Metropol-Theater (Berlin-Mitte)

Metropol-Theater (Berlin-Mitte)
Das Metropoltheater im April 1987

Das Metropol-Theater in Berlin-Mitte war ein bekanntes Revue- und Operettentheater, das von 1898 bis 1998 existierte.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge

Fritzi Massary, links, in der Operette Maxim, 1904

Das Metropoltheater wurde 1898 in der Behrenstraße 55-57 eröffnet (dem heutigen Haus der Komischen Oper) und diente dem gut verdienenden Berliner Bürgertum sowie dem Adel als musikalisches Unterhaltungsetablissement. Auf dem Spielplan standen Revuen und andere Werke der leichten Muse mit bekannten Sängern und Sängerinnen wie Lizzi Waldmüller, Richard Tauber und Fritzi Massary. Für das Metropol lieferten in jener Zeit vor allem Komponisten wie Paul Lincke, Jean Gilbert, Rudolf Nelson und Victor Hollaender die Musik. Eine erste wirtschaftliche Krise erlebte das Metropol während der Inflation Anfang der 1920er Jahre.

Die zwanziger Jahre

Eintrittskarte aus dem Jahr 1930

In den Goldenen Zwanziger Jahren entwickelte sich das Metropol zu einer weltbekannten Operettenbühne, die auch neuartige Musik aus den USA mit gastierenden Ensembles spielte. Doch eine nächste Pleite kam in Folge des Schwarzen Freitags von 1929, als die erste Weltwirtschaftskrise ihren Anfang nahm. Die Direktoren wechselten sehr oft; zuletzt leitete seit 1928 Fritz Friedmann-Frederich das Theater, der bereits 1919 künstlerischer Leiter und Oberregisseur des Theaters geworden war. Er setzte auf leichte Muse und große Namen wie Käthe Dorsch und Richard Tauber. Ein weiterer Konkurs erfolgte 1932, als der Theaterkonzern der Gebrüder Fritz und Alfred Rotter zusammenbrach.

1933 bis 1945

In der Nazizeit lief der Betrieb des Metropols wie gewohnt weiter, außer dass jüdische Ensemblemitglieder, wie an allen deutschen Bühnen, nicht mehr auftreten durften. Das Programm des Theaters war durch das gespielte Genre unpolitisch, sodass es keine nennenswerten Repressalien durch die Staatsmacht gab, die braunen Machthaber erkannten diese Unterhaltungskultur als nützlich für ihre Zwecke. Seit 1934 fungierte hier Werner Schmidt-Boelcke als 1. Kapellmeister. Eine neue, heute vergessene Generation junger Komponisten trat an die Stelle der alten. Das Metropoltheater büßte aber langsam seinen alten, fast feudalen Glanz ein, der drohende Zweite Weltkrieg drückte, anders als 1914, auf die Stimmung der Vergnügungswilligen. Ende 1944 wurde der Betrieb des Theaters nach der Premiere von Will Meisels Revue Wiedersehn macht Freude eingestellt. Im März 1945 zerstörten Bomben das Theater in der Behrenstraße bis auf den Zuschauerraum, der erhalten blieb und seit 1947 der Komischen Oper dient.

Nachkriegszeit

Zuschauerraum nach dem Umbau des Admiralspalasts im Dezember 1955

In der jungen DDR erblühte das Metropol, jetzt in einem Kinosaal in der Schönhauser Allee untergebracht, in einem neuen Glanz. Franz Léhars Operette Paganini war die erste Nachkriegspremiere. 1955 zog man in den Admiralspalast, der dann bis zum Ende 1997 das Domizil blieb. In der jetzt einsetzenden Zeit des Aufbaus und des Aufbruchs gab es im Programm auch bekannte Broadway-Musicals wie Kiss Me, Kate, Hello, Dolly! (mit Gisela May), Cabaret, aber auch DDR-spezifische Werke, wie z.B. Messeschlager Gisela. Das Metropoltheater war die führende Unterhaltungsmusikbühne der DDR, was insbesondere seinem langjährigen Intendanten Hans Pitra zu verdanken ist. Nach dessen Tod übernahm der bekannte Komponist Gerd Natschinski die Leitung des Hauses. Der 1984 neu eröffnete hochmoderne Friedrichstadtpalast machte dem Metropol zunächst keine Konkurrenz, er diente in erster Linie aufwändig inszenierten personalintensiven Musikrevuen, Shows und Gastspielen.

Friedrichstraße am 8. Oktober 1966

Doch nach der Wende geriet das Metropol in finanzielle Schwierigkeiten, was hauptsächlich dem damaligen Berliner Senat und insbesondere dem ehemaligen Kultursenator Ulrich Roloff-Momin anzulasten ist, der dem Haus die nötigen Mittel nicht nur kürzte, sondern zu Lasten u.a. der drei Opernhäuser Berlins, die er erhaltenswerter fand (da das Metropol-Theater angeblich „nur“ eine Bühne für „alte Leute“ war – ein entsprechend lautendes Gutachten erstellte Ivan Nagel für den Kultursenator), letztendlich komplett verweigerte, obwohl das Haus eine Auslastung an Zuschauern erreichte, die z.B. die der Komischen Oper, aber auch anderer Spielstätten Berlins weit übertraf.

Auch mehrere Investoren, die das Haus übernehmen wollten (u.a. eine Gruppe um den damaligen Leiter des Deutschen Theaters München, Heiko Plapperer) wurden abgelehnt, da der Senat grundsätzlich nicht bereit war, das Metropol-Theater weiterhin zu subventionieren. Ebenso spielte wohl eine große Rolle, dass das Land Berlin dann das denkmalgeschützte, historische Gebäude des Admiralspalastes hätte renovieren oder restaurieren müssen. Ein Haus dieser Größenordnung war und ist ohne Subventionierung nicht erfolgreich zu betreiben. Selbst ein europaweiter Aufschrei der Fachwelt (u.a. wurden dem Senat durch den Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins Metropol-Theater e.V., Jörg Schönrock Gutachten zur Zukunft der Operette zugänglich gemacht, die alle namhaften Hochschulen für Musik und bekannte Künstler erstellt hatten), noch Protestveranstaltungen änderten etwas an der Haltung des Kultursenators und des Landes Berlin.

Zudem, was allerdings eher marginal war, waren die Musicalproduktionen der westlichen Musikkonzerne für das Publikum attraktiver. Dennoch, als einzige deutschsprachige Repertoire-Operettenbühne der Welt hätte das Metropol-Theater bei etwas gutem Willen durchaus nicht nur weiter-„existieren“, sondern sogar mit Erfolg geführt werden können. Eine letzte Intendanz unter dem bekannten Sänger René Kollo gab dem Theater sprichwörtlich den Rest und scheiterte 1998 in einem finanziellen und personalpolitischen Desaster, das Ensemble wurde aufgelöst.

Neuanfang

Seit 2005 wird das Haus unter der Leitung von Falk Walter (Arena, Badeschiff, Hoppetosse etc.) und anderen Teilhabern unter dem Namen Admiralspalast betrieben und eröffnete nach einer Renovierungsphase 2006 mit einer Inszenierung der Dreigroschenoper in der Regie von Klaus Maria Brandauer mit Campino in der Rolle des Mackie Messer. Neben dem großen Saal, der überwiegend durch Musical- und Showacts auf Tournee bespielt wird, werden auch zwei weitere Spielstätten unter dem Dach regelmäßig, aber nicht täglich bespielt.

Bilder

Weblinks

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