegt auf den gut 130 km nordöstlich in der Formosastraße gelegenen geografisch nicht zu Kinmen zählenden, jedoch vom Landkreis Kinmen mit verwalteten Inseln Groß-Ciou (大坵) und Klein-Ciou (小坵). Zwischen Kinmen und Wuciou gibt es keine direkte Verkehrsverbindung.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Kinmen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Präsident Ma zur Entwicklung von Kinmen

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