Arnold Gustavs

Arnold Gustavs

Arnold Gustavs (* 7. Januar 1875 in Neuenkirchen; † 19. Dezember 1956 in Stralsund) wirkte von 1903 bis 1948 als Pfarrer auf der Insel Hiddensee. Er machte sich als Altorientalist weithin einen Namen. Mit dem Dichter Gerhart Hauptmann verband ihn eine langjährige Freundschaft. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Inselkirche in Kloster auf Hiddensee.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gustavs war das älteste von zwei Kindern eines Lehrers. Bis zu seinem Eintritt in das Greifswalder Gymnasium wurde er von seinem Vater unterrichtet. Nach dem Abitur 1893 studierte er an der Universität Greifswald Theologie, wo er u. a. die Vorlesungen des Systematikers Hermann Cremer und des Kirchenhistorikers Victor Schulze hörte, dessen Famulus er wurde. Neben seinem Studium beschäftigte er sich mit Germanistik, insbesondere mit Altsächsisch und Altnordisch.

Sein Erstes Theologisches Examen legte er 1897 mit einer Examenspredigt über (Gal 4,4 EU) in der Inselkirche zu Kloster auf Hiddensee ab. 1899 absolvierte er sein Zweites Theologisches Examen. Ab 1900 arbeitete er in der Inneren Mission in Bethel bei Bielefeld und ab 1902 als Hilfsprediger in Rheine (Westfalen). Ab Oktober 1903 war er Pfarrer von Hiddensee.

Keilschriftforschung

Seit seinem Amtsantritt auf Hiddensee befasste er sich mit der Keilschrift, die im Vorderen Orient im Zeitraum von etwa 2600 bis in die letzten Jahrzehnte v. Chr. von vielen Völkerschaften in verschiedenen Sprachen benutzt wurde. Im Sommer 1923 wurde von ihm, Bruno Meißner, Fritz Schachermeyr, Eckhard Unger und Ernst Friedrich Weidner die Altorientalische Gesellschaft gegründet.

Gerhart Hauptmann

Einen wichtigen Platz in seinem Leben nahm die Freundschaft mit Gerhart Hauptmann ein. So bemühte er sich, Hauptmann ein Haus auf Hiddensee zu verschaffen. 1930 erwarb Hauptmann das Haus „Seedorn“ in Kloster als Sommersitz. Auf Bitten Gerhart Hauptmanns wurden Arnold Gustavs und seine Frau Verwalter seines Hauses, bis es durch die Gemeinde als Gedenkstätte übernommen wurde. Am 6. Juni 1946 starb Gerhart Hauptmann. Seinem einmal geäußerten Wunsch entsprechend fand die Beisetzung auf Hiddensee statt. Pfarrer Gustavs gestaltete die Feierlichkeiten und hielt seinem alten Freund die Trauerrede über 2. Korinther 12,4.

Zeit des Nationalsozialismus

Die Auseinandersetzung mit dem Naziregime fand in einer Fehde mit dem Bürgermeister ihren Ausdruck, dessen Urteil über den Pastor vernichtend war: „Der Mann ist nur noch wert, an die Wand gestellt zu werden.“ Sein Name wurde auf die schwarze Liste gesetzt, weil den Nazis sein Verhalten nicht gefiel. Bei Ausbruch des Krieges schrieb er besorgt an Hauptmann: „Ja, der Krieg! Ich hätte wohl gewünscht, den Rest meines Lebens in Frieden zubringen zu können. Wieviel von menschlicher Kultur geht da wieder zugrunde!“ – und fährt resigniert fort: „Doch was hilft’s; man muß die Zähne zusammenbeißen …“

Ruhestand

Im Ruhestand schrieb Arnold Gustavs ein Heimatbuch über die Insel Hiddensee. Das Buch ist 1952 im Hinstorff-Verlag Rostock erschienen. 1993 erschien die fünfte Auflage, eine neu bearbeitete Auflage 2009. Seine Erinnerungen an Gerhart Hauptmann wurden postum von Gustav Erdmann 1962 im Petermänken-Verlag Schwerin herausgegeben. Daneben war er ehrenamtlich Vertrauensmann für Bodenaltertümer auf Hiddensee.[1]

Zu seinem achtzigsten Geburtstag am 7. Januar 1955 erhielt Arnold Gustavs ein Glückwuschschreiben von Otto Grotewohl im Namen der Regierung der DDR, in dem es hieß: „Ich nehme gern Gelegenheit, Ihnen zu Ihrem 80. Geburtstag die Grüße und Glückwünsche der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik zu übersenden. Als einer der Freunde unseres unvergeßlichen Gerhart Hauptmann haben Sie seinen Nachlaß und sein Wirken in Kloster auf Hiddensee in liebevolle Pflege genommen und damit dem deutschen Volke einen guten Dienst erwiesen. Ich danke Ihnen an Ihrem 80. Geburtstag für Ihr zwar stilles aber bedeutsames Wirken und wünsche Ihnen noch viele Jahre Gesundheit und Wohlergehen.“

Am 19. Dezember 1956 starb Arnold Gustavs im Stralsunder Krankenhaus.

Literatur

  • Arnold Gustavs; Arne Gustavs (Hrsg.): Hiddensee. Aufzeichnungen eines Inselpastors. 5. Auflage. C. Gustavs, Joachimsthal 1993, ISBN 3-929833-00-X.
  • Owe Gustavs; Owe Gustavs (Hrsg.): Arnold Gustavs – Inselpastor im Dritten Reich. Nationalsozialistisches in pommerschen Kirchenblättern und dem Jahrbuch »Auslanddeutschtum und evangelische Kirche«. Eine Dokumentation. 2. Auflage. Lexxion Verlagsgesellschaft, 2008, ISBN 978-3-939804-41-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gustavs, Arnold. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg-Vorpommern? Ein Personenlexikon. Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-282-9, S. 170.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gustavs — ist der Familienname folgender Personen: Arnold Gustavs (1875–1956), von 1903 bis 1948 als Pfarrer auf der Insel Hiddensee Eggert Gustavs (1909–1996), deutscher Maler und Grafiker Siehe auch: Kustavi (schwed. Gustavs), Gemeinde im Schärenmeer vor …   Deutsch Wikipedia

  • Eggert Gustavs — (* 6. Oktober 1909 in Kloster/Hiddensee; † 13. Januar 1996 in Neuruppin) war ein deutscher Maler und Grafiker. Er gehört zu den bedeutendsten Hiddenseer Künstlern. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof der Inselkirche in Kloster auf Hiddensee… …   Deutsch Wikipedia

  • Hiddensee — Photo satellite Géographie Pays …   Wikipédia en Français

  • Grieben (Hiddensee) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Insel Hiddensee — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster (Hiddensee) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Neuendorf (Hiddensee) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Söte Länneken — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Sötes Länneken — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hiddensee — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”