Werner Lass

Werner Lass

Werner Lass (eigentlich Werner Laß; * 20. Mai 1902 in Berlin; † 1999) war ein deutscher Journalist, Verleger, nationalistischer Jugendführer und Leiter des Amtes Reichspresse in der Reichspressestelle.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Jugendbewegung

Der Sohn eines Stadtobertierarztes besuchte das Gymnasium und fand anschließend bis 1923 eine Beschäftigung als Volontär in verschiedenen Berliner Buchhandlungen. Schon früh als Schüler wurde er Mitglied in der Vereinigung Alt-Wandervogel (AWV), wobei er sich an der sogenannten Pachantei im Südosten von Berlin beim Spittelmarkt beteiligte. Dem Jungdeutschland-Bund trat er 1921 bei. Dieser Bund war eine übergreifende Dachorganisation der vaterländischen Jugendorganisationen. Doch hier scheiterte er mit dem Versuch, nationalistische Bestrebungen stärker durchzusetzen.

Über Sepp Fürstenau nahm er Kontakte zu der österreichischen Gruppe des Jugendbundes Sturmvolk, Bund deutscher Jugend auf, der seit 1920 bestand. Nach diesem Vorbild baute Lass nun aus AWV-Gruppen Jugendgruppen auf, so dass er 1923 bei einer Bundestagssitzung in Österreich zum Führer des Gesamtbundes gewählt wurde.

Aufbau einer nationalen Jugendgruppe

Beruflich bildete er sich von 1923 bis 1924 bei der Darmstädter und Nationalbank als Volontär weiter, um dann von 1924 bis 1925 als Gehilfe in einer Buchhandlung zu arbeiten. Seine Bestrebungen der Propagierung einer proletarischen Freiheitsbewegung ließen sich aber auch in dem Gesamtbund nicht verwirklichen, so dass er 1924 seine Gruppen aus dem Gesamtbund „Bund deutscher Jugend“ abtrennte und im Januar 1925 den Gefolgschaftsbund Sturmvolk, Deutsche Jungenschaft gründete.

An der Universität Berlin nahm er 1925 ein Studium der Nationalökonomie auf. Daneben besuchte er ein Seminar für Zeitungskunde. Seine neuen Kenntnisse in diesem Fach vertiefte er 1926 bis 1927 als Volontär und Mitarbeiter bei den Zeitschriften Arminius und Standarte. Mit der Teilnahme an den Zusammenkünften der bündischen Jugend bei Weißenstadt im Fichtelgebirge 1923 und der Totengedenkfeier im Sommer 1924 versuchte er, einen „Hochbund“ als Zusammenschluss der Jugendverbände zu bilden, was aber nicht gelang.

Gründung der Schill-Jugend

Gerhard Roßbach hatte inzwischen ab 1924 in Salzburg damit begonnen, die Schilljugend aufzubauen. Lass neigte inzwischen zu der Idee zu einer „Wehrjugendbewegung“, so dass er den Gefolgschaftsbund 1926 an die Schilljugend angliederte. Seine Konzeption hatte er im März 1926 mit der Schrift Wehrhafte Jugendbewegung dargelegt. Lass wurde auf dem Bundestag der Schilljugend, der in Friedberg (Hessen) stattfand, von Roßbach als Bundesführer bestimmt.

Aber auch hier konnte Lass sein Konzept des nationalistischen Jugendbundes mit Roßbachs Vorstellungen nicht realisieren, so dass Lass 1927 zu Pfingsten in Rathenow die Freischar Schill gründete. Lass verstand es nun, durch Zusammenschlüsse verschiedener Gruppen und geschickter Auftritte das Interesse deutschlandweit zu wecken. So konnte er in vielen Landesteilen Deutschlands neue Gruppen aufbauen und eine vormilitärische Ausbildung praktizieren.

Nationalrevolutionäre Kontakte

Aus dieser Entwicklung heraus ergaben sich Kontakte zu nationalrevolutionären Kreisen der Freikorps. Von Oktober 1927 bis März 1928 kam es zu einer Zusammenarbeit mit Ernst Jünger und Friedrich Hielscher bei der Herausgabe der Zeitschrift Der Vormarsch – Blätter der nationalistischen Jugend. Diese Zeitschrift war von nationalrevolutionären und sozialistischen Gedanken geprägt. Als es 1928 in Schleswig-Holstein zu Attentaten mit Bomben kam, wurde er zusammen mit seinem Finanzreferenten, Hans-Gerd Techow (einem Bruder von Ernst Werner Techow, der Fahrer beim Attentat auf Walther Rathenau war), verhaftet. Der Verdacht erwies sich jedoch als unbegründet, aber die Verhaftung hatte negative Auswirkungen auf die Tätigkeiten der „Freischar Schill“. Im gleichen Jahr fand in Ommen/Niederlande ein internationaler Jugendkongress mit 31 Nationen statt, wobei ein Weltjugendverband gegründet werden sollte. Mit Hans Ebeling verfasste Lass einen Aufruf Erklärung der Jungnationalisten, worin sie dieses Vorhaben ablehnten.

Kontakte zur NSDAP

Weiterhin kam es in den Jahren 1928 und 1929 zu Gesprächen und Kontakten zur NSDAP. Hier liefen die Gespräche mit Baldur von Schirach, der damals Führer des nationalsozialistischen Studentenbundes war. Lass konnte nach einer Übereinkunft mit Alfred Rosenberg seine Vorstellungen in einem Artikel von Mai 1929 in der Zeitschrift Akademischer Beobachter unter dem Titel „Kampf der Jugend oder Kampf um die Jugend“ darlegen. Doch die Kontakte zur NSDAP führten zu keiner Annäherung. Immerhin marschierte im August 1929 auf dem Reichsparteitag noch eine Abordnung der „Freischar Schill“ noch an Adolf Hitler vorbei, wobei auch Lass anwesend war.

Danach wurden die Kontakte zur NSDAP abgebrochen, da die Vorstellungen über die Jugendbewegung sich als unvereinbar erwiesen. Um die Bildungsarbeit zu verstärken, die größere Gewichte auf einen „neuen Nationalismus und deutschen Sozialismus“ setzten, wurde im September 1929 der „Bund der Eidgenossen“ als „Älteren-Bund der Freischar Schill“ gegründet. Von Januar 1930 bis Juli 1931 gab er mit Ernst Jünger die Wochenzeitschrift „Die Kommenden“ heraus, in der Karl Otto Paetel (1906–1975) ab dem 5. April 1931 die Aufgaben des Hauptschriftleiters wahrnahm.

Trennung von den Eidgenossen und Ende der „Freischar Schill“

Von September 1931 bis Mitte Februar 1933 gab Lass die Zeitschrift Der Umsturz - Kampfblatt für die deutsche sozialistische Revolution heraus als Organ der „Freischar Schill“. Darin sollten die Stimmen der radikalen Nationalisten, der revolutionären Aktivisten und der radikalen Sozialisten aller Richtungen zu Wort kommen. So wurden den auch Beiträge u. a. von Otto Bickel, Heinz Gollong, Erich Müller, Hans-Joachim Firgau, Arno Deutelmoser und Hans-Gerd Techow veröffentlicht.

Ausgangspunkt dieser Gruppenbildung war im Dezember 1930 ein Treffen der Führer des „Bundes der Eidgenossen“ und der „Freischar Schill“ bei Northeim in der Jugendherberge Levershausen. Das Motto dieser Tagung lautete: „Neuer Nationalismus und Nationalsozialismus“. Die Auswertung der Ergebnisse der Beratungen wurde in der Zeitschrift „Das junge Volk“ in der Nummer 1/2 von 1931 veröffentlicht.

Als Folge dieses Treffens grenzten sich die Eidgenossen und die „Freischar Schill“ mit ihren Aufgabenstellungen gegeneinander ab. Im Jahr 1932 übernahm Erich Holberg die Führung der „Freischar Schill“. Lass nahm noch im Februar 1933 nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ gegen die NSDAP Stellung, worauf die Zeitschrift „Der Umsturz“ beschlagnahmt und verboten wurde. Die „Freischar Schill“ wurde aus dem Reichsausschuss der deutschen Jugendverbände ausgeschlossen und von Heinrich Himmler anschließend bis Mai 1933 verboten. Mehrere führende Kräfte aus dem „Bund der Eidgenossen“ (darunter Arno Deutelmoser und Otto Bickel) schlossen sich in der Folge der Widerstandsgruppe um Friedrich Hielscher und der damit verbundenen „Unabhängigen Freikirche“ Hielschers an.

Betätigung im NS-Pressewesen

Lass musste sich nun beruflich neu orientieren und wurde Hauptschriftleiter bei mehreren Zeitungen. Dann, mit der Konzentration der Presse in den Händen der NSDA, wurde er im Gaudienst bei sogenannten „Führerblättern“ in Dessau, Magdeburg, Bayreuth, Gera und Dresden tätig. Ab 1935 war er Leiter des Amtes Reichspresse in der Reichspressestelle. Am 29. August 1936 heiratete er Gerda Lennoch.

Im Jahre 1938 verlegte er seinen Wohnsitz nach Wien und betätigte sich als Leiter des Presseamtes Bürckel. Daneben war er auch Hauptschriftleiter der „Ostmark-Woche“ und der Frontzeitschrift „Stimme der Heimat“ während des Krieges. Bei Kriegsende gelang ihm die Flucht nach Kabelitz Mitte Mai 1945.

Nachkriegstätigkeiten

Kurz nach dem Kriege arbeitete er als Waldarbeiter und stach Torf. Auch als Korrespondent der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung betätigte er sich. Dann kehrte er in seinen erlernten Beruf zurück und nahm die Stelle des Vertriebsleiters beim Deutschen Buchverlag an.

Danach folgten verschiedene Arbeiten als Vertreter, Verkäufer und als Geschäftsführer eines Hotels. Dann konnte er bis 1969 wieder Leiter im Dettmar-Verlag in Essen werden. Bis 1974 nahm er verschiedene Arbeiten als Berater bei Agenturen, freier Mitarbeiter und als Vermittler im Verlagswesen an, um dann ab 1975 in den Ruhestand zu gehen. Zuletzt wohnte er in Grötzingen.

Literatur

  • Hinrich Jantzen: Namen und Werke – Biographien und Beiträge zur Soziologie der Jugendbewegung, Band 4. Frankfurt/Main 1977
  • Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ares-Verlag, Graz 1999, ISBN 3-902475-02-1.
  • Peter Bahn: Friedrich Hielscher 1902–1990. Einführung in Leben und Werk. Verlag Siegfried Bublies, Schnellbach 2004, ISBN 3-926584-85-8.
  • Rolf Kluth: Die Widerstandsgruppe Hielscher. In: Puls. Dokumentationsschrift der Jugendbewegung. Nr. 7 (Dezember 1980), S. 22–27

Weblinks


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