Multifunctional Information Distribution System

Multifunctional Information Distribution System

Multifunctional Information Distribution System, abgekürzt MIDS (dt.: Multi-Funktionales Informationsverteilungssystem) bezeichnet ein militärisches multifunktionales Datenfunksystem der NATO, welches folgende Dienste umfasst:

  1. Datenfunk, Tactical Data Link 16,
  2. Sichere, digitale Sprachübertragung,
  3. Flugnavigation TACAN,
  4. Relative Navigation,
  5. Identifizierung (Precise Participant Location and Identification, PPLI).

MIDS ist die verbesserte Version des von den USA entwickelten JTIDS und mit diesem weitgehend kompatibel.

MIDS Terminals werden bei der Luftwaffe, der Marine und beim Heer eingesetzt. Die technischen Eigenschaften des MIDS-Terminals sind im Standardization Agreement (STANAG) 4175 spezifiziert.


Eine querschnittlich verwendete Variante des MIDS ist das MIDS-LVT (MIDS Low Volume Terminal), welches durch die USA, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien finanziert und von MIDSCO, ein Joint-Venture zwischen Thomson CSF, GEC, Siemens, Italtel and Enosa entwickelt wurde. Nach Herstellung der Serienreife ging die Produktion über in ViaSat, DataLinkSolution und EuroMIDS über. EuroMIDS Joint-Venture der europäischen Rüstungsfirmen EADS (DEU), SELEX (ITA), THALES (FRA) und INDRA (ESP) stellt MIDS-LVT überwiegend für europäische MIDS-Nutzer her. Als Nachfolger des MIDS-LVT wird derzeit unter amerikanischer Führung das MIDS-JTRS (MIDS Joint Tactical Radio System) entwickelt. In Deutschland wird das MIDS-LVT von allen militärischen Orgisationsbereichen genutzt. Die Nutzungssteuerung hat querschnittlich für diese Organisationsbereiche das Waffensystemkommando der Luftwaffe -Dezernat VI 1- (WaSysKdoLw VI 1) inne.

Inhaltsverzeichnis

Technisches Prinzip

MIDS nutzt zur Informationsübertragung ein Zeitmultiplexverfahren (Time Division Multiple Access, TDMA) im UHF Lx-Band (ca. 850 MHz – 1.3 GHz). Das MIDS Terminal sendet dabei in sehr schneller Folge auf 51 verschiedenen Arbeitsfrequenzen (Auswahl im Pseudo-Random Verfahren), um seine Informationen zu senden, bzw. zu empfangen. Basis ist dabei ein periodisch wiederholter 12s – Zeitraum, der Frame; die kleinste, einem bestimmten Terminal zugeordnete Informationseinheit wird time slot genannt. Innerhalb des Time Slot wird zudem noch in pulses die Frequenz gewechselt. Die Abfolge, in der die einzelnen Arbeitsfrequenzen durchlaufen werden, wird durch einen Schlüsselalgorithmus definiert, der außerdem die übertragenen Informationen kryptiert. Durch das Sprungfrequenzverfahren in Verbindung mit redundanter Aussendung und zusätzlichen Fehlerkorrekturdaten nach dem Reed-Solomon Prinzip stellt MIDS eine zuverlässige, sichere und nur schwer störbare Datenfunkverbindung bereit. Je nach Aufwand bei der Fehlerkorrektur lassen sich in der Praxis Datenraten zwischen 57 kbs und 114 kbs erreichen.

In der Regel sendet in jedem Time Slot stets nur ein Terminal (dedicated access), jedoch gibt es zur Netzwerkoptimierung auch Verfahren, bei dem bestimmte Time Slots von jedem beliebigen Terminal bei Bedarf genutzt werden dürfen (contention access). Dies gilt vor allem für Informationen, bei denen es aufgrund einer hohen Wiederholrate nicht auf die zuverlässige Übertragung zu einem bestimmten Zeitpunkt ankommt, insbesondere bei digitaler Sprachübermittlung.

Da zu jedem Zeitpunkt die Terminals immer nur auf einer der verfügbaren Frequenzen senden, ist durch eine intelligente Schachtelung/ Zuteilung der Time Slots die Schaffung verschiedener, voneinander unabhängiger Teilnetze möglich, die nicht miteinander interferieren. In der Praxis ist dies aber stark begrenzt, da mit der Nutzung von Multi-Netting der Energieeintrag in das Frequenzband (time slot duty factor) so erhöht wird, dass Gefahr besteht, die im gleichen Frequenzband angesiedelten Frequenzen der zivilen Flugsicherung (DME, IFF) zu stören. Die erlaubten Obergrenzen sind in nationalen Frequenzfreigaben niedergelegt, die jeweils für einen bestimmten Flugsicherungsbereich (Flight Information Region, FIR) gelten.

Die Zuordnung der Time Slots zu bestimmten Terminals erfolgt durch das MIDS network design, dieses bestimmt, wann ein MIDS Terminal auf welchem Time Slot lauscht bzw. senden darf. Das MIDS Netzwerk wird in digitaler Form in das Terminal geladen und konfiguriert den Sprungfrequenzsender gemäß den Designvorgaben.

Damit sich die einzelnen Datenpakete nicht überschneiden, benötigen MIDS Terminals zur Identifizierung des korrekten Zeitpunktes des Sendens ein Zeitnormal, die net time reference (NTR). Eines der Terminals im Netzwerk arbeitet als NTR, die von ihm versendeten Zeitzeichen gelten per Definition als korrekt, und die übrigen Terminals justieren ihre internen Uhren danach. Je nach Fortschritt des Synchronisierungsprozesses befinden sich die Terminals in den Zuständen

  • starting net entry (Synchronisierung beginnt)
  • coarse sync (Grobsynchronisierung erreicht, ab hier ist Datenempfang möglich)
  • fine sync (Feinsynchronisierung erreicht, nur hier ist ein Senden möglich)

Die NTR selbst bezieht ihre Zeit üblicherweise aus einem verbindlichen Zeitnormal, z.B. der GPS-Zeit.

Dienste des MIDS

Die im folgenden aufgeführten Kommunikationsdienste können von MIDS gleichzeitig ausgeführt werden, wobei zu beachten ist, dass natürlich eine gemeinsame Bandbreite des Kommunikationskanals geteilt werden muss:

Data Link

Taktische Informationen werden gem. Link 16-Standard in "fixed format messages" übertragen. Die hier übertragenen Informationen werden an das Führungssystem übermittelt, in das das MIDS integriert ist.

Secure Voice

MIDS bietet zwei verschlüsselte, digitale Sprechfunkkanäle, die in 127 unterschiedlichen virtuellen Kanälen genutzt werden können. Abhängig von der zur Verfügung stehenden Bandbreite können Modulationsraten bis zu 16 kbit/s zur Anwendung kommen. Audioinformationen werden in "free format messages" übertragen.

TACAN

MIDS enthält als Hardwaremodul einen vollwertigen TACAN Steckkartensatz; das Terminal ist einbaukompatibel (fit in form & function) mit vielen militärischen TACAN Empfängern.

Relative Navigation

MIDS enthält komplexe Algorithmen zur Auswertung und Kalman-Filterung empfangener anderer MIDS Signale. Die daraus errechnete, korrigierte Eigenposition wird wiederum mittels der Link 16 PPLI - Nachricht ausgestrahlt. Relative Navigation sollte vor allem Luftfahrzeugen zu einer verbesserten Positionsgenauigkeit verhelfen. Durch die mittlerweile weite Verbreitung von GPS ist diese Funktion allerdings nicht mehr so wichtig wie früher.

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