Markthalle Hamburg

Markthalle Hamburg
Die Markthalle, vom Klosterwall aus nördlicher Richtung gesehen

Die Markthalle Hamburg ist ein Gebäudekomplex am Klosterwall im Hamburger Stadtteil Hammerbrook in der Nähe des Hauptbahnhofes. Sie besteht aus dem Kultur- und Veranstaltungszentrum Markthalle sowie aus Einrichtungen der Kunstmeile und ist u.a. Sitz des Hamburger Kunstvereins.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Das Gebäude ist auf seiner östlichen Seite an den Ausfahrtgleisen des Hauptbahnhofs Richtung Süden gelegen. Auf den drei anderen Seiten ist es von mehrspurigen Straßen umgeben, im Süden liegen Deichtorplatz und Deichtortunnel, im Westen der Klosterwall mit der Einfahrt zum Walltortunnel. Im Norden liegt die Altmannbrücke zwischen Steinstraße und Kurt-Schumacher-Allee.

Die Umgebung ist architektonisch funktionell geprägt: Jenseits der Bahngleise liegt das ehemalige Postamt am Hühnerposten, heute Sitz der Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, im Münzviertel. Im Westen reiht sich am Klosterwall die City-Hof-Hochhauskette aus den 1950er Jahren. Im Süden sind die Deichtorhallen, die ebenfalls als Ausstellungs- und Veranstaltungszentrum genutzt werden, gelegen.

Architektur

Haupthaus, im Erdgeschoss das Kunsthaus, oben das Veranstaltungszentrum Markthalle.

Der von Fritz Schumacher 1913 erbaute rotgeklinkerte Gebäudekomplex besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Im südlichen Anbau hat u.a. der Kunstverein seinen Sitz. Dieser in den 1990ern grundsanierte Gebäudeteil weist ein silbriges Tonnendach und große Glasfronten auf.

Im Haupthaus mit seinem Spitzdach ist das Veranstaltungszentrum Markthalle angesiedelt. Es besteht aus dem Großen Saal im ersten Stock für 1.000 Besucher, in dem zumeist Konzerte stattfinden. Im unter dem Dach gelegenen Kunstraum, früher auch Kleiner Saal, für maximal 300 Besucher finden Unplugged-Konzerte, Lesungen, Club-Nächte, Kinderfeste oder Schallplatten-Börsen statt. Das MarX, an der Ostseite auf der Ebene des Großen Saals mit einer Fensterfront zu den Bahngleisen gelegen, ist clubähnlich ausgebaut und verfügt über eine Bar. Es fasst maximal 280 Zuschauer. Das 300 Quadratmeter große Foyer verfügt ebenfalls über eine Bar sowie über eine Raucherecke und einen Imbiss. Der Zugang erfolgt über eine Außentreppe und Terrasse im ersten Stock. Im Erdgeschoss ist das Kunsthaus Hamburg angesiedelt, das Untergeschoss des an einem Abhang liegenden Baus technischen Einrichtungen (Backstage-Bereich, Aufzüge) vorbehalten.

In den nördlichen Anbauten haben weitere Einrichtungen der Kunstmeile, so das Galeriehaus Hamburg, sowie ein Antikmarkt und ein Taschengeschäft ihren Sitz. Der nördlichste Teil dieses Gebäudeabschnitts wird von der DB Netz genutzt.

Geschichte des Gebäudes

Die Markthalle wurde 1913 als Blumen- und Gemüsehalle des Großmarktes Hamburg erbaut. Der Großmarkt wurde jedoch sukzessive in Neubauten verlagert: 1962 erfolgte die Eröffnung der neuen Großmarkthalle. Der Blumengroßmarkt wurde in die Deichtorhallen verlegt, 1984 in eine Erweiterung der Großmarkthalle, so dass Markthalle und Deichtorhallen für kulturelle Nutzungen frei wurden. 1976/77 erfolgte der Umbau des zentralen Gebäudeteils der Markthalle als Veranstaltungszentrum, das am Silvestertag 1976 mit einem Konzert der Krautrock-Gruppe Embryo eröffnet wurde.

Seitdem haben nach Angaben der Betreiber in über 250 Monaten mehr als 6.000 Veranstaltungen mit knapp 3.000.000 Besuchern dort stattgefunden. Andere Quellen sprechen bereits 1997 von 7.000 Veranstaltungen und 9.000 Bands.[1] Unter anderem spielten folgende Künstler dort (Auswahl): AC/DC, B. B. King, The Clash, Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen, The Police, Iggy Pop, R.E.M., Run-D.M.C., die Scorpions, U2.

Aber auch andere Veranstaltungen fanden hier statt, u.a. japanisches Theater, Lesungen von Douglas Adams und Charles Bukowski oder eine Videokunst-Ausstellung von Brian Eno.

Zwischenfälle gab es überwiegend in der Zeit der Punk-Kultur, etwa als die Polizei 1983 ein Konzert der britischen Band Toy Dolls nach einer Schlägerei beendete, sowie nach einer Prügelei der Band The Clash.[1]

Umbau zur Kunstmeile

Südlicher Anbau mit Sitz des Kunstvereins in Hamburg.

1992 beschloss die Hamburger Bürgerschaft in der Ägide von Kultursenatorin Christina Weiss den Umbau der übrigen Gebäudeteile zur Kunstmeile. Finanzmittel von etwa neun Millionen Mark wurden für die Baumaßnahme unter der Leitung der Architekten Alsop & Störmer zur Verfügung gestellt. Der südliche Teil des Gebäudes wurde zum Sitz des Kunstvereins ausgebaut. Weiter zogen die Freie Akademie der Künste im südlichen und der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) im nördlichen Gebäudeteil ein, das Kunsthaus im Erdgeschoss des Haupthauses. Diese Einrichtungen mussten dem Neubau der Kunstinsel mit der Galerie der Gegenwart neben der Kunsthalle weichen. In allen Teilen gibt es Ausstellungsräumlichkeiten.[2] Am 6. September 1993 eröffnete Kultursenatorin Weiss das neue Kunstzentrum.[3]

Am 4. Oktober 1993 wurde die erste Ausstellung in den neuen Räumen des Kunsthauses Hamburg eröffnet.[4] 2.500 Quadratmeter standen nun dem Kunstverein, knapp 1.000 dem BBK und 700 der Freien Akademie der Künste zur Verfügung. Weitere Umbauten fanden bis etwa 1995 statt. So mietete etwa Hans Barlach, Enkel von Ernst Barlach weitere Fläche für zeitgenössische Installationen. Auch weitere Vereine wie die Künstler-Selbsthilfe oder Kunstkontakt verlegten ihr Quartier in das Gebäude.[5]

Literatur

  • Meyhöfer, Dirk: Asyl für die Kunst. Um- und Ausbau der Markthallen am Klosterwall zum Ausstellungszentrum. In: Deutsche Bauzeitung, db. Zeitschrift für Architekten und Bauingenieure, 129.1995, 3, S. 78-83.

Einzelnachweise

  1. a b Hamburger Abendblatt, Forum für den Weg nach oben, Nr. 78 vom 4. April 1997, S. 17.
  2. Hamburger Abendblatt, „Ein wunderbarer Tausch“, Nr. 66 vom 18. März 1992, S. 6.
  3. Hamburger Abendblatt, 4.190 Quadratmeter Kunst, Nr. 208 vom 7. September 1993, S. 6.
  4. Evelyn Preuss, Das Kunsthaus in der Markthalle, in: Hamburger Abendblatt, Nr. 232 vom 5. Oktober 1993, S. 6.
  5. Ricarda Frähmcke, Neue Chancen für Hamburgs Künstler, in: Hamburger Abendblatt, Nr. 279 vom 30. November 1994, S. 6.

Weblinks

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