Max E. Keller

Max E. Keller

Max Eugen Keller (* 19. März 1947 in Aarau) ist ein Schweizer Komponist, Jazz-Pianist und improvisierender Musiker. Er war einer der ersten Free-Jazz-Musiker der Schweiz. Von 2007 bis 2010 war er Vorsitzender der Schweizerischen Gesellschaft für Neue Musik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Keller erhielt in seiner Jugend Blockflöten- und Klavierunterricht. Er studierte von 1967 bis 1974 Musikwissenschaft, Germanistik und Geschichte auf Gymnasiallehramt an der Universität Basel. Gleichzeitig studierte er ab 1969 Komposition bei Hans Ulrich Lehmann an der Musik-Akademie der Stadt Basel. 1970 und 1972 besuchte er die Darmstädter Ferienkurse. Im Jahr 1973 erhielt er Unterricht bei Helmut Lachenmann. Von 1975 bis 1976 studierte er dann Elektronische Musik bei Nicolaus A. Huber und Dirk Reith an der Folkwang-Hochschule Essen. Von 1976 bis 1967 war er Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung des Südwestrundfunks bei Thomas Kessler am Elektronischen Studio Basel.

Im Jahr 1966 begann er seine Karriere als einer der ersten schweizerischen Interpreten von Free Jazz. 1967 hatte er einen sensationellen Auftritt beim Zürcher Jazzfestival. Danach spielte er in verschieden Musikgruppen in Konzerten und im Rundfunk der Schweiz, in Belgien, Deutschland, in der Tschechoslowakei und in Polen. Er definierte 1973 Improvisation in dieser Weise:[1]

„Improvisation [...] hebt die Arbeitsteilung Komponist – Interpret, die immer ein Herrschaftsverhältnis impliziert, tendenziell auf. Nicht mehr hat ein Interpret nachzuspielen, was ein Komponist ihm vorschreibt, sondern der Improvisator ist zugleich der Schöpfer und Spieler des Erklingenden. Innerhalb eines Kollektivs versucht der einzelne Spieler, sich musikalisch zu verwirklichen, sich frei zu entfalten in der dialektischen Beziehung zu seinen Mitspielern.“

Seit 1980 arbeitet er wieder als improvisierender Musiker (Klavier und elektronische Musikinstrumente). Konzerte führten ihn nach Südamerika, Deutschland, in die Niederlanden und die Schweiz. Musikalische Begegnungen hatte er mit Dani Schaffner, Christoph Gallio, Peter A. Schmid, Mathias Rissi, Kurt Grämiger, Daniel Mouthon, Thomas Borgmann, Hans Koch, Urs Leimgruber, Günter Müller, Hans Hassler, Charlotte Hug, Matthias Ziegler, Christian Wolfarth, Günter Heinz und Barry Guy.

Weiterhin ist er seit 1988 im Improvisationsensemble Tangramusic und seit 2003 im Trio Ampio tätig.

Seit 1973 hat er etwa 100 Werke komponiert, elektronische Musik eingeschlossen. Er schuf unter anderem die Kammeroper Die Axt nach Max Frischs Graf Öderland im Auftrag der Komischen Oper Berlin, wo er regelmäßig wirkt. Außerdem komponierte er die Musik zu politischen Liedern wie Gesänge II von Erich Fried, Gesänge III von Jürg Weibel und Gesänge IV von Kurt Marti sowie zur Kantate Fontamara von Ignazio Silone und zur Miniaturoper "Egon – aus dem Leben eines Bankbeamten" von Hans Suter.

Seine Kompositionen wurden in Europa, Australien, Südafrika, Nord- und Südamerika, Russland, Korea, China, in der Mongolei und in Aserbaidschan aufgeführt (u.a. Weltmusiktage Zürich (1991) und Mexiko (1993)).

Er organisiert Neue Musik und Jazz-Konzerte im Theater am Gleis in Winterthur.

Von 2007 bis 2010 war er Vorsitzender der Schweizer Gesellschaft für Neue Musik (Nachfolger von Jean-Luc Darbellay).

Preise und Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Bühnenwerke

  • JAWS 3 (1979). Szenisch-musikalische Collage
  • Egon – aus dem Leben eines Bankbeamten (1981). Miniaturoper für 3 Akteure, Violoncello und Tonband. Text: Hans Suter. UA 1983 Zürich
  • Fontamara (1984/86). Szenische Kantate für 5 Sänger, 2 Schauspieler, Chor und Orchester. UA 1987 Gent (auf einen Text von Frans Denissen nach Ignazio Silones Roman Fontamara)
  • Swissfiction (1990). Musiktheatralische Szenen für 4 Akteure, 4 Musiker und 4-Kanaltonband. UA 1990 Zürich (nach Alex Gfellers Erzählung Das Komitee, Tage für neue Musik)
  • Konfigurationen III – January 1991 (1991) für Oboe (oder Flöte), Fagott, Gitarre und Klavier. UA 1991 Kassel (Performers' Workshop Ensemble)
  • Die Axt (2004/06). Kammeroper für 3 Sängerinnen, 6 Sänger, Chor und Ensemble mit 15 Mitgliedern. Libretto: Anke Rauthmann und Yohanan Kaldi (nach Graf Öderland von Max Frisch)

Orchesterwerke

  • Grundgesetze I (1977) für 4 Sprecher und Sinfonieorchester. UA 1978 Hilversum (Kammerorchester des Niederländischen Rundfunks)
  • Genesis (1980) für Sinfonieorchester. UA 1981 Winterthur.
  • Das ganze Leben (1990). Klavierkonzert in 8 Teilen. UA 1990 Zürich (Tonhalle, Symphonische Orchester Zürich)
  • Pentalog (1995/96) für Kammerorchester. UA 1996 Wetzikon
  • Mondlandschaft (1999) für 23 Bläser und 3 Schlagzeuger. UA Januar 2000 Zürich (Tonhalle, Tonhalle-Orchester Zürich, Dirigent: David Zinman)
  • 25/250.orch (2000) für Symphonieorchester. UA September 2000 Winterthur (Winterthurer Musikfestwochen, Orchester Musikkollegium Winterthur, Dirigent: Nicholas Cleobury)
  • tenuto, battuto, fulminante (2001) für Symphonieorchester. UA 10. Oktober 2003 Zürich (Tonhalle, Tonhalle-Orchester Zürich, Dirigent: David Zinman)

Kammermusik

Diskographie

  • Kammermusik (1991)
  • Kreuzende Wege - Komponistensekretariat Zürich (1997)
  • Rotondo oder "die Kunst des Fügens" (2002)
  • Max E. Keller (2003)
  • Festival l'art pour l'Aar. November 2003 (2006)
  • accent – figure – layer (2010)
  • Marcela Pavia (2011)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Keller 1974, S. 199.

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