Quadriga (Preis)

Quadriga (Preis)
Die Quadriga (Die Abbildung zeigt das 2008 an Wikipedia verliehene Exemplar des Preises, mit dem im Sockel eingravierten Namen des Preisträgers, Wikipedia.)

Die Quadriga ist ein seit 2003 jährlich von der Berliner Netzwerk Quadriga gGmbH verliehener Preis. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten oder Gruppen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die durch ihr Engagement ein Zeichen für Aufbruch, Erneuerung und Pioniergeist gesetzt haben sollen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Quadriga-Preis ist eine Initiative des politischen Vereins Werkstatt Deutschland e. V., der 1993 gegründet wurde und seinen Sitz in Berlin hat. Preisgeber ist die vom Verein Werkstatt Deutschland ins Leben gerufene gemeinnützige GmbH, Netzwerk Quadriga gGmbH, die ihren Sitz ebenfalls in Berlin hat.[1] Dem Vorstand der Werkstatt Deutschland bzw. des Netzwerks Quadriga gehören gegenwärtig unter anderem der Politiker Lothar de Maizière, der Sprecher des Städte- und Gemeindebundes, Franz-Reinhard Habbel, und die Publizistin Marie-Luise Weinberger an[2]; erster Vorsitzender war der 2009 verstorbene Politiker Klaus Riebschläger.

Preis und Dotation

Der Preis[3] besteht aus einer Miniaturnachbildung der Quadriga auf dem Brandenburger Tor in Berlin.

Der Preis war bis 2007 mit einer Summe von 100.000 Euro dotiert, die auf die vier Teilpreise aufgeteilt wurde. Seit dem Rückzug des Sponsors Vattenfall im Jahr 2008 ist er undotiert.[4][5]

Zeitpunkt und Orte der Verleihung

Die Quadriga wird jährlich am Tag der Deutschen Einheit in Berlin vergeben. Die Verleihung fand in den ersten beiden Jahren im Konzerthaus Berlin (Schauspielhaus) und von 2005 bis 2008 in der Komischen Oper statt. Im Jahr 2009 wurde die Quadriga im Weltsaal des Auswärtigen Amts verliehen und 2010 erneut im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt.

Preisträger

2003[6][7]

  • Armin Mueller-Stahl, deutscher Schauspieler, in der Kategorie Charisma des Weltbürgers
  • Norman Foster, britischer Architekt, in der Kategorie Symbol der Republik
  • Jean-Claude Juncker, luxemburgischer Premierminister, und Einars Repše, lettischer Premierminister, in der Kategorie Motoren des Zusammenwachsens
  • Amal Rifai, Odelia Ainbinder und Sylke Tempel, Autorinnen von Wir wollen beide hier leben: Eine schwierige Freundschaft in Jerusalem, in der Kategorie Projekt der Versöhnung

2004[8]

  • Recep Tayyip Erdoğan, türkischer Premierminister, in der Kategorie Brücken des Respekts
  • Éric-Emmanuel Schmitt, französischer Schriftsteller, in der Kategorie Weisheit des Lächelns
  • Thomas Quasthoff, deutscher Bassbariton, in der Kategorie Aura der Meisterschaft
  • Šimon Pánek, tschechischer Bürgerrechtler, in der Kategorie Caritas der Civil Society
  • Hamid Karzai, Präsident des Islamischen Staates Afghanistan, in der Kategorie United we Care

2005[9][10]

  • Helmut Kohl, deutscher Altbundeskanzler, in der Kategorie Kairos der Geschichte
  • Timothy Berners-Lee, britischer Wissenschaftler, Schöpfer des World Wide Web, in der Kategorie Netzwerk des Wissens
  • Catherine McCartney, Claire McCartney, Donna McCartney, Gemma McMahon, Paula Arnold und Bridgeen, Hagans, Angehörige des von der IRA ermordeten Robert McCartney, die in Nordirland die Bestrafung der Täter fordern, in der Kategorie Macht der Zivilcourage
  • S.H. der Aga Khan, Oberhaupt der Ismailiten, in der Kategorie United we Care

2006[11][12]

2007[13][14]

  • Gerhard Schröder, deutscher Altbundeskanzler, in der Kategorie Wagnis der Zäsur
  • Aicha El-Wafi und Phyllis Rodriguez, Mütter eines Täters und eines Opfers der Terroranschläge am 11. September 2001, die sich für Versöhnung einsetzen, in der Kategorie Vorbild der Versöhnung
  • Der Spiegel, vertreten durch Stefan Aust, Chefredakteur, in der Kategorie Institution der Republik
  • Silvia, Königin von Schweden, in der Kategorie United we Care

2008[15]

  • Boris Tadić, serbischer Präsident, in der Kategorie Mut der Beharrlichkeit
  • Eckart Höfling, Franziskanerpater und Leiter des Sozialwerkes Venerável Ordem Terceira de São Franciso de Peniténcia in Rio de Janeiro, in der Kategorie Heimat der Nächstenliebe
  • Wikipedia, vertreten durch Jimmy Wales, in der Kategorie Mission der Aufklärung
  • Peter Gabriel, englischer Musiker und Menschenrechtsaktivist, in der Kategorie United we Care

2009[16]

  • José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, in der Kategorie United for the better
  • Change for Equality, iranische Frauenrechtsorganisation, vertreten durch Rezvan Moghaddam und Farbia Davoodi, in der Kategorie Netz der Zivilcourage
  • Marius Müller-Westernhagen, Künstler, in der Kategorie Klang der Freiheit
  • Bärbel Bohley, Bürgerrechtlerin und Initiatorin Neues Forum, und Václav Havel, Schriftsteller und ehemaliger Staatspräsident der Tschechischen Republik, in der Kategorie Macht des aufrechten Ganges
  • Michail Gorbatschow, Friedensnobelpreisträger und ehemaliger Staatspräsident der UdSSR, in der Kategorie Dynamik der Hoffnung

2010[17]

Preisverleihung 2010 im Schauspielhaus in Berlin
  • Olafur Eliasson, Künstler in Berlin, in der Kategorie Kunst der Interaktion[18]
    (Eliasson gab am 15. Juli 2011 aus Protest über die geplante Preisverleihung 2011 an Wladimir Putin seinen Preis zurück.)[19]
  • Giorgos Papandreou, griechischer Premierminister, für die Neustrukturierung der Finanzpolitik und die Abwendung eines Staatsbankrotts, in der Kategorie Kraft der Wahrhaftigkeit
  • Die Bundeswehr, vertreten durch Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, Bundesminister der Verteidigung, und Generalleutnant Günter Weiler, Stellvertreter des Generalinspekteurs, in der Kategorie Dienst der Verantwortung
  • Albrecht und Kristina Henning, Gründer des Sagarmatha Choudhary Eye Hospital, Lahan (Nepal), in der Kategorie Licht der Empathie
  • Lothar de Maizière, Rechtsanwalt, und Wolfgang Schäuble (vertreten durch Frau Ingeborg und Tochter Juliane), Bundesminister der Finanzen, in der Kategorie Architektur der Einheit.

Laudatoren

Zu den Laudatoren gehörten in den vergangenen Jahren Peter Ustinov, Friedrich-Christian Flick, Kjell Magne Bondevik, Sayed Kashua, Avi Primor (alle 2003), Gerhard Schröder, Obiora Ike, Mario Adorf, Armin Rohde, Lech Walesa, Michael Rogowski (alle 2004), Michail Gorbatschow, Klaus Kleinfeld, Maria Furtwängler, Hamid Karzai, Benjamin William Mkapa (alle 2005), Wolfgang Schäuble, Lilli Gruber, Nico Hofmann, Karim Aga Khan IV. (alle 2006), Wiktor Juschtschenko, Bernard Kouchner, Jose Ramos-Horta, Kurt Beck, Joschka Fischer (alle 2007), Heinz Fischer, Frank-Walter Steinmeier, David Weinberger, Jean Asselborn (alle 2008), Donald Tusk, Jaleh Lackner-Gohari, Astrid Kirchherr, Jens Reich, György Konrád (alle 2009), Josef Ackermann, Sigmar Gabriel, Iris Berben und Richard Schröder (alle 2010).

Aussetzung der Preisvergabe 2011

Für 2011 war geplant, einen Preis an Wladimir Putin zu vergeben, was zu Kritik in der Öffentlichkeit führte.[20][21] Kritisiert wurde die Entscheidung unter anderem von dem früheren SED-Gegner und Bürgerrechtler Roland Jahn sowie von Markus Löning, dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir trat aus dem Preiskomitee aus mit der Begründung, er halte Putin für den „falschen Preisträger“.[22] Auch der Historiker Edgar Wolfrum sowie die Gründerin der Berliner Bela-Stiftung, Barbara-Maria Monheim, traten aus Protest zurück.[23] Václav Havel drohte mit der Rückgabe des Preises und Olafur Eliasson gab aus Protest am 15. Juli 2011 seine Auszeichnung zurück. Ruprecht Polenz (CDU), der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, kritisierte, Putin habe Russland nur wirtschaftlich entwickelt, nicht aber die Rechtsstaatlichkeit und die Verwirklichung der Menschenrechte in Russland vorangebracht.[24][25] Die menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion Erika Steinbach sagte, nach ihrer Ansicht sei der Wert des Preises nur zu retten, wenn die Entscheidung revidiert werde.[26]

Als Konsequenz der Kritik entschloss sich das Kuratorium am 16. Juli 2011, die Preisvergabe des Jahres 2011 komplett abzusagen.[27] Neben Putin waren nominiert:

  • die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa,
  • die türkischstämmige Autorin und Lehrerin Betül Durmaz und
  • der palästinensische Premierminister Salam Fayyad.[28]

Weblinks

 Commons: Quadriga (Preis) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amtsgericht Charlottenburg, HRB 123138
  2. Claudia von Salzen: Kritik an Putin-Auszeichnung. Gibt Wikipedia Quadriga-Preis zurück? In: Der Tagesspiegel vom 11. Juli 2011; abgerufen am 12. Juli 2011.
  3. Deutscher Einheitspreis für Putin stark umstritten. In: Berliner Zeitung vom 11. Juli 2011; abgerufen am 12. Juli 2011.
  4. Selbstauskunft des Preisgebers gemäß tafelderdemokratie.de
  5. taz.de: Die Quadriga-Blase, 18. Juli 2011
  6. Preisträger 2003
  7. Elisabeth Binder: In roten Socken zur Nationalgala. Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2003, abgerufen am 15. August 2008.
  8. Preisträger 2004
  9. Preisträger 2005
  10. Quadriga-Preis für Kohl und Aga Khan. Der Tagesspiegel, 30. September 2005, abgerufen am 15. August 2008.
  11. Preisträger 2006
  12. Juschtschenko, Peres und Illy. Der Tagesspiegel, 3. Oktober 2006, abgerufen am 15. August 2008.
  13. Preisträger 2007
  14. Barbara Jänichen: Quadriga mit Königin. Welt Online, 5. Oktober 2007, abgerufen am 17. August 2008.
  15. Wikipedia erhält Preis für Verdienste um die Aufklärung, Spiegel Online, 20. August 2008
  16. Preisträger 2009 auf der offiziellen Website
  17. Preisträger 2010 auf der offiziellen Website
  18. Künstler Olafur Eliasson wird für seine „Kunst der Interaktion“ geehrt
  19. Olafur Eliasson gibt Quadriga-Preis zurück. faz.net vom 15. Juli 2011
  20. spiegel.de 11. Juli: Preis für Putin irritiert Politiker und Menschenrechtler
  21. faz.net: Prinzipienlos (Kommentar von Kerstin Holm)
  22. Özdemir tritt aus Komitee aus: Wirbel um Quadriga-Auszeichnung für Putin bei rp-online.de, 13. Juli 2011 (abgerufen am 13. Juli 2011).
  23. Kein Quadriga-Preis – auch nicht für Putin in: tagesschau.de vom 16. Juli 2011; Archiv-Kopie
  24. zeit.de: Özdemir verlässt Quadriga-Kuratorium
  25. tagesschau.de 13. Juli 2011
  26. faz.net, 12. Juli 2011: Querelen um „Quadriga“: Putin soll trotz Kritik Preis erhalten
  27. welt.de: Kritik an Putin-Ehrung: Quadriga-Kuratorium setzt Preisverleihung aus
  28. spiegel.de 16. Juli 2011: Kreml redet Preis-Blamage klein

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