Brauweiler (Pulheim)

Brauweiler (Pulheim)
St. Nikolaus, frühere Abteikirche der Abtei Brauweiler

Brauweiler ist ein Stadtteil von Pulheim im Rhein-Erft-Kreis.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Brauweiler grenzt im Osten an Köln, im Südosten an die Ortschaft Freimersdorf, im Westen direkt an die Ortschaft Dansweiler und im Norden an Sinthern. Der Ort liegt am westlichen Rand der Ville in der dichtbesiedelten und hochindustrialisierten Kölner Bucht. Gleichwohl ist Brauweiler bis heute größtenteils von Landwirtschaft umgeben.

Geschichte

Das Gebiet um den heutigen Ort Brauweiler war nachweislich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts im Besitz des lothringischen Pfalzgrafen Hermann I. (Pusillus). Er ließ hier ein verfallenes älteres Hofgut zusammen mit einer dem heiligen Medardus geweihten Kapelle wieder aufbauen. Um 991 heiratete sein Sohn und späterer Nachfolger Ezzo Mathilde, die dritte Tochter des deutschen Kaisers Otto II. (HRR) und überreichte ihr das Anwesen als Morgengabe. Beide stifteten im Jahre 1024 die Benediktinerabtei Abtei Brauweiler. Die Geschichte des Geschlechts der Ezzonen nimmt in ihrem Titel Bezug auf die Gründung der Abtei: fundatio monasterii Brunwilarensis.

Für den Namen Brauweiler fanden sich im Mittelalter verschiedene Formen: Brunivilare (1052), Brunwillre (1050 - 12. Jahrhundert), Bruwillarium (1052), Brunwillere (um 1095). Das Wort -weiler lässt sich von dem lateinischen Wort villare ableiten.

Seit dem Mittelalter gehörte Brauweiler zum kurkölnischen Amt Königsdorf. 1670 bestand der Ort aus 27 kleineren Bauernhöfen und einem großen Hof, der im Besitz der Abtei Brauweiler war. Im 18. Jahrhundert hatte Brauweiler 246 Einwohner. 1794 wurde der Ort von französischen Truppen besetzt. Es entstand die Mairie Freimersdorf im Kanton Weiden, zu der auch Brauweiler gehörte. Seit 1816 gehörte Brauweiler zum preußischen Landkreis Köln. Brauweiler wurde eine eigene Gemeinde in der Bürgermeisterei Freimersdorf. Seit 1855 befand sich das Amtslokal in Brauweiler.

Von 1920 bis in die 1950er Jahre dienten Gebäude der Abtei Brauweiler als Gefängnis, in dem unter anderem Konrad Adenauer inhaftiert wurde.

1927 wurde die Bürgermeisterei Freimersdorf in Amt Freimersdorf umbenannt. Kurz zuvor wurde am heutigen Konrad-Adenauer-Platz das neue Rathaus des Amtes fertig gestellt, welches heute als Außenstelle der Pulheimer Stadtverwaltung und von Vereinen genutzt wird.[1] Bis dahin war die Amtsverwaltung gemeinsam mit der Wohnung des Amtsvorstehers in einem Backsteingebäude an der Mathildenstraße untergebracht, welches noch heute besteht.[2] 1928 erfolgte die Umbenennung des Amtes Freimersdorf in Amt Brauweiler. Im gleichen Jahr wurde östlich von Brauweiler eine Umspannanlage des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes (RWE) für die Nord-Süd-Leitung errichtet.

1934 wurden die Ämter Brauweiler und Lövenich zusammengeschlossen, die neue Verwaltungseinheit hieß nun Amt Weiden. 1951 schied Brauweiler aus dem Amt Weiden wieder aus und bildete eine amtsfreie Gemeinde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte eine zunächst zögernde und seit 1961 verstärkte Bautätigkeit ein, so dass Brauweiler und Dansweiler eine räumliche Einheit bildeten. Seit der Neugliederung durch das Köln-Gesetz zum 1. Januar 1975 ist Brauweiler ein Ortsteil der Stadt Pulheim (24,23 km2 mit damals 11.704 Einwohnern). Ein kleinerer Teil (5,62 km2 mit damals 3682 Einwohnern) wurde nach Köln umgegliedert.[3]

Einwohner

Brauweiler hat 8071 Einwohner (Stand: 31. Januar 2011).

Kirchen

St. Nikolaus Brauweiler

In Brauweiler gibt es die historische und ortsprägende Abteikirche Sankt Nikolaus (katholisch) und die Gnadenkirche (evangelisch).

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

In Brauweiler steht seit 1928 eine große 220-kV-Umspannanlage, die auch Ausgangspunkt der Nord-Süd-Leitung ist. Auf dem Areal dieser Umspannanlage Brauweiler befindet sich auch die „Systemführung Netze“ von Amprion (früher: Hauptschaltleitung der RWE), von der aus fast das gesamte Amprion-Hochspannungsnetz überwacht und ferngesteuert wird. Die RWE-Netzzentrale Brauweiler spielt zudem eine wichtige Rolle in der Steuerung des europäischen Hochspannungsnetzes.

Bildung

Schulen

In einem Schulzentrum am östlichen Ortsrand unterhält die Stadt Pulheim das Abtei-Gymnasium Brauweiler (AGB) sowie die Arthur Koepchen-Realschule. Eine außerdem eingegliederte Hauptschule wurde in den späten 1990er Jahren wegen Schülermangels geschlossen. Die Schüler wurden von der Hauptschule in Pulheim-Stadt aufgenommen. Den größten Teil der frei werdenden Raumkapazitäten übernahm das unter Raummangel leidende Abtei-Gymnasium. Des Weiteren befinden sich in Brauweiler die Richeza-Grundschule (GGS), die Rheinische Schule für Körperbehinderte und die Schule für Lernbehinderte an der Jahnstraße.

Kultur und Freizeit

Bauten

  • Ehemalige Benediktinerabtei
  • Pfarrkirche Sankt Nikolaus (ehemalige Abteikirche)[4]
  • Hagelkreuz auf dem Friedhof, errichtet um 1500[5]
  • Löwenfigur aus dem 12. Jahrhundert

Vereine

Brauweiler beherbergt eine Vielzahl an Vereinen. Hier ist der Turn-und-Sportverein (TUS) Schwarz-Weiß Brauweiler zu nennen, der ein umfangreiches Sportangebot von Turnen über Trampolin, Leichtathletik, Basketball, Handball, Freizeitkicken, Gesundheitssport bis zu Herzsport bietet. Des Weiteren gibt es den TTC Brauweiler, wo man Rückschlagsportarten betreiben kann. Zudem gibt es einen Rad-Touristik-Club, den Baseballverein Raging Abbots sowie Grün-Weiß Brauweiler als Fußballverein. Nicht zu vergessen unter den Sportvereinen ist der FFC Brauweiler Pulheim 2000, der als Verein der ersten Damen-Fußball-Bundesliga schon zahlreiche Erfolge verbuchen konnte und diverse Nationalspielerinnen hervorgebracht hat. Neben den Sportvereinen gibt es den Verein für Geschichte und die Brauweiler Karnevalsfreunde (BKF). Außerdem gibt es in Brauweiler einen bekannten Traditionsschützenverein, der 1914 neu gegründet wurde. Die Messdiener St. Nikolaus Brauweiler/Dansweiler stellen mit ca. 180 Kindern und Jugendlichen eine der größten Gruppen im Ort. Bei den Messdienern nimmt neben dem Dienen am Altar die Jugendarbeit einen wichtige Rolle ein. Es finden wöchentliche Gruppenstunden, sowie einmal jährlich eine ein- bis zweiwöchige Ferienfreizeit und diverse andere Aktionen statt.[6] Des Weiteren gibt es die katholische Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), Stamm Bernhard von Clairvaux.

In der BIG - Brauweiler Interessengemeinschaft der Unternehmer, sind viele Fachgeschäfte und Brauweiler Unternehmen zusammengeschlossen. Die BIG ist der Veranstalter des Brauweiler Wochenendes und des traditionellen Nikolausmarktes rund um die Abtei.

Schützenverein in Brauweiler

Über das Gründungsjahr der St. Sebastianus Schützenbruderschaft von Brauweiler herrscht auf Grund verschiedener Angaben in historischen Urkunden eine gewisse Unklarheit. Mit Gewissheit kann gesagt werden, dass die Bruderschaft spätestens Ende des 15. Jahrhunderts von dem damaligen Abt St. Johannes de Weda (Johann von Wied) gegründet wurde. Die nächsten urkundlichen Erwähnungen folgten erst ca. einhundert Jahre später zur Zeit des Kölnischen Krieges, in dessen Verlauf Teile von Brauweiler niedergebrannt wurden. Nach Kriegsende wurden 1588 die durch den Krieg verarmten damaligen Brauweiler Bruderschaften St. Sebastianus, St. Trinitatis und St. Beata Virgo Maria (hl. Maria) zusammengefasst und bauten 1604 auf eigene Kosten die im Krieg zerstörte Kapelle St. Laurentius wieder auf.

Schon Anfang des 17. Jahrhunderts war von der ursprünglichen Aufgabe der Schützenbruderschaft nicht mehr viel erhalten. Sie war keine Vereinigung christlicher Männer mehr, die sich bereit erklärt hatten, mit der Waffe in der Hand feindlichen Handlungen entgegenzuwirken, sondern längst eine einflussreiche Vereinigung mit Landbesitz in der Umgebung, in die jede rechtschaffene Person, die reich genug war, eintreten konnte. Ausdruck des Reichtums der Bruderschaft war auch, dass sie zwölf Luntenschloss- und Radschlossgewehre besaß. Wegen eines solchen Gewehrs geriet Brauweiler im Jahr 1629 in Schwierigkeiten. Als Jan von Werth mit seiner Truppe nach Brauweiler kam, wollten sich die Brauweiler Bauern die Frechheit der Soldaten nicht gefallen lassen und versuchten, die Söldner zu vertreiben. Bei dem Tumult brachte einer der Bauern dem Jan von Werth eine schwere Schussverletzung bei, welche im Kloster von Brauweiler behandelt werden musste.

Am 28. Juni 1661 wurde die unterdessen in Vergessenheit geratene Bruderschaft durch den Bürgermeister und die Schöffen von Brauweiler zum zweiten Mal gegründet, und konnte in den folgenden Jahren ein beachtliches Vermögen, überwiegend in Form von Ländereien in umliegenden Dörfern ansammeln.

Nach Einzug der Franzosen in das Rheinland 1803 befahlen diese am 19. Oktober 1805 der Bruderschaft, alle Güter und Besitzungen an die jeweilige Pfarrkirche abzutreten. Die Bruderschaft blieb jedoch bestehen und konnte einige Besitzungen retten. Am 24. Juni 1816 gab sich die Schützenbruderschaft neue Statuten, die 1830 und in den folgenden Jahren noch mehrmals geändert wurden. Nach 1872 unterblieben schriftliche Vermerke und Aufzeichnungen vollkommen. Das einzige Zeugnis über die Existenz der Bruderschaft besteht in der damaligen Königskette mit Silberanhängern, die bis 1910 datiert sind. Die nachweislich 1910 noch existierende Bruderschaft wurde 1914 neu gegründet, jetzt jedoch als von der Kirche unabhängige Schützengesellschaft. Hieraus resultiert das Gründungsdatum der heutigen St. Sebastianus Schützenbruderschaft Brauweiler e. V. Doch im August des gleichen Jahres brach der Erste Weltkrieg aus. Erst im September 1919 erlaubten die Besatzungsmächte die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeiten, und so konnte im April des Jahres 1921 die erste Fahne angeschafft und geweiht werden.

Im Juni 1930 wurde die Schützengesellschaft unter der heute noch bestehenden Nummer 1209 ins Vereinsregister in Köln eingetragen.

Auf Grund des Zweiten Weltkrieges lag das Vereinsleben in den Jahren 1939 bis 1949 brach. Im November 1946 verboten die Siegermächte die Weiterführung der Schützenvereine und alle Sportwaffen mussten abgeliefert werden. Am 16. Juni 1949 wurde die Neugründung als Bruderschaft beschlossen, da kirchliche Schützenvereine jetzt wieder existieren durften.

Heute widmet sich die Bruderschaft der Erhaltung der Traditionen in Brauweiler. So wird regelmäßig ein Schützenfest ausgerichtet, welches immer auf den Monatswechsel von Mai zu Juni fällt. Die Mitgliederzahl liegt heute bei ungefähr einhundert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Peter Bathe: Der romanische Kapitelsaal in Brauweiler. Eine kritische Bestandsaufnahme seiner Architektur, Bauskulptur und Malerei. Köln 2003. ISBN 3-89498-100-8.
  • Hermann Daners, Josef Wißkirchen: Was in Brauweiler geschah - Die NS-Zeit und ihre Folgen in der Rheinischen Provinzial-Arbeitsanstalt. Dokumentation. Pulheim 2006. ISBN 3-927765-39-2.
  • Claudia Euskirchen: Die barocken Klostergebäude der ehemaligen Benediktinerabtei Brauweiler. Köln 1993. ISBN 3-7927-1383-7.
  • Peter Schreiner, Monika Tontsch: Die Abteikirche St. Nikolaus und St. Medardus in Brauweiler. Baugeschichte und Ausstattung. Pulheim 1994, 2. Aufl. 1999. ISBN 3-927765-12-0.
  • Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands: Nordrhein-Westfalen. Kröner-Verlag, Stuttgart 1970. (Neuauflage in Vorbereitung)
  • Pulheimer Beträge zur Geschichte und Heimatkunde: Gemeinde Pulheim Die Orte und Ihre Denkmäler; Pulheim 1979

Weblinks

 Commons: Brauweiler (Pulheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Verein für Geschichte e. V. Pulheim
  2. Blum, Ernst: Die Rathäuser der ehemaligen Gemeinde Brauweiler. PBGH 3/1973.
  3. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.
  4. [1]
  5. Verein für Geschichte e. V. Pulheim
  6. http://www.messdiener-brauweiler.de/contao/index.php/allgemein
50.9586111111116.785

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