Kultivātor

Kultivātor

Kultivātor (neulat., engl., hierzu Tafeln »Kultivator I u. II«), ein durch Gespann- oder Maschinenkraft betriebenes Bodenbearbeitungsgerät, speziell ein mehrzinkiges Gerät, das den Boden lockert, die Unkräuter vertilgt oder bestimmte Arbeiten der Bodenkultur, wie z. B. das Behacken der Pflanzen, ausführt. Derartige Geräte werden in Deutschland nicht immer gleich bezeichnet, sie unterscheiden sich im wesentlichen nur durch die Arbeitswerkzeuge und durch die Stärke. Krümmer nennt man eggenartige Geräte ohne Fahrräder mit mehreren Wühlerfüßen, die nur zum Lockern der Ackerkrume dienen, also flachere Arbeit liefern; man nennt sie Grubber, wenn sie für tiefere Arbeit bestimmt sind und Räder haben, Kultivatoren, wenn sie für verschiedene Arbeitsweisen eingerichtet sind, Exstirpatoren, wenn sie hauptsächlich zum Vertilgen von Unkräutern dienen, und Skarifikatoren, wenn sie den Boden mit Messern in senkrechter Richtung nur durchschneiden. Die Arbeitstiefe ist verstellbar, nur bei den Krümmern ist dies nicht der Fall. Ein sehr bekannter K., namentlich zur Tiefkultur und zur Zerstörung tief wurzelnder Unkräuter, ist der von Coleman konstruierte (Tafel I, Fig. 1). Er hat ein eisernes Gestell, das durch drei einstellbare Räder getragen wird. In demselben sind in zwei Reihen 5 oder 7, auch 9 gegeneinander versetzte Schare angeordnet, die durch einen gemeinschaftlichen Hebel aus dem Boden gehoben und durch Verstellung dieses Hebels in einem Kreissegment zu beliebigem Tiefgang eingestellt werden können. Die zugehörigen Bodenbearbeitungsinstrumente (Fig. 2) werden in mannigfaltigster Form verwendet und auf den Stielen mittels hölzerner Stifte befestigt. Diese Anordnung gewährt gegenüber den mit den Stielen aus einem Stück gefertigten Scharen den Vorteil, daß, wenn das Gerät auf ein Hindernis, z. B. einen größern Stein, stößt, ein Abbrechen des schwer zu erneuernden Scharstiels verhindert wird, da der hölzerne Bruchstift eine geringere Widerstandsfähigkeit als dieser hat und demnach abgeschnitten wird. Die spitzen Scharen dienen vornehmlich zur Vertilgung von Unkräutern, die breiten Scharen zur tiefen Lockerung des Untergrundes. Sollen die Geräte in engem Raum und auf hügeligem Gelände arbeiten, z. B. in Weingärten, so erhält jeder Rahmen extra eine besondere Stellvorrichtung für sich, um die Werkzeuge immer senkrecht einstellen zu können (Frankreich). Der in Fig. 3 dargestellte K. (Felgpflug) dient zum Bearbeiten der Zwischenräume von Hackfrüchten. Das Grubberschar mit aufsteigenden Seitenflächen wirkt ähnlich wie ein Häufelpflug. Unmittelbar dahinter folgen zwei flache, an vertikalen Stielen stellbare Messer zum Abschälen der obersten harten Erdkruste; diese können in dem Gestell nach der Seite hin verschoben werden, um je nach dem Abstande der beiden Pflanzenreihen die Arbeitsbreite zu regulieren. Darauf folgt eine kleine Egge, welche die durch den Häusler und die Schälmesser aufgeworfene Erde gleichmäßig ausbreitet.

In dem nämlichen Gestell werden häufig für andre Zwecke die mannigfaltigsten Kulturwerkzeuge eingeschaltet. Der Sacksche Universalpflug dient z. B. ebensowohl zum Pflügen als zum Kultivieren. Tafel II, Fig. 2, zeigt einen solchen Universalpflug als neunscharigen Grubber. Mit dem Stellhebel h kann die Arbeitstiefe der Werkzeuge oder die Transportstellung eingestellt werden, während Fig. 3 einen für dasselbe Pfluggestell passenden Einsatz für den neunscharigen Exstirpator und Fig. 4 einen solchen Einsatz für einen fünfscharigen Skarifikator mit den Tiefgang bestimmenden Schleppschuhen darstellt. Fig. 5 zeigt dagegen einen für die Dampfbodenkultur bestimmten Grubber von Fowler u. Komp. Bei diesen Geräten mußte bisher zum Zwecke der Beseitigung von Verstopfungen ein Wechsel der Inbetriebsetzung der Maschinen auf umständliche und zeitraubende Weise veranlaßt werden, ehe die Arbeitswerkzeuge aus dem Boden gehoben und gereinigt werden konnten. Diese Übelstände vermeidet die hier angewendete neue Aushebevorrichtung, mittels welcher nur durch Bewegen eines Handhebels das Ausheben der Arbeitswerkzeuge während des Ganges des Grubbers veranlaßt wird. Anstatt der geradlinig fortschreitenden Bewegung des Werkzeugs wird auch die rotierende Bewegung vorgeschlagen. – Seit mehreren Jahren werden besonders für weniger tiefe Arbeit sehr viel die sogen. Stahlrahmen- oder Federkultivatoren, besonders von Massey Harris u. Komp. in Toronto (Tafel I, Fig. 4) in Deutschland eingeführt. Diese Geräte arbeiten mit stark gebogenen Zähnen oder Zinken aus Bandstahl, ähnlich wie die Federzahneggen. Die Zähne sind in zwei oder drei Reihen auf etwa vier an der vordern Seite drehbar aufgehängten Rahmen verschiebbar befestigt und werden durch mittels Handhebel regelbaren Federdruck in den Boden hineingedrückt; der Tiefgang wird durch Schleppfedern begrenzt. Diese Geräte sind für Acker- und Reihenbearbeitung verwendbar, sie haben infolge der zitternden Bewegung der federnden Zinken eine gute auflockernde Wirkung. Der ziemlich bedeutende Preis dieser Geräte hat die deutschen Fabrikanten, darunter als erste Ed. Schwartz u. Sohn in Berlinchen, dazu veranlaßt, ihre Kultivatoren und ähnliche Geräte durch anzuschraubende oder auszuwechselnde Federzinken zu Federkultivatoren unter ganz geringer Erhöhung der Kosten der Geräte umzuwandeln, um einen gerade für deutsche Verhältnisse brauchbaren Ersatz zu schaffen. Unter andern haben auch Eckert in Berlin (Kreisrahmenkultivator mit Grubberfüßen und federnden Zinken), Schütz u. Bethke in Lippehne und Unterilp in Berlin derartige Geräte auf den Markt gebracht. Es wird hierbei außer von dem letztern von einem federnden Anpressen der Zinken durch besondere Stellvorrichtungen meistens abgesehen, vielmehr wird der Tiefgang mittels der gekröpften Räderwelle geregelt. A. Ventzke in Graudenz hat einen Federzinkenkultivator (Tafel II, Fig. 1) als besonderes Gerät gebaut, der wegen seines geringen Preises für mittlern und in ganz einfacher Form für kleine Betriebe geeignet ist.

Seitdem der Kulturingenieur Br. Schneider Ende der 1880er Jahre ein Gerät zum Verjüngen der Wiesen geschaffen hatte, das durch paralleles Ritzen der Grasnarbe den Wurzeln Luft und Wärme zuführen sollte, ist dieser Geräteart, den sogen. Wiesenkultivatoren oder Skarifikatoren, immer mehr Beachtung geschenkt worden. So hebt z. B. ein neues Gerät von Ad. Laacke (Groß u. Komp. in Leipzig-Eutritzsch) einen an den Seiten und unter den Graswurzeln abgeschnittenen Rasenstreifen fortlaufend während des Fahrens unter gleichzeitiger Aufhebung seines verfilzten Zustandes hoch, während eine unter dem Leitbleche des pflugartigen Geräts angeordnete Egge den auf diese Weise freigelegten Boden gleichzeitig lockert. Der Wiesenkultivator von A. Lehnigk in Vetschau ritzt die Grasnarbe durch scharfe gerade Messer, während in die Schnitte eintretende Reißwölfe mit kurzen gekrümmten Schneiden den tiefern Boden lockerten.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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