Nelson Goodman

Nelson Goodman

Nelson Goodman (* 7. August 1906 in Somerville, Massachusetts; † 25. November 1998 in Needham, Massachusetts) war ein amerikanischer Philosoph.

Goodman war Schüler Alfred North Whiteheads. Nach seiner Graduation 1928 in Harvard leitete er von 1929 bis 1940 eine Kunstgalerie in Boston. 1941 erhielt er seinen Ph.D. und diente danach bis 1945 in der US-Infanterie.

Von 1946 bis 1964 lehrte er an der University of Pennsylvania, wo er 1951 eine Professur erhielt. Ab 1964 lehrte er zusätzlich an der Brandeis University und Tufts University. 1968 erhielt er eine Professur in Harvard.

Theoretisches Werk

Goodmann war stark vom Empirismus und Rudolf Carnaps Phänomenalismus beeinflusst und vertrat Positionen eines relativistischen Pluralismus. In der europäischen Philosophie weitgehend unbeachtet geblieben, spielte Goodman in der US-amerikanischen Analytischen Philosophie eine wichtige Rolle: Bekannt wurde er vor allem durch sein 'Neues Rätsel der Induktion', das die Verifikation von Aussagen behandelt, und den Entwurf einer Symboltheorie von Zeichensystemen. Seiner streng extensionalen Symboltheorie gelingt es, metaphysische Konstruktionen der Objekt-Zeichen-Verknüpfung, die beispielsweise Charles S. Peirce für seine Symboltheorie noch benötigte, zu vermeiden.

Sprachen der Kunst

In seinem Werk 'Sprachen der Kunst' legte Goodman dar, dass der Unterschied zwischen einem Bild und einer Beschreibung eines Gegenstandes nicht darin besteht, dass das Bild dem Gegenstand ähnlicher ist als seine Beschreibung. Goodman verdeutlicht, dass Ähnlichkeit weder hinreichende noch notwendige Bedingung für Repräsentation ist, da Ähnlichkeit im Gegensatz zu Repräsentation eine symmetrische Beziehung darstellt. Beispiel: Wenn X Y ähnlich ist, dann ist Y X auch ähnlich, aber wenn X Y repräsentiert, dann repräsentiert Y X in der Regel nicht. Wenn also ein Zwilling dem anderen ähnlich ist, so gilt dies auch umgekehrt. Dennoch wäre die Behauptung, ein Zwilling repräsentiere den anderen, absurd. Hingegen repräsentiert mich ein Bild meiner selbst, aber nicht umgekehrt. Auch zu behaupten, ich sähe dem Bild ähnlich, ist wiederum nicht haltbar. Goodman analysiert den Unterschied zwischen bildlicher Repräsentation und Beschreibung als einen syntaktischen Unterschied der Darstellungsweise: Einem Bild schreibt er die Eigenschaft zu, im logischen Sinn analog zu sein, während ein sprachliches Symbolschema digital ist. Als analog gilt für Goodman ein Symbolschema, das syntaktisch 'dicht' ist, dass also alle Elemente des Symbolschemas von Bedeutung sind, man also keine Grenzen zwischen den einzelnen Elementen ziehen kann. Ein digitales Schema ist hingegen disjunkt und endlich differenziert. Es besteht aus Inskriptionen oder 'Tokens', die auf einen Typ oder Charakter verweisen. Ein Token ist disjunkt, wenn er nicht zugleich dem Typ1 und dem Typ2 zugeordnet werden kann. Er ist endlich differenziert, wenn in einer endlichen Zeitspanne entschieden werden kann, ob er Typ1 oder Typ2 zugerechnet werden muss. So existiert das Wort "Ente" milliardenfach als Inskription in Form von Kopien. Eine einzelne Inskription von "Ente" ist disjunkt, da feststeht, dass sie nicht zugleich "Ente" und "Ende" darstellen kann. Sie ist endlich differenziert, wenn man diese Entscheidung in endlich vielen Schritten fällen kann. Bei pikturaler Darstellung existiert hingegen kein Typ. Entsprechend lassen sich die Kategorien disjunkt und endlich differenziert gar nicht erst anwenden. Auf dieser Grundlage entwirft Goodman ein breites Spektrum von gänzlich analogen Darstellungen, bis zu rein digitalen. Ein Bild ist gänzlich analog, während eine Partitur rein digital ist. Die Sprache hingegen ist eine Mischform, da sie zwar syntaktisch digital ist, aber nicht semantisch. Das Wort "Ball" kann sowohl ein Sportgerät als auch eine Tanzveranstaltung bezeichnen, es ist also semantisch nicht disjunkt.

In den "Weisen der Welterzeugung" wendet sich Goodman der Ontologie zu. Er löst das logische Dilemma, wonach zwei Weltbeschreibungen in sich widerspruchslos und in diesem Sinne wahr sein können, sich aber einander widersprechen, dahingehend auf, dass diese beiden Beschreibungen nicht die gleiche, sondern zwei verschiedene Welten beschreiben. Beispielsweise sind sowohl: "die Erde bewegt sich", als auch: "die Erde steht still" beide wahr, abhängig vom jeweiligen Bezugsrahmen. Ein Astronom, der kosmische Bewegung untersucht, untersucht eine Erde, die sich bewegt. Ein Wächter mit dem Befehl, Gefangene zu erschießen, sobald sie sich bewegen, wird dies eher nicht tun, "weil sie sich mit hoher Geschwindigkeit um die Sonne bewegt haben". Es handelt sich um zwei verschiedene Weltversionen.

In den "Revisionen - Philosophie und andere Künste und Wissenschaften" fasst Goodman schließlich gemeinsam mit Catherine Z. Elgin seine Forschungsergebnisse der Wissenschaftstheorie, der Symboltheorie und der Erkenntnistheorie zusammen und schlägt im dritten Teil des Buches eine "Neufassung der Philosophie" vor. Im Kern dieser Neufassung wird der Begriff der "Wahrheit" durch den der "Richtigkeit" abgelöst, da sich mit letzterem nicht der "berüchtigte philosophische Morast" auftut und er zudem auch auf nicht verbale beziehungsweise proportionale Symbolsysteme anwendbar ist. So kann man davon sprechen, dass es richtig ist, dass ein Bild Trauer ausdrückt, während man kaum sagen kann, dass dies wahr ist.

Schriften

  • The Structure of Appearance. Indianapolis. Hackett 1966.
  • Languages of Art. London. Oxford University Press. 1969. dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998. ISBN 3-518-28904-7
  • Problems and Projects. Indianapolis. Hackett 1972.
  • Ways of Worldmaking. Indianapolis. Hackett 1978. dt.: Weisen der Welterzeugung. Frankfurt a.M. Suhrkamp 1984.
  • Of Mind and other Matters. Cambridge, Massachusetts, London. 1984. dt.: Vom Denken und anderen Dingen. Frankfurt a.M. Suhrkamp 1987.
  • Tatsache, Fiktion, Voraussage. Frankfurt a.M. Suhrkamp 1988. ISBN 3-518-28332-4
  • zusammen mit Catherine Z. Elgin: Revisionen. Frankfurt a.M. Suhrkamp 1993.

Weblinks


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