Postkrieg

Postkrieg
Beispiel eines Postkriegbeleges von 1951: Die Notopfermarke, auf Sendungen in die DDR nicht vorgeschrieben, wurde dort beanstandet, wenn sie auf einer Postsendung entdeckt wurde. In diesem Fall erfolgte die Rücksendung mit entsprechendem Rahmenstempel als Hinweis auf die Art der Beanstandung.
Beispiel eines Postkriegbeleges von 1971: Marke der Bauwerkeserie (5 Pf Stettin/Pommern), wurde wegen der Darstellung eines Gebäudes, das sich NICHT in Westdeutschland befand und mehr noch wegen der Benutzung des deutschen Ortsnamens in manchen Ostblockstaaten beanstandet. Hier auf einem Brief in die UdSSR, mit dortigem Retour-Stempel und Aufkleber der Bundespost mit einer „Gegen“-Erklärung.

Als Postkrieg bezeichnet man es, wenn die Post-Organisation eines Landes die Poststücke eines anderen Landes nicht akzeptiert. Der Hintergrund sind normalerweise politische Gründe, beispielsweise, wenn auf einer Briefmarke ungeliebte Inhalte zu sehen sind. Dabei behandeln die Postämter des Empfängerlandes die Postsendung entsprechend: Sie schwärzen die beanstandeten postalischen Merkmale, fordern eine Nachgebühr, senden das Poststück zurück oder greifen zu anderen Maßnahmen.

Inhaltsverzeichnis

Weltweite Postkriege

In der Geschichte der Post gibt es Postkriege mindestens seit 1871, sie sind also nicht nur ein Teil des Kalten Krieges. Der letzte bis heute bekannte Postkrieg datiert aus dem Jahr 1999. Dabei gibt es Postkriegsszenarien auf der ganzen Welt, viele Länder waren „Opfer“ oder „Auslöser“ von Postkriegen.

Geschichte des Postkrieges

Hier eine chronologische Zusammenstellung bekannter Postkriege. Die Liste ist unvollständig.

  • 1871/72 Postkrieg zwischen Elsass-Lothringen als Teil des Deutschen Reiches und Frankreich. Die Besatzungs- und später Brustschildmarken wurden in Frankreich nicht als frankaturgültig anerkannt und mit Nachgebühr belegt. Im Gegenzug wurden französische Marken in Elsass-Lothringen nicht anerkannt und ebenfalls mit Nachgebühr belegt.
  • 1914 Postkrieg zwischen den USA und Mexiko. Die Besetzung von Veracruz durch die USA hatte postalische Folgen. Mexiko akzeptierte Sendungen aus Veracruz mit US-Marken nicht und belegte diese mit Nachgebühr. Daraufhin erlaubten die USA auch mexikanische Marken auf Sendungen des besetzten Veracruz nach Mexiko. Diese Sendungen wurden von Mexiko unbeanstandet transportiert.
  • 1924–35 Postkrieg zwischen der Mongolei und China. China erkannte die mongolische Unabhängigkeit nicht an. Alle mongolischen Marken wurden während dieses Zeitraums von China mit Nachgebühr belegt.
  • 1933–39 Postkrieg zwischen Ungarn und der ČSR. Beanstandet wurden von tschechoslowakischer Seite zwei Flugpostmarken Ungarns. Die entsprechende Sendungen gingen handschriftlich oder mit Aufkleber versehen zurück. Im Gegenzug wurden durch Ungarn bestimmte tschechoslowakische Marken beanstandet und Sendungen mit handschriftlichem Vermerk zurückgesandt.
  • 1934–37 Postkrieg zwischen Mandschukuo und China. China schwärzte Stempel mit Landesnamen und Jahreszahlangaben des japanischen Marionettenstaates.
  • 1948/49 Berliner Postkrieg – West-Berlin und die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) lieferten sich im Rahmen der Währungsreform in West- und Ostdeutschland einen Postkrieg. Dabei verweigerte die SBZ die Anerkennung der West-Berliner Marken, später reagierte auch die West-Berliner Post und erkannte die SBZ-Marken nicht mehr an. Im Wesentlichen kam es zu Zurücksendungen und Nachgebührenerhebungen.
  • 1949–56 Postkrieg wegen der Marke „Notopfer Berlin“ zwischen der Bizone/Französische Zone/Bundesrepublik Deutschland und der SBZ/DDR. Auf Sendungen in die SBZ/DDR, nach Berlin und ins Ausland musste die Marke nicht verklebt werden. In der SBZ/DDR wurde die Marke wegen ihres Bezuges zu Berlin abgelehnt und, wenn angetroffen, beanstandet. Es kam zu Zurückweisungen (siehe Bild) und Schwärzungen.
  • 1959/60 Postkrieg wegen der Marken und Stempel „Weltflüchtlingsjahr“. Ca. 70 Postverwaltungen verausgabten entsprechende Marken. Viele dieser Marken und entsprechende Stempel wurden von Polen, der ČSSR, Rumänien und der UdSSR unter Unkenntlichmachung oder Zurücksendung beanstandet.
Briefmarke 1965
20 Jahre Vertreibung
  • 1965–71 Postkrieg zwischen (Süd-)Rhodesien und Großbritannien. Die Unabhängigkeit Rhodesiens wurde von Großbritannien nicht anerkannt und Markenausgaben Rhodesiens zu diesem Anlass in Großbritannien als frankaturungültig erklärt. Auch die ersten Marken Rhodesiens in Dezimalwährung wurden von Großbritannien nicht anerkannt. In beiden Fällen kam es zu Nachgebührerhebungen. Auch andere Länder des Commonwealth wie Indien, Mauritius, Malawi und Sambia schlossen sich dieser Maßnahme an.
  • 1966–72 Postkrieg gegen einzelne Marken der westdeutschen Serie „Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten“. Betroffen waren Marken, die Bauwerke in der DDR, Polen oder der UdSSR darstellen. Dabei wurden auch die deutschen Ortsnamen verwendet. An der Ablehnung beteiligten sich die DDR, Polen, die ČSSR und die UdSSR. Die Maßnahmen waren im Wesentlichen Retoursendungen (siehe Bild) und Inschriftschwärzungen.
  • 1967–72 Postkrieg zwischen Israel und einigen Ostblockstaaten. Die Marken Israels mit militärischen oder als politisch empfundenen Darstellungen (z. B. Darstellungen von Ost-Jerusalem) wurden in der DDR, der UdSSR und Polen beanstandet. Entsprechende Sendungen gingen mit Stempeln oder Aufklebern versehen zurück.
Briefmarke 1971
Unbesiegbares Vietnam
  • 1971 Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und der DDR. Offizielle Schmuckumschläge zu den DDR-Markenausgaben „10 Jahre Antifaschistischer Schutzwall“, „Mahnmal Wiltz“ und „Unbesiegbares Vietnam“ wurden von der Bundesrepublik zurückgeschickt. Hierbei handelte es sich aber nicht um einen Postkrieg im eigentlichen Sinne, da nicht die Briefmarken beanstandet wurden, sondern ausschließlich die Bedruckung der Umschläge.
  • 1985–89 Postkrieg zwischen der Bundesrepublik und Ostblockländern. Die Marken „40 Jahre Heimatvertriebene“, „30 Jahre Bundeswehr“ und „Reichstagsgebäude“ wurden von verschiedenen Ostblockländern nicht akzeptiert und entsprechende Sendungen retourniert. In unterschiedlichem Ausmaß beteiligten sich die DDR, Polen, die ČSSR, Bulgarien, die Mongolei, die UdSSR und Afghanistan. Im gleichen Zeitraum wurde von der Bundesrepublik der DDR-Schmuckumschlag „25 Jahre Antifaschistischer Schutzwall“ unter Zurücksendung abgelehnt.
  • 1989–92 Postkrieg zwischen China und Taiwan. Ab 1989 (Aufnahme des Postverkehrs) beanstandeten China und Taiwan jeweils die Marken des anderen Landes durch (Teil-)Schwärzungen.
  • 1999 Postkrieg zwischen Frankreich und dem Libanon. Die französische Marke „40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Frankreich und Israel“ wurde auf Post in den Libanon beanstandet. Die französische Post schickte zurückkommende Briefe in einem Ersatzumschlag wieder in den Libanon.

Sonstiges

Während laufender Postkriege kommt es vor, dass größere Mengen von (aus Sicht des Empfängerlandes) zu beanstandenden Sendungen dorthin geschickt werden, um entsprechend markierte Poststücke, z. B. für Sammlerzwecke, zu „produzieren“.

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