Jean Firges

Jean Firges

Jean Firges (* 25. April 1934 in Sankt Vith, Belgien), auch Johann Firges oder Hannes Anderer (Pseudonym), ist ein in Ostbelgien aufgewachsener, jetzt deutscher (und auf Deutsch schreibender) Wissenschaftler und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jean Firges studierte Germanistik, Romanistik und Italianistik an den Universitäten Löwen, Heidelberg, Freiburg, Genua und Köln. In Köln promovierte er 1959 bei Wilhelm Emrich über die Lyrik Paul Celans. Nach der Promotion und dem anschließenden Referendariat war er fünf Jahre lang als Studienrat an einem Gymnasium in Köln tätig, daraufhin wurde er Assistent an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Aachen. 1970 folgte er dem Ruf als Professor für französische Sprache und Literatur an die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg. Seit 1999 ist Firges im Ruhestand.

Jean Firges absolvierte 1997/98 eine Ausbildung in systemischer Therapie. 1997 gründete er den literarischen und wissenschaftlichen Sonnenberg Verlag in Annweiler am Trifels.

Forschungsschwerpunkt

Seit 1957 befasst sich Jean Firges mit dem Werk Paul Celans. Damals waren erst die ersten zwei Bände („Mohn und Gedächtnis“ und „Von Schwelle zu Schwelle“) erschienen. Noch im selben Jahr lernte Firges Paul Celan bei einem Besuch in Paris persönlich kennen. 1959 schrieb er bei Emrich die erste Dissertation über ihn. Er verfolgte dann über Jahrzehnte die Neuerscheinungen der Gedichtbände Celans inklusive der dazu veröffentlichten Sekundärliteratur. Ab 1989 schaltete er sich erneut mit Publikationen in die Forschungsarbeit über Celan ein.

Publikationen

Zu Paul Celan

  • Die Gestaltungsschichten in der Lyrik Celans, ausgehend vom Wortmaterial. Dissertation, Köln 1959.[1]
  • Sprache und Sein in der Dichtung P. Celans. In: Muttersprache. 72. Jahrgang, Heft 9, 1969, S. 261–269
  • Citation et date dans la Poésie de P. C. In Christian Klein (Hrsg.): Réécritures. Heine, Kafka, Celan, Müller. Essais sur l’intertextualité dans la littérature allemande du XXème siècle. Reihe: Ludwigsburger Hochschulschriften, n° 11, Presses Universitaires de Grenoble 1989, S. 52–109
  • En quête d‘identité. Le cheminement de P. C. entre deux mythes. In: Mythes et Mythologies en Histoire de la Langue et de la Littérature. Actes du Huitième Colloque de l‘Université de Nantes. Direction Daniel Briolet, Nantes 1991, S. 117–137
  • „Den Acheron durchquert ich“. Einführung in die Lyrik P. Celans. Vier Motivkreise: Die Reise, der Tod, der Traum, die Melancholie. Ludwigsburger Hochschulschriften, 18. Stauffenburg, Tübingen 1998 / 1999, ISBN 3-86057-067-6
  • Vom Osten gestreut, einzubringen im Westen. Jüdische Mystik in der Dichtung Paul Celans. Sonnenberg, Annweiler 1999
  • Paul Celan: Die beiden Türen der Welt. Gedichtinterpretationen. Sonnenberg, Annweiler 2001
  • Die Allegorie in der Dichtung Paul Celans. In: Symbolon. Jahrbuch für Symbolforschung. Neue Folge Band 15. Hg. Gesellschaft für wissenschaftliche Symbolforschung, Lang, Frankfurt 2002, ISBN 978-3-631-38959-1, ISSN 0082-0660, S. 47–74. Ebenfalls in: A. Corbea-Hoisie, G. Gutu, M. Hainz (Hrsg.): Stundenwechsel, GGr-Beiträge und Jassyer Beiträge zur Germanistik, Bukarest / Jassy / Konstanz, S. 219–246
  • Ein Satyrspiel? Kommentar zu Celans Lesung in Bonn, 17. November 1958. In: Hans Michael Speier (Hrsg.): Celan-Jahrbuch. Band 8, 2001/02, Heidelberg, S. 330 – 333[2]
  • P. C.: Identité juive dans les poèmes de la ‚Niemandsrose‘. In: Marie-Hélène Quéval (Hrsg.): Lectures d’une œuvre: Die Niemandsrose de Paul Celan. Editions du Temps, Nantes 2002, S. 89–112
  • P. C., Georg Büchner, Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Gang durchs Gebirg. Der Gang im Gebirg. Sonnenberg, Annweiler 2010, ISBN 978-3-933264-58-9

Über französischsprachige Literatur

Über deutschsprachige Literatur

Literarische Werke als „Hannes Anderer“

sowie Beiträge in der Zs. Krautgarten und in Anthologien zur Literatur Ostbelgiens in deren Verlag.

Arbeiten zur Didaktik der Landeskunde und des Sprachunterrichts[6]

  • mit Manfred Pelz (Hrsg.): Innovationen des audiovisuellen Sprachunterrichts. Frankfurt 1976
  • mit Hartmut Melenk: Ludwigsburg. Der Weg von der Residenzstadt zur mittleren Industrie- und Handelsstadt. Ein Beitrag zum frankreichkundlichen Programm der Städtepartnerschaft. Ludwigsburg 1980
  • dies.: Montbéliard. Von der Fürstenresidenz zur modernen Industriestadt. Ein landeskundlicher Beitrag zur Städtepartnerschaft Ludwigsburg–Montbéliard. Ludwigsburg 1983
  • Die Stadt Paris. Geschichte ihrer Entwicklung und Urbanisierung. Kulturgeschichtliche Reihe Band 3, Annweiler 1998, 2002 ISBN 3-933264-00-6

Weblinks

Anmerkungen

  1. die erste deutschspr. Diss. überhaupt zu Celan
  2. Nach der Lesung Celans hatte ein (sich anonym gebender) Student eine antisemitische Karikatur über C. mit Titelei, die auf seine jüdische Herkunft hinwies, an der Univ. publiziert. Celan, von Firges informiert, übte großen Druck zunächst auf diesen und dann auf die Universitätsverwaltung aus, den Namen zu erfahren. C. ging soweit, (erfolglos) die Verweigerung der Dissertation F.’ zu fordern, falls er den Namen nicht nennt. Nach James K. Lyon: Paul Celan and Martin Heidegger. An unresolved conversation 1951–1970. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, ISBN 978-0-8018-8302-6 S. 88f., online lesbar. Der Vorgang zeigt die hohe Empfindlichkeit C.s zu dieser Zeit
  3. zu Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
  4. Gedichte aus dem Zyklus Alcools
  5. über den Hyperion-Roman
  6. Firges verfasste etwa 30 Beiträge zur Didaktik der Landeskunde und des neusprachlichen Unterrichts in Fachzeitschriften und gab entsprechende Bücher heraus bzw. war Mitverfasser

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