Landgestüt Redefin

Landgestüt Redefin
Reithalle des Landgestüts
Stall III des Landgestüts

Das Landgestüt Redefin ist das Landgestüt des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Es liegt im Südwesten des Landes in der Gemeinde Redefin im Landkreis Ludwigslust-Parchim.

Das Gestüt dient unter anderem der Hengstzucht und der Durchführung von Hengst- und Stutenprüfungen. Außerdem hat die Landesreit- und Fahrschule für das Land Mecklenburg-Vorpommern hier ihren Sitz, es werden jährliche Hengstparaden abgehalten, auch dadurch ist die Anlage touristischer Anziehungspunkt. Die historische Gestütsanlage, Pferde und Personal dienen mitunter Repräsentationszwecken des Landes.

Geschichte

Eine landesherrschaftliche Stuterei bestand schon 1710. Sie belieferte den herzoglichen Schweriner Marstall mit edlen Pferden. Die Einrichtung wurde in den Jahren 1795 bis 1810 verpachtet und hinterher als Hauptgestüt weiter betrieben.

Um die Pferdezucht zu verbessern, erfolgte 1812 durch Großherzog Friedrich Franz I. die Gründung des Landgestüts. 1817 wurden 20 Hengste zur Deckung in sechs mecklenburgischen Orten gehalten. Die Gebäude des Gestüts entstanden 1820–1823 nach Plänen von Carl Heinrich Wünsch.[1] 1840 betrieb man bereits 26 Deckstationen mit 134 Hengsten. Durch die Verwendung von Englischen Vollblut-Hengsten, verbunden mit bodenständigen Stutenstämmen, erhielt man Pferde, die zu europaweiter Nachfrage führten. Demzufolge wurden für die Beschälung auf dem Land verstärkt Kaltbluthengste eingesetzt, was, aufgrund mangelnder Zuchtarbeit, der Zucht 1867 einen schweren Schlag versetzte. Ab 1873 kaufte man Hannoveraner-Hengste an und orientierte sich in seinen Zuchtzielen um. 1915 besaß man 142 Zuchthengste an 36 Deckstationen.

Gestütsverwaltung

Der erste Weltkrieg führte zu einer verstärkten Nachfrage an Pferden, so gab es 1920 10.084 Deckungen. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise sank die Zahl auch wegen der steigenden Motorisierung in der Landwirtschaft bis 1929 auf 2196. 1934 übernahm das Gestüt in Redefin mit der Vereinigung der Herzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz Personal, Hengste und Inventar aus dem aufgelösten Landgestüt Neustrelitz.

1935 wurde erstmals eine Hengstparade veranstaltet, damals noch als reine Zuchtschau. Der Zweite Weltkrieg führte erneut zu einem erhöhtem Bedarf an Pferden für den Kriegseinsatz. Nach dem Krieg wurden vor allem Arbeitspferde benötigt, so dass schon 1949 221 Zuchthengste im Einsatz waren. Seit 1951 gehört auch Vorpommern, welches zuvor durch das nach Kriegsende zu Polen gehörende Gestüt Labes versorgt wurde, zum Zuständigkeitsbereich der staatlichen Stätte in Redefin.

Die weitere Motorisierung und der Zusammenschluss von einzelnen Bauern zu Genossenschaften führten Anfang der 1960er Jahre zu einem Rückgang der Pferdehaltung und -zucht. 1970 gliederte man die Zuchtleitungen in Rostock und Schwerin ein und begann mit der Einrichtung einer touristischen Abteilung. Der Hengstbestand war auf 86 gesunken und stieg bis 1987 wieder auf 100.

Mit der Wende übernahm 1993 das Land Mecklenburg-Vorpommern das Landgestüt Redefin und es wurde damit begonnen, die Bausubstanz der historischen Gestütsanlage zu sanieren. Hinter dem alten Reithallenportal wurde bis 1998 eine neue Reithalle errichtet. 2007 befanden sich 70 Zuchthengste im Bestand des Gestüts. Die alljährlichen Hengstparaden gehören bis heute zu den bedeutendsten Großveranstaltungen Mecklenburg-Vorpommerns und halfen beim Ausbau der Anlage zu einem Kulturstandort und touristischen Anziehungspunkt. An der Bundesautobahn 24 wird auf Unterrichtungstafeln für das Landgestüt geworben.

Weblinks

 Commons: Landgestüt Redefin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Horst Ende: Trotz vielfacher Spuren fast unbekannt. Der Schweriner Oberhofbaurat Carl Heinrich Wünsch (1779–1855), Mecklenburg-Magazin der Schweriner Volkszeitung, Nr. 2/2005, S. 9
53.342111.1926

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