Anthropozän

Anthropozän
Die Bedürfnisse der Menschen haben verschiedene Einflüsse auf die Umwelt
Eine Satellitenaufnahme der Erde bei Nacht gibt anhand der sichtbaren Lichtverschmutzung einen Eindruck der Größenordnung menschlichen Einflusses auf die Umwelt

Bereits 1873 sprach der italienische Geologe Antonio Stoppani von einem Anthropozänen Zeitalter: „eine neue tellurische Macht könne es an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen“. Andere Wissenschaftler wie Teilhard de Chardin oder Wladimir I. Wernadski sprachen auch von der Noosphäre.[1] 2008 fanden die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Beweise für die Hypothese, dass das Holozän genannte, zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen, an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für den „in den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“[2]. Hierbei spielen der Anstieg der Produktion von Treibhausgasen, die menschengemachten landschaftlichen Veränderungen, welche in ihrem Umfang derweil die natürliche jährliche Sedimentproduktion erheblich übertreffen, die Übersäuerung der Ozeane sowie die fortdauernde Vernichtung von Biota eine Rolle. Sie warnen davor, dass „die Kombination von Artensterben, globaler Artenwanderung und der verbreiteten Verdrängung natürlicher Vegetation durch landwirtschaftliche Monokulturen ein unmissverständliches biostratigraphisches Signal unserer Zeit darstellt. Diese Auswirkungen sind bleibend, da die zukünftige Entwicklung auf den überlebenden (und häufig anthropogen verschobenen) Beständen aufbaut.[2]“.[3]

Nach einem Vorschlag britischer Geologen soll als Beginn des Anthropozäns das Jahr 1800 (der Beginn der Industrialisierung) festgelegt werden[2]; Untersuchungen von Eisbohrkernen ergaben zudem, dass seither die Konzentration von Methan und CO2 zuzunehmen beginnt[1].

Inhaltsverzeichnis

Beispiele für den Einfluss des Menschen auf die Umwelt

Aralsee

Der Aralsee versalzt immer mehr und hat dramatisch an Größe verloren, weil Wasser aus den Zuflüssen zur Bewässerung von Baumwollplantagen abgeführt wird.

Artensterben

Nach der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) galten 2007 rund 12% der Arten der Vögel, 20% der Säugetiere, 29% der Amphibien und 33% der Nacktsamer unter den Pflanzen als bedroht. Der „Living Planet Index“ des WWF konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27 Prozent gesunken ist. Besonders betroffen waren diesen Erhebungen zufolge Land- und Süßwasserbewohner im asiatisch-pazifischen Raum. Laut WWF sind derzeit rund 34.000 Arten vom Aussterben bedroht.

Vielfach wird das derzeitige Artensterben mit den großen Massenaussterben der Vergangenheit verglichen. Paläontologen unterscheiden traditionell während der vergangenen 600 Millionen Jahren fünf (teilweise auch mehr) große Artensterben, die nach neueren Erkenntnissen allerdings einerseits häufig doch über längere Zeit (zum Teil bis Millionen von Jahren) andauerten und die andererseits auch von weiteren Phasen kleinerer Artensterben vorher und nachher begleitet waren und gleichsam nur die auffälligsten Auslenkungen der stets schwankenden Artenzahlen darstellen. Der bedeutsamste Unterschied früherer Massensterben zur derzeitigen Situation ist aber der, dass das heutige Artensterben durch eine einzige biologische Art, nämlich den Menschen mit seinen Aktivitäten und seinem Raum- und Ressourcenanspruch verursacht wird, während frühere Ursachen wohl in der Regel geologische oder atmosphärisch-kosmische Ursachen hatten.

Siehe Hauptartikel: Artensterben, Artenvielfalt, Biodiversität

Ozonloch

Durch den Einsatz von ursprünglich als umweltfreundlich angesehenen neuartigen Kühlmitteln, den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), wurden Teile der stratosphärischen Ozonschicht zerstört. Insbesondere über der Antarktis wird das sog. Ozonloch beobachtet.

Globale Erwärmung

Der Mensch hat nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Verständnis einen entscheidenden Anteil an der derzeit beobachteten globalen Erwärmung.

Siehe auch

Rezeption

Kunst

Literatur

  • Thomas Schalipp (Übersetzung): Die Erde nach uns - Der Mensch als Fossil der fernen Zukunft, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009 ISBN 9783827423023

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Paul J. Crutzen: Die Geologie der Menschheit. in: Paul J. Crutzen, Mike Davis, Michael D. Mastrandrea, Stephen H. Schneider, Peter Sloterdijk: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang, S.7. edition unseld, Suhrkamp Verlag (SV), Berlin, 2011
  2. a b c Jan Zalasiewicz et al.: Are we now living in the Anthropocene? in: GSA Today, 18/2, Februar 2008, S. 4-8. doi:10.1130/GSAT01802A.1
  3. Mike Davis: Wer wird die Arche bauen? in: Paul J. Crutzen, Mike Davis, Michael D. Mastrandrea, Stephen H. Schneider, Peter Sloterdijk: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang, S.60. edition unseld, Suhrkamp Verlag (SV), Berlin, 2011
  4. Stefan Tolksdorf: Anstoß zum Umdenken in: badische-zeitung.de, Nachrichten, Aussstellungen - Rezensionen, 19. November 2011 (19. November 2011)

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