Tätort

Tätort
Schwedisches Schild am Ortseingang

Tätort (schwedisch, kurz für tätbebyggd ort; finnisch: taajama, norwegisch: bokmål: tettsted, nynorsk: tettstad, dänisch: byområde, deutsch etwa „dicht bebauter Ort“, „Ortschaft“) ist eine Bezeichnung, die in den nordischen Ländern für eine größere Ansammlung von Häusern gebraucht wird. Sie grenzt die Anzahl der Siedlungen ein, die für statistische Auswertungen als Stadt bzw. Ortschaft erfasst werden. Die Einteilung in Tätorte ist von der Einteilung der politischen Gemeinden unabhängig.

Inhaltsverzeichnis

Definition

1960 einigten sich die Nordischen Länder auf folgende Definition:

„Als dichtbebautes Gebiet (tätbebyggt område) werden alle Häuseransammlungen mit mindestens 200 Einwohnern bezeichnet, wenn der Abstand zwischen den einzelnen Häusern normalerweise 200 Meter nicht übersteigt. Der Abstand darf jedoch 200 Meter überschreiten, wenn die Häuseransammlung zum Einflussbereich eines größeren Ortes gehört. […]

Bei der Abgrenzung von dichtbebauten Gebieten werden auch unbewohnte Häuser berücksichtigt und solche Häuser, die ausschließlich als Arbeitsplatz genutzt werden. Hiervon ausgeschlossen sind jedoch landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude, sofern diese freistehend im Verhältnis zum Haupteigentum sind. […] Anstalten, wie Krankenhäuser oder Gefängnisse, die außerhalb des dichtbebauten Gebietes liegen, werden als tätort betrachtet, wenn das Personal mit Familienmitgliedern auf dem Gelände wohnt und diese Gruppe mindestens 200 Personen umfasst.[…]

Die Aufteilung in dichtbebaute und dünnbebaute Gebiete wird unabhängig von der administrativen Einteilung vorgenommen. Häuseransammlungen, die eine direkte Fortsetzung eines dichtbebauten Gebietes in einer Nachbargemeinde sind, werden diesem Gebiet zugerechnet.“

– Statistiska Centralbyrån[1]

Schweden

Auf der Grundlage dieser Definition des dichtbebauten Gebiets werden in Schweden vom Statistiska centralbyrån (Statistisches Zentralamt Schweden, SCB) alle fünf Jahre die tätorter abgegrenzt, wobei die Abgrenzung der tätorter von der politischen Gliederung in Gemeinden (kommuner) völlig unabhängig ist. Manche tätorter erstrecken sich über Teile von mehreren Gemeinden. 2010 betraf dies 44 tätorter. Darunter erstrecken sich über mehr als zwei Gemeinden die vier tätorter Stockholm (zwölf Gemeinden), Göteborg (fünf Gemeinden: Göteborg, Mölndal, Partille, Ale und Härryda), Täby (drei Gemeinden: Täby, Danderyd und Sollentuna) sowie Gundal och Högås (Kungsbacka, Göteborg, Mölndal). Acht tätorter überschreiten nicht nur Gemeinde-, sondern auch Provinzgrenzen:

Provinzgrenzüberschreitende tätorter (2010)
Tätort Gemeinde (kommun) Provinz (län) Fläche (ha) Einwohner
Billdal Kungsbacka Hallands län 716 6745
Göteborg Västra Götalands län 297 3544
Gnesta Gnesta Södermanlands län 364 5485
Södertälje Stockholms län 22 77
Gundal och Högås Kungsbacka Hallands län 55 252
Göteborg Västra Götalands län 12 66
Mölndal Västra Götalands län 12 66
Kärsta och Bredsdal Västerås Västmanlands län 20 230
Enköping Uppsala län 7 31
Kvicksund Västerås Västmanlands län 212 995
Eskilstuna Södermanlands län 99 773
Kvillsfors Vetlanda Jönköpings län 87 500
Hultsfred Kalmar län 8
Skutskär Älvkarleby Uppsala län 691 5807
Gävle Gävleborgs län 36 329
Valje Bromölla Skåne län 77 757
Sölvesborg Blekinge län 12 66

Zusätzliches Kriterium für die Einstufung als tätort neben der Mindesteinwohnerzahl von 200 ist ein Anteil ständig bewohnter Häuser von mindestens 50 Prozent. Dies ist oft nicht der Fall in Ortschaften mit höherem Anteil an Ferienhäusern, die seit 2005 als Ferienhausgebiete (schwedisch fritidshusområde) ausgewiesen werden und den Småortern gleichgestellt sind. 2005 gab es 39 solcher Ortschaften, oft im Einzugsbereich der Großstädte. Die größten waren Saltarö in der Gemeinde Värmdö mit 675 Einwohnern, Älgö (Gemeinde Nacka, 592 Einwohner, beide bei Stockholm) und Vassbäck (Gemeinde Kungsbacka, 485 Einwohner, bei Göteborg). Falls der Anteil ständig bewohnter Häuser 50 Prozent unterschreitet, gilt ein Ort dennoch als Tätort, wenn die „Tagesbevölkerung“ (schwedisch dagbefolkningen) die „Nachtbevölkerung“ (nattbefolkningen) um mindestens 10 Prozent übersteigt.

Im Jahre 2010 gab es in Schweden 1956 tätorter. Besonders bei der Ermittlung der Einwohnerzahlen wird zwischen kommun und tätort streng unterschieden. So hatte beispielsweise Luleå kommun am 31. Dezember 2010 74.178 Einwohner, Luleå tätort als zusammenhängendes Stadtgebiet und Hauptort der Gemeinde (schwedisch centralort) aber nur 46.607. Hauptorte einiger Gemeinden sind keine tätorter, sondern selbst Ortsteile größerer tätorter, beispielsweise Mölndal, das Stadtteil (tätortsdel) von Göteborg, aber zugleich Hauptort der Gemeinde Mölndal ist.

Småort

Ortschaften, die nicht die Größe eines tätort erreichen, werden vom Statistiska centralbyrån als småorter (etwa „Kleinorte“) bezeichnet. Der Begriff beschreibt eine Ansammlung von Gebäuden mit 50 bis 199 Einwohnern und einer maximalen Entfernung von 150 Metern zwischen den Häusern. Gleichgestellt sind Ferienhausgebiete (fritidshusområde), auch wenn sie über 199 Einwohner haben, aber der Anteil an nicht ständig bewohnten Häusern (Ferienhäusern, fritidshus) mindestens 50 Prozent beträgt.

2005 gab es insgesamt 2876 småorter, 186 mehr als im Jahr 2000. 397 hatten den Status neu erhalten (davon 42 frühere tätorter durch Bevölkerungsrückgang), dafür hatten ihn 152 verloren, weil ihre Einwohnerzahl gegenüber 2000 auf unter 50 gesunken war, und 59 frühere småorter wurden durch Zusammenschluss oder Bevölkerungswachstum zu tätortern oder an bestehende tätorter angeschlossen.

Den höchsten Bevölkerungsanteil in småortern weist Gotlands län mit 9 % auf, während es in Stockholms län nur knapp 2 % sind. Die größte Anzahl von småortern (451) und die größte absolute Einwohnerzahl in diesen Orten weist Västra Götalands län auf. Gotlands län und Stockholms län nehmen zudem die erste und die letzte Position nach Bevölkerungsanteil außerhalb jeglicher tät- und småorter mit entsprechend 33,9 % und 3,0 % ein.

Wie unter den tätortern gibt es auch unter småortern einige, die sich über mehrere Gemeinden erstrecken. 2005 waren es 32, unter denen einer auf dem Territorium von drei Gemeinden lag (Granlund och Kvarnsjön: Gemeinden Nyköping, Gnesta und Trosa in Södermanlands län), alle anderen auf dem von zwei Gemeinden. Vier dieser småorter überschritten 2005 außerdem Provinzgrenzen (sowie ein ein Ort, der 2005 noch Tätort war):

Provinzgrenzüberschreitende småorter (2005)
Småort Gemeinde (kommun) Provinz (län) Fläche (ha) Einwohner
Brömsebro[2] Karlskrona Blekinge län 39 133
Torsås Kalmar län 27 80
Hultanäs och Svartarp Vetlanda Jönköpings län 19 38
Uppvidinge Kronobergs län 3 12
Lindshammar Uppvidinge Kronobergs län 24 57
Vetlanda Jönköpings län 8 13
Björkshult Högsby Kalmar län 11 63
Uppvidinge Kronobergs län 3 6
Gustavsfors Bengtsfors Västra Götalands län 58 131
Årjäng Värmlands län 5 4

Finnland

In Finnland werden die Daten zu den taajamat ebenfalls alle fünf Jahre von der Statistikzentrale (Tilastokeskus) erhoben. Im Jahr 2005 gab es in Finnland 745 taajamat. Auch in Finnland ist die Gemeindegliederung unabhängig von den taajamat. So umfasst die Agglomeration Helsinki (mit 1.071.599 Einwohnern das größte taajama des Landes) die gesamte Hauptstadtregion. Andererseits gibt es Gemeinden mit mehreren taajamat und auch 15 Gemeinden ohne taajama. Insgesamt leben 84 % der finnischen Bevölkerung in taajamat.[3]

Weblinks

  • Tätorter 2010, Informationsschrift des schwedischen Statistikamts SCB (schwedisch)
  • Småorter 2005, Informationsschrift des schwedischen Statistikamts SCB (schwedisch)

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Statistiska Centralbyrån: Tätorter 1960-2005. SCB-Artikelnummer MI38SM0703, S. 83 (schwedisch)
  2. 2005 Tätort, 2010 Småort, da Gesamteinwohnerzahl unter 200 gesunken; genaue Daten noch nicht veröffentlicht
  3. Tilastokeskus: Taajamissa asuu 84 prosenttia väestöstä (finnisch)

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