Ordnungsparameter

Ordnungsparameter
Icon tools.svg
Dieser Artikel wurde den Mitarbeitern der Redaktion Physik zur Qualitätssicherung aufgetragen. Wenn Du Dich mit dem Thema auskennst, bist Du herzlich eingeladen, Dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der Meinungsaustausch darüber findet derzeit nicht auf der Artikeldiskussionsseite, sondern auf der Qualitätssicherungs-Seite der Physik statt.

Ordnungsparameter sind ein Maß für die Ordnung eines physikalischen Systems. Typische Kriterien für die Ordnung innerhalb eines Systems sind Homogenität und Isotropie, also die relativen Positionen der Bestandteile des Systems oder ihre Orientierung zueinander.

Diese Beschreibung ist sowohl auf Systeme anwendbar, die in mehreren unterschiedlich stark geordneten Phasen existieren können und die Möglichkeit haben, zwischen diesen zu wechseln, als auch auf Systeme, die innerhalb einer Phase kontinuierlich ihre Ordnung verändern. Je nach Typ des Phasenüberganges kann der Ordnungsparameter sprunghaft einen neuen Wert annehmen und so direkt als Anzeichen für den Phasenübergang dienen oder sich auch stetig verändern. In einem physikalischen System gibt es häufig mehrere Effekte, die auf die Ordnung schließen lassen. Aus den physikalische Größen, die bei diesen Effekten repräsentiert werden, wählt man diejenige Größe, aus der man den Ordnungsparameter errechnet. Eine charakteristische Wahl ist, dass der Parameter zu Beginn des Phasenübergangs von der ungeordneten zu einer geordneten Phase 0 ist und am Ende des Übergangs einen endlichen Wert annimmt. So entspricht ein höherer Wert stärkerer Ordnung und vollständige Unordnung liegt bei 0 vor.

Es sind auch vektorielle Ordnungsparameter möglich. Deren Verwendung ist bei Ordnungsänderungen an der Isotropie des Systems sinnvoll. Dort wird in der geordneten Phase eine Richtung ausgezeichnet. Der verwendete Vektor besitzt dann diese Richtung und als Betrag die Stärke der Ausrichtung der einzelnen Komponenten an der Vorzugsrichtung.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenhang mit der Symmetrie

Verwendung finden Ordnungsparameter in der statistischen Physik, die Phasenübergänge mit spontaner Symmetriebrechung untersucht. Dort korrespondiert der zusätzliche Freiheitsgrad, den die Symmetriebrechung freigibt, gerade mit dem Ordnungsparameter. Ein Beispiel dafür ist die spontane Magnetisierung eines Ferromagneten beim Abkühlen. Dabei tritt als zusätzlicher Freiheitsgrad des Systems die Magnetisierung auf und ändert sich bis auf kleine Sprünge kontinuierlich von 0 auf die endgültige vollständige Magnetisierung des Ferromagneten. Ein Beispiel für einen Ordnungsparameter, der keinem neuen Freiheitsgrad des Systems nach dem Phasenübergang entspricht, ist der Einsatz der Dichte für die Beschreibung des Übergangs Flüssig-Gasförmig.

Beispiele

Kontinuierliche Änderung des Ordnungsparameters

Ein markantes Beispiel mit mehreren Phasen und kontinuierlichen Ordnungsänderungen sind Flüssigkristalle. Deren verschiedene Phasen, zwischen denen sie wechseln können, sind unterschiedlich geordnet. Die geordneten Phasen unterscheiden sich durch die Orientierung von Bereichen mit paralleler Ausrichtung der stäbchenförmigen Kristalle. Innerhalb einer solchen Phase können leichte Abweichungen der Parallelität der Kristalle auftreten, die sich durch einen winkelabhängigen Ordnungsparameter fassen lassen. Es existiert allerdings auch eine ungeordnete Phase, in der die Kristalle entlang zufälliger Richtungen ausgerichtet sind.

Springender Ordnungsparameter

Übergänge zwischen Phasen, die unterschiedliche Aggregatzustände sind, ändern die Ordnung des Systems sprunghaft. Am stärksten tritt dieser Effekt (in Bezug auf die Dichte als Ordnungsparameter) bei der Sublimation von kristallinen Feststoffen und ihrer Umkehrung, der Resublimation hervor. Zwischen dem Gas mit einer sehr geringen Dichte und dem Feststoff mit einer erheblich größeren nimmt das System keinen Zustand mit mittlerer Dichte an. Es entspricht auch der intuitiven Vorstellung, dass ein regelmäßiges Kristallgitter geordneter ist als die zufällig verteilten Moleküle eines Gases. Mathematisch ausgedrückt besitzt die kristalline Ordnung Translationssymmetrie. Ein Schritt mit dem Abstand der Atome entlang des Gitters führt wieder an einen identischen Ort (ein Atom umgeben von anderen im gleichen Abstand). Im Gas hingegen ist diese Translationssymmetrie gebrochen und eine feste Schrittweite führt zufällig sowohl auf leere Plätze als auch zu anderen Gasmolekülen.

Literatur

  • Ludwig Bergmann, Thomas Dorfmüller, Clemens Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik: Mechanik, Relativität, Wärme 11. Auflage, Walter De Gruyter Inc, Berlin 1998

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ordnungsparameter — tvarkos parametras statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. order parameter vok. Ordnungsparameter, m rus. параметр упорядочения, m pranc. paramètre d’ordre, m …   Fizikos terminų žodynas

  • Synergetik — Sy|n|er|ge|tik, die; [zu ↑ synergetisch]: interdisziplinäres Forschungsgebiet zur Beschreibung komplexer Systeme, die aus vielen miteinander kooperierenden Untersystemen bestehen. * * * Synergetik   [zu griechisch synerge̅tēs »Mitarbeiter«, zu… …   Universal-Lexikon

  • Landau-Theorie — Die Landau Theorie ist in der Physik eine Theorie zur Beschreibung von Phasenübergängen. Sie wird nach dem russischen Physiker Lev Landau bezeichnet. Diese Theorie beruht auf einer polynomiellen Entwicklung der freien Energie als Funktion eines… …   Deutsch Wikipedia

  • Synergetik — Die Synergetik ist die Lehre vom Zusammenwirken von Elementen gleich welcher Art, die innerhalb eines komplexen dynamischen Systems miteinander in Wechselwirkung treten (bspw. Moleküle, Zellen oder Menschen). Sie erforscht allgemeingültige… …   Deutsch Wikipedia

  • Cholesterisch — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

  • Flüssigkristalle — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

  • Kolumnar — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

  • Liquid Crystal — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

  • Mesogen — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

  • Mesophase — Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines Flüssigkristalls: Schlieren Textur einer nematischen flüssigkristallinen Phase, wie sie auch in Flüssigkristallanzeigen verwendet wird. Als Flüssigkristall bezeichnet man eine Substanz, die einerseits… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”