Joachim Paech

Joachim Paech

Joachim Paech (* 1942 in Berlin) ist ein deutscher Film- und Medienwissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Joachim Paech studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin. 1974 promovierte er über „Das Theater der russischen Revolution“. Von 1975 bis 1988 war er Professor an der Universität Osnabrück, von 1989 bis zu seiner Pensionierung 2007 war er Professor für Medienwissenschaft an der Universität Konstanz.

Werk

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Theorie und Geschichte des Films, Intermedialität des Films, der Literatur und der traditionellen Künste. Er analysiert den Film im Kontext der Ästhetik der Moderne und interessiert sich für die wechselseitigen Beziehungen des Films zu den vorfilmischen Verfahrensweisen der traditionellen Künste. Filmisches Erzählen, die Narrativität des Films, lässt sich nach Paech nicht auf die Verfilmung literarischer Vorlagen reduzieren. Romane und Erzählungen des 19. Jh. (Poe, Dickens, E.T.A. Hoffmann, Flaubert, Zola,…) die von präfilmischen Montagetechniken geprägt sind, geben Modelle für die Erzählweise des Films ab und gehören daher zur literarischen Vorgeschichte der Filmkunst. Indem der frühe Film an die populären Schaustellungen des Theaters, die spektakulären Jahrmarkts- und Zauberkünste, anknüpfte und seine medienspezifischen Möglichkeiten der Montage verfeinerte, entwickelte es eine eigene filmische Schreibweise. Dabei spielten laut Paech kulturgeschichtliche, verkehrs- und kommunikationstechnische Entwicklungen, die neue Organisation der optischen Lebenswelt durch Großstadterfahrung, Panorama, Warenhaus, Fließband, Automobil und Eisenbahn eine ebenso wichtige Rolle wie die Genre-mischungen der literarischen Avantgarde, die vom Kino fasziniert war. Die Tendenz der Ökonomisierung des Films zu Beginn des 20. Jh., die dann in der Erfolgsgeschichte Hollywoods mündet, führte nach Paech zum Wechsel vom diskontinuierlichen zum kontinuierlichen Erzählen. Paech unterscheidet zwischen Medium und Form. Da Medien sich nicht gegenseitig darstellen, nicht unmittelbar interagieren können, wird die ästhetische Form eines Mediums zum Medium der Form eines anderen Mediums. Beobachtbar sind nur die Formen, z.B. Roman und Spielfilm, in denen ein Medium erscheint. Filme können beispielsweise literarische Texte nie repräsentieren. Medien sind keine Behälter, die andere Medien aufnehmen. Das Kino ist das Medium, der Film die Form.

Schriften

  • „PASSION oder die EinBILDungen des Jean-Luc Godard“. Frankfurt/M. (Deutsches Filmmuseum, Reihe Kinematograph No 6, 1989);
  • „Literatur und Film“. Stuttgart (Sammlung Metzler 235); 2.Auflage 1997;
  • „Film - Fernsehen - Video und die Künste. Strategien der Intermedialität“. Stuttgart 1994 (Herausgeber);
  • „Menschen im Kino. Film und Literatur erzählen“. Stuttgart, Weimar (Metzler Verlag) 2000 ([Madrid (Catedra) 2002](zus. mit Anne Paech);
  • „Der Bewegung einer Linie folgen … Schriften zum Film“. Berlin (Vorwerk 8 Verlag) 2002;
  • „Intermedialität, analog/digital. Theorien - Methoden - Analysen“. München (Fink Verlag) 2008 (Herausgeber zus. mit Jens Schröter)
  • „Warum Medien?“ Konstanz (UVK) 2008 (=Konstanzer Universitätsreden 232)

Literatur

  • Helmut Schanze (mit Susanne Pütz): Metzler Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaft: Ansätze - Personen - Grundbegriffe. Metzler, Stuttgart (u.a.) 2002

Weblinks


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