Bernhard Kuiper

Bernhard Kuiper

Bernhard Kuiper (* 30. August 1907 in Möhlenwarf[1]; † 1988 in Leer) war ein deutscher Architekt und SS-Obersturmführer. Er war maßgebend an den Bauleistungen für das KZ Esterwegen, das KZ Sachsenhausen, das KZ Flossenbürg und mehrere Lager für Strafgefangene im Emsland beteiligt. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs befehligte er die 13. SS-Eisenbahn-Baubrigade (13. SS-E-BB)

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Kuiper erlernte den Beruf eines Bau- und Möbeltischlers. Seine ersten selbständigen Tätigkeiten verrichtete er in Ostfriesland und auf Baustellen als Zimmermann auf der Rundreise in Deutschland. An der höheren Lehranstalt für Hoch- und Tiefbau in Eckernförde studierte er von 1929 bis 1932. Während seines Studiums vertiefte er seine Kenntnisse und Fähigkeiten an verschiedenen Orten in Holland und in der Schweiz auch als Hilfsarchitekt.[2] In der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1932 fand er nach kurzer Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung beim Stadtbauamt Papenburg. Weiter arbeitete er auch beim Freiwilligen Arbeitsdienst mit.

NSDAP und KZ-Esterwegen

Im Mai 1933 wurde Kuiper in Papenburg als Stadtbautechniker beschäftigt. In seinen Aufzeichnungen behauptete er, dass er an mehr als 800 Bauobjekten mitgearbeitet habe, darunter an einer Siedlung am Stadtrand im Umfang von vierzig Häusern. Schon kurz nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat er in die SA ein, was ihm aber nicht zusagte. Trotzdem bekannte er sich am 1. April 1933 durch Eintritt in die NSDAP zum Nationalsozialismus und schrieb Berichte für NS-Zeitungen. Theodor Eicke, der Inspekteur der Konzentrationslager, forderte ihn im August 1934 für das KZ Esterwegen an, wo er an der technischen und kaufmännischen Bearbeitung der Bauvorhaben beteiligt wurde. Der KZ-Kommandant Karl Otto Koch widmete ihm in seinem Fotoalbum ein Bild von Kuiper mit der Beschriftung Der Lagerarchitekt in Erinnerung daran, wie Kuiper seit dem 1. September 1934 in zwanzig Monaten Bautätigkeit das KZ neu gestaltete.[3] Am 15. Oktober 1934 wurde er Mitglied der SS.[4]

Konzept für das KZ Sachsenhausen

Am 15. Juni 1936 wurde er zum KZ Columbia versetzt, wo er sich mit den Planungen zum Bau des KZ Sachsenhausen weiterhin befasste.[5] Die geleisteten Vorplanungen von Kuiper gefielen Eicke so sehr, dass er auf dessen Vorschlag zum SS-Untersturmführer befördert wurde. Seine Arbeiten vor Ort für das KZ Sachsenhausen begann er in Oranienburg, um danach direkt ins Gelände des KZ umzuziehen. Dort leitete er als Bauführer den Geschäftsverkehr mit den 135 am Bau beschäftigten Firmen. Weiterhin war er auch für die Rechnungslegung der Bauvorhaben verantwortlich. In seinem Lebenslauf vom 27. Oktober 1937 schrieb er voll Stolz über seine dortige Arbeitsleistung:

„Das Konzentrationslager Sachsenhausen ist bis heute das modernste, schönste und größte Lager dieser Art im Deutschen Reich und war ich im Auftrag der Geheimen Staatspolizei – Inspektion der Konzentrationslager – als Leiter der Bauabteilung der I. K.L. bis zum 25. März tätig“.

Dienstzeugnis und SD-Tätigkeit

Aber schon vor dem Ende der Tätigkeit Kuipers im KZ Sachsenhausen kam es zu nicht geklärten Spannungen zwischen ihm und Leuten der SS, so dass er die Arbeiten dort nicht fortsetzte, sondern ab November 1936 der Architekt Robert Riedl.[6] Dieses Zerwürfnis mit der SS kam auch im kurzen Dienstzeugnis Eickes vom 30. April 1937 über Kuipers Leistungen zum Ausdruck, der ihn durchaus zufriedenstellend beurteilte. Kuipers dachte aber nicht daran, die SS zu verlassen, sondern diente von Mai 1937 bis August 1939 beim SD.[7]

Ausbau des KZ Flossenbürg

Beim Staatshochbauamt Lingen fand er ab dem 1. April 1937 bis März 1938 eine Beschäftigung, wobei er die Bauleitung für die Strafgefangenenlager im Emsland übernahm, darunter für das KZ Esterwegen. Danach betätigte er sich als freier Architekt in Papenburg.[8] Im Jahr 1940 nahm er am Krieg gegen Frankreich teil. Im November 1940 wurde er Leiter der Hauptabteilung II C 2 für den Bereich Lazarette und Reviere im Amt Haushalt und Bauten, das von Oswald Pohl geführt wurde und 1942 in das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt überführt wurde. Am 12. November 1940 unterbreitete Kuiper Pohl eine Konzeption für den Umbau des KZ Flossenbürg. Seine Planungen umfassten ein Lager zur festen Unterbringung der SS-Totenkopfverbände und ein Lager für 8000 bis 9000 Gefangene.[9][10] Bei Pohl stieß diese erhebliche Erweiterung des KZ auf Ablehnung, obwohl er eine Erweiterung des KZ wegen der größeren Gefangenenzahlen für notwendig hielt.

Generalgouvernement, Ukraine und SS-Eisenbahn-Baubrigade

An der Technischen Hochschule in Berlin absolvierte er von 1941 bis 1942 ein Zusatzstudium, ohne seine Betätigung als Bauleiter der SS aufzugeben. Danach verrichtete er verschiedene Bauleistungen für die Waffen-SS und die im Generalgouvernement stationierte deutsche Polizei. Am 30. Januar 1943 erfolgte seine Beförderung zum SS-Obersturmführer. Im gleichen Jahr übernahm er im Reichskommissariat Ukraine die SS-Bauleitung Hegewald. In der ersten Jahreshälfte 1944 wurde er im Reichsprotektorat Böhmen und Mähren bei der dortigen Bauinspektion eingesetzt.[11] Am 11. November 1944 erhielt er das Kommando über die neu aufzustellende 13. SS-Eisenbahn-Baubrigade, die aus Häftlingen des KZ Dachau rekrutiert wurde.

Kriegsende und Freispruch im Entnazifizierungsverfahren

Nach dem Ende der Kämpfe im Mai 1945 geriet er in Gefangenschaft, in der er bis August 1945 verblieb. Es folgte ein Internierung in einem Lager bis zum 5. März 1948. Als er im Entnazifizierungsverfahren 1948 über seine Kenntnisse der KZ-Lager befragt wurde, leugnete er jede besonderen Kenntnisse über die inneren Verhältnisse der Lager. Auch behauptete er, als Architekt zu den Arbeiten gezwungen gewesen zu sein und dass er aus der SS austreten wollte. Sein Kommando über die 13. SS-E-BB verschwieg er. Das Gericht in Bergedorf folgte bereitwillig seinen Ausführungen und sprach ihn am 29. Oktober 1948 frei.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Benz: Der Ort des Terrors: Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald; München 2006, S. 168
  2. Günter Morsch, Gründung und Aufbau des Konzentrationslagers Sachsenhausen, in: Günter Morsch (Hrsg.), Von der Sachsenburg nach Sachsenhausen, Berlin 2007, S. 95.
  3. Günter Morsch, ebenda
  4. Hans-Peter Klausch: Tätergeschichten: die SS-Kommandanten der frühen Konzentrationslager im Emsland. Bremen, 2005, S. XVII (im Fototeil).
  5. Kurt Schilde, Johannes Tuchel: Columbia-Haus - Berliner Konzentrationslager 1933–1936. Berlin, 1990, S. 76.
  6. Günter Morsch, ebenda, S. 96.
  7. Karola Fings: Krieg, Gesellschaft und KZ: Himmlers Baubrigaden. Paderborn, 2005, S. 327.
  8. Günter Morsch, ebenda, S. 97.
  9. Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Band 4, München 2006, S. 30.
  10. Wolfgang Benz, Angelika Königseder: Flossenbürg - Das Konzentrationslager Flossenbürg und seine Außenlager. München, 2007, S. 24
  11. Karola Fings, ebenda, S. 328.

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