Wikimedia Deutschland

Wikimedia Deutschland

Die Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V. ist die deutsche Sektion (Chapter) der Wikimedia Foundation, die Betreiber der verschiedenen Wikipedias und anderer Projekte ist. Wikimedia Deutschland war die weltweit erste nationale Organisation, die von der Wikimedia Foundation als Chapter anerkannt wurde. Wikimedia Deutschland hat nach eigenen Angaben 1.156 Mitglieder (Stand Juni 2011), der Wikipedia-Mitbegründer Jimmy Wales ist Ehrenmitglied.

Der Verein wurde am 13. Juni 2004[1] im Rahmen des Wikipedia Community Days der Tagung Wizards of OS in Berlin gegründet. Satzungsgemäßer Zweck des Vereins ist die Erstellung, Sammlung und Verbreitung freien Wissens und die Ermöglichung freier Zugänge zu diesem Wissen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Jimmy Wales, Ehrenmitglied der Wikimedia Deutschland
Der Gründungsvorstand der Wikimedia Deutschland am 13. Juni 2004 in der TU Berlin. Hintere Reihe (von links nach rechts): Jakob Voß, Kurt Jansson, Arne Klempert, Mathias Schindler; Vordere Reihe: Hans Joachim Raschka, Elisabeth Bauer, Joachim Kerschbaumer, Daniel Baur, Henriette Fiebig, André Darmochwal

Am 20. Juni 2003 wurde per Eintrag in das Register in Florida die mitgliederlose Wikimedia Foundation gegründet. Allerdings wurde die Satzung der Foundation von einigen deutschen Wikipedianern scharf kritisiert. Die deutschen Pläne, einen eigenen Verein zu gründen, stießen wiederum auf das Misstrauen des Wikipedia-Gründers Jimmy Wales. Der Konflikt konnte zwar Anfang 2004 zunächst beigelegt werden, aber auch die Pläne zur Gründung eines deutschen Vereins wurden zunächst nicht weiter verfolgt.

Als Jimmy Wales dann im Juni 2004 eingeladen war, auf der Konferenz Wizards of OS einen Vortrag zu halten, nutzten die deutschen Wikipedianer die Gelegenheit. Arne Klempert und Kurt Jansson bereiteten die technischen Einzelheiten der Gründungsversammlung vor, andere Aktive riefen Autoren aus ganz Deutschland auf, zur Vereinsgründung nach Berlin zu fahren. Zufällig schaffte es die deutschsprachige Wikipedia-Gemeinde, punktgenau zur Wikipedia-Party am 12. Juni 2004 den hunderttausendsten Artikel in die deutsche Wikipedia einzustellen.

Am 13. Juni 2004 fand in der TU Berlin die Gründungsversammlung statt. 34 Wikipedia-Autoren beschlossen die Satzung und wählten einen Vorstand. Erster Vorsitzender wurde Kurt Jansson, Zweiter Vorsitzender Arne Klempert. Elisabeth Bauer wurde als Schriftführerin und Henriette Fiebig als Schatzmeisterin gewählt. Der als Ehrengast anwesende Jimmy Wales wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Struktur

Rechtsstellung

Die Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V. mit Sitz in Berlin wurde am 25. Oktober 2004 unter der Nummer 23855 Nz in das vom Amtsgericht Berlin-Charlottenburg geführte zentrale Berliner Vereinsregister eingetragen.

Das Finanzamt für Körperschaften I Berlin hat die Tätigkeit des Vereins unter der Steuer-Nummer 27/681/51985 mit vorläufigem Bescheid vom 15. Oktober 2004 und mit Bescheid vom 20. Oktober 2006 wegen Förderung der Bildung als gemeinnützig anerkannt.[3]

Vorstand im Sinne des § 26 BGB sind der Erste Vorsitzende, der Zweite Vorsitzende, der Schatzmeister und der Schriftführer.

Vereinszweck

  1. Der Vereinsname enthält den Zusatz „Förderung freien Wissens“.
  2. Die Präambel schließt mit dem Satz „Ziel von Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens ist es, Antworten auf die Frage zu finden, wie das Wissen endgültig befreit und damit allen Menschen dauerhaft zugänglich gemacht werden kann.“
  3. Laut §2 Abs. 1 der Satzung besteht der Vereinszweck darin, „die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte (engl. open content) in selbstloser Tätigkeit zu fördern, um die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und die Bildung zu fördern.“ Unter „freien Inhalten“ versteht der Verein „alle Werke, die von ihren Urhebern unter eine Lizenz gestellt werden, die es jedem gestattet, diese Werke kostenlos zu verbreiten und zu bearbeiten.“

In §2 Abs. 2–4 konkretisiert die Satzung, auf welche Weise der Zweck der Erstellung, Sammlung und Verbreitung freier Inhalte verfolgt werden soll. Sie legt dabei fest,

  • dass bei der Sammlung und Verbreitung vorrangig Wikis verwendet werden sollen;
  • dass der Verein die Aufgaben einer Sektion der Wikimedia Foundation erfüllen soll;
  • dass folgende Tätigkeiten dem Vereinszweck dienen:
    • die Unterstützung des Betriebs der Wikis der Wikimedia Foundation;
    • die Offline-Verbreitung der Inhalte der Wikimedia-Projekte in digitaler oder gedruckter Form;
    • die Durchführung von Informationsveranstaltungen und die Erstellung und Verbreitung von Informationsmaterial über Freie Inhalte, Wikis und die Wikimedia-Projekte;
    • die Klärung wissenschaftlicher, sozialer, kultureller und rechtlicher Fragen im Zusammenhang mit Freien Inhalten und Wikis.

Organe

Organe des Vereins sind die Mitgliederversammlung und der Vorstand. Den Vorstand im Innenverhältnis bilden der erste Vorsitzende, der zweite Vorsitzende, der Schatzmeister, der Schriftführer und bis zu sechs Beisitzer.

Mitgliedschaft

Das Haus der Jugend in Frankfurt am Main, von 2006 bis 2008 Ort der Mitgliederversammlungen
Mitgliederversammlung am 15. Juni 2008

Die Mitgliederzahlen haben sich ausweislich der Jahresberichte wie folgt entwickelt:

Datum Aktive Mitglieder Fördermitglieder Ehrenmitglieder
13. Juni 2004 34 0 1
31. Dezember 2004 90 12 1
31. Dezember 2005 172 40 1
31. Dezember 2006 272 54 1
31. Dezember 2007 322 67 1
31. Dezember 2008 383 83 1
31. Dezember 2009 438 99 1
31. Dezember 2010 475 165 1

Nach der Gründungsversammlung fanden sechs Mitgliederversammlungen statt, und zwar ab 2005 jeweils im ersten Halbjahr jedes Kalenderjahres. Die Mitgliederversammlung 2005 war in Berlin. Von 2006 bis 2008 fanden die Versammlungen im Haus der Jugend in Frankfurt statt. Den Versammlungen 2007 und 2008 ging jeweils ein „Community-Tag“ voraus, zu dem auch Nichtmitglieder eingeladen waren. In den Jahren 2009 und 2010 fand die Mitgliederversammlung wieder in Berlin statt.

Aktivitäten des Vereins

Seit 2006 betreibt die Wikimedia Deutschland ein Rechenzentrum in Amsterdam. Der Verein war Veranstalter mehrerer Konferenzen wie der Wikimania, der Wikipedia-Academy und der Internationalen Wikimedia-Konferenz.[4] Wikimedia Deutschland ist Inhaber der Domain Wikipedia.de. Viermal pro Jahr veröffentlicht Wikimedia Deutschland die Vereinszeitung „Wikimedium“.[5] Ferner macht sich Wikimedia Deutschland für die Barrierefreiheit der Wikipedia stark, so wurde z. B. ein Projekt für gesprochene Artikel realisiert.[6]

Personen

Vorstand

Der Vorstand des Vereins besteht aus dem Ersten und Zweiten Vorsitzenden, dem Schriftführer, dem Schatzmeister und bis zu sechs Beisitzern. Er wird jährlich durch die Mitgliederversammlung gewählt. Der Vorstand ist wie folgt besetzt (August 2011):[7]

  • Sebastian Moleski (Erster Vorsitzender)
  • Michail Jungierek (Zweiter Vorsitzender)
  • Attila Albert (Schriftführer)
  • Olaf Kosinsky (Schatzmeister)
  • Ralf Liebau (Beisitzer)
  • Delphine Ménard (Beisitzerin)
  • Robert Radke (Beisitzer)
  • Sebastian Wallroth (Beisitzer)

Angestellte

Der Verein beschäftigt 18 Angestellte sowie je zwei Werkstudenten und Praktikanten (Stand August 2011). Geschäftsführer ist Pavel Richter und Pressesprecherin ist Catrin Schoneville.[8]

Kontroversen

Konrad Lischka kritisierte in einem Ende 2010 veröffentlichten Artikel in Spiegel Online, dass Wikimedia Deutschland die Ausgaben für allgemeine Verwaltungs- und Werbeausgaben nur im Fließtext und in folgendem Zusatz erwähnt: „Dies macht etwa 30 Prozent der Gesamtausgaben aus und liegt damit unterhalb der Grenze, die etwa das Deutsche Institut für Soziale Fragen (DZI) für gemeinnützige Organisationen festgelegt hat.“ Der Geschäftsführer des DZI, Burkhard Wilke sagte dazu: „Man kann mit der Einhaltung dieser Grenze nur werben, wenn man die Ausgaben nach unseren Vorgaben zuordnet, sonst hat das keine Aussagekraft.“ Der Geschäftsführer Pavel Richter räumte diesbezüglich ein, dass man da nicht mit dem DZI zusammenarbeite, sondern dem Rat eines Steuerbüros folge. Der Verein habe „eine entsprechende Kostenstellenrechnung, die die klare Zuordnung aller Kosten zu Projekt- bzw. Verwaltungsausgaben“ ermögliche.

Lischka folgerte, dass man nicht wisse, „ob sich die Wikimedia-Zahlen überhaupt mit der Vorgabe des DZI vergleichen lassen.“ Während bei den 253 für das Spendensiegel untersuchten Organisationen die allgemeinen Werbe- und Verwaltungsausgaben 2007 im Durchschnitt bei 13,8 Prozent der Gesamtausgaben lagen, betrugen diese bei Wikimedia Deutschland im Jahre 2009 knapp 30 Prozent. Am Tätigkeitsbericht des Wikimedia-Vereins würde auffallen, „dass die Gehälter oder zumindest die Personalkosten insgesamt nicht veröffentlicht werden.“ Nach einer Anfrage des Spiegels sind im Jahr 2009 216.877 Euro an Personalkosten angefallen und für externe Berater 77.683 Euro ausgegeben worden.[9]

Einzelnachweise

  1. Wikimedia Deutschland e.V.: Über uns. (Abgerufen am 6. Oktober 2010)
  2. Wikimedia Deutschland e.V.: Satzung (Abgerufen am 6. Oktober 2010)
  3. Informationsseite der Wikimedia Deutschland für Spendeninteressierte; vgl. hierzu auch § 52 der Abgabenordnung
  4. Eine erste Übersicht über die Aktivitäten von Wikimedia Deutschland bietet die Seite „Über uns“ auf der Website des Vereins.
  5. Wikimedia Deutschland e.V.: Vereinszeitung (Abgerufen am 20. Februar 2011)
  6. Sebastian Moleski: Interview zum 10. Geburtstag der Wikipedia, Netzwelt.de, abgerufen am 21. Juli 2011
  7. Wikimedia Deutschland e.V.: [1] (Abgerufen am 8. August 2011)
  8. Wikimedia Deutschland e.V.: Mitarbeiter (Abgerufen am 18. Januar 2011)
  9. Wikipedia-Spenden - Wiki-Autoren streiten um Geld und Transparenz Spiegel Online vom 8. Oktober 2010

Weblinks


Wikimedia Foundation.

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