St. Paulus (Berlin)

St. Paulus (Berlin)
St. Paulus, Portalfront
Inneres

Die Kirche St. Paulus ist die Pfarrkirche der gleichnamigen katholischen Gemeinde im Ortsteil Moabit im Berliner Bezirk Mitte an der Ecke Waldenserstraße (Haupteingang) und Oldenburger Straße (östliches Kirchenschiff und Pfarr- und Gemeindehaus). Sie ist zugleich eine Klosterkirche der Dominikaner. Das Kirchengebäude und das Pfarr- und Gemeindehaus sind eingetragen in die Denkmalliste des Landes Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Die Kirche St. Paulus ist ein Nachfolgebau einer gleichnamigen dreischiffigen Kapelle, die am 4. August 1869 eingesegnet worden war. Zuvor hatten auf dem Grundstück Wohnhäuser und eine Kesselschmiede gestanden, aus letzterer entstand unter der Leitung des Baumeisters Niermann das kirchliche Gebäude. Das Wohngebäude für die neu gegründete Dominikanerkommunität wurde am 29. September 1869 bezogen. Die Kapelle diente der Seelsorge in Moabit, die Dominikanermönche betreuten im weiteren noch Lazarette und unterrichteten in einem Waisenhaus.[1]

„Moabiter Klostersturm“

Hauptartikel: Moabiter Klostersturm

Die Einweihung von St. Paulus wurde in Berlin mit Kritik und Unmut begleitet. Am 16. August 1869 wurde die Kirche bei Unruhen, dem Moabiter Klostersturm, beschädigt.[1]

Kulturkampf und weitere Entwicklung

Hauptartikel: Kulturkampf

In Folge des Kulturkampfes wurde das Kloster zum 1. Dezember 1875 von den Dominikanern geräumt. Das Grundstück war zuvor schon an einen privaten Eigentümer verkauft worden, dessen Mieter es zu diesem Datum in Besitz nahm. Die Kapelle konnte jedoch, mit Einverständnis des Mieters, für kirchliche Zwecke weiter genutzt werden. Nach Beendigung des Kulturkampfes wurde die Wiedererrichtung einer Dominikanerniederlassung unter Auflagen genehmigt.[1]

Wegen eines Zuwachses der katholischen Bevölkerung wurde die Kapelle durch eine größere Kirche ersetzt. Die Grundsteinlegung war am 24. Juni 1892, der Propst Jahnel weihte die Kirche am 24. Oktober 1893.[1]

Baubeschreibung

Die mit rötlichem Backstein gebaute Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche im Stile der Spätgotik. Sie wurde durch den Architekten Engelbert Seibertz in den Jahren 1892/1893 errichtet. An das von drei Jochen gegliederte Langhaus ist das seitlich um ein Joch herausragende Querschiff angefügt. In dem nach Süden ausgerichteten Chor befindet sich der Zelebrationsaltar, die Kanzel und das Chorgestühl. An der linken Seite des Chores steht das neugotische Taufbecken, rechts ein Apostelaltar mit Figuren aus dem 15. Jahrhundert. Die Sakristei ist an der Westseite angebaut, über dieser befindet sich eine Hauskapelle und, seitlich anschließend, das Wohngebäude des Dominikanerklosters.[2]

Der Innenraum der Kirche ist im Zuge des Wiederaufbaus neu gestaltet worden, auf die frühere farbige Ausmalung der Gewölbe und Wände mit Ornamenten und Pflanzenranken wurde verzichtet. Erhalten geblieben sind die Bodenfließen von Langhaus und Querschiff und die Weihwasserbecken am Eingang.[2]

Der weite Innenraum ist geprägt vom Kontrast der hohen, backsteinsichtigen Säulen, deren Dienste sich in das Kreuzrippengewölbe fortsetzen, zu den weiß gefassten Wandflächen.[2]

Der Eingang im Hauptportal wurde anlässlich einer Außensanierung 1987 umgebaut und besteht aus drei Türen, deren mittlere als größere Haupttüre ausgelegt und durch einen eigenen Giebel herausgehoben wird. Das Portal wird seitlich abgeschlossen durch zwei je 45  Meter hohe Kirchtürme.[2]

Orgel

Die Oberlinger-Orgel stammt von 1975 und ist bei 46 Registern auf drei Manualen wie folgt disponiert:[2]

I Rückpositiv C–g3
Holzgedackt 8′
Quintatön 8′
Principal 4′
Spitzflöte 4′
Octave 2′
Gemshorn 2′
Quinte 11/3
Sesquialter II
Cymbel IV
Cromorne 8′
Cymbelstern
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Gemshorn 16′
Praestant 8′
Rohrflöte 8′
Octave 4′
Gedacktflöte 4′
Quinte 22/3
Superoctave 2′
Blockflöte 2′
Cornett IV
Mixtur V–VII
Klingend Cymbel IV
Fagott 16′
Trompete 8′
Clairon 4′
III Schwellwerk C–g3
Pommer 16′
Holzprincipal 8′
Bourdon 8′
Saliconal 8′
Unda maris 8′
Octave 4′
Koppelflöte 4′
Nazard 22/3
Waldflöte 2′
Terz 13/5
Septime 11/7
Sifflöte 1′
Fourniture V
Dulcian 16′
Oboe 8′
Tremulant
Pedal C–f1
Principalbass 16′
Subbass 16′
Octavbass 8′
Pommer 8′
Spitzoctave 4′
Nachthorn 2′
Pedalmixtur VI
Posaune 16′
Trompete 8′

St. Paulus als Gemeindekirche

Nach Abstimmung der Interessen verschiedener Gemeinden und des Klosters wurde am 1. Oktober 1895 den Dominikanern die Pfarrseelsorge für Moabit übertragen. Die Gemeinde umfasste in der Folgezeit ca. 30.000 Mitglieder. Das Gemeindegebiet wurde aufgeteilt, 1910 die Pfarrei Sankt Laurentius, 1926 die Pfarrei St. Ansgar abgetrennt.[3]

Die Kirche dient (Stand: August 2011) als Gemeinde- und Klosterkirche, die Mönche des Dominikanerklosters arbeiten als Gemeindepfarrer und in weiteren seelsorgerischen Aufgaben, als Gefängnisseelsorger in der Justizvollzugsanstalt Moabit und in weiteren Aufgabenbereichen.[4]

Aufnahmen/Tonträger

  • Die Oberlinger-Orgel der Dominikanerkirche St. Paulus Berlin. 2010, Jubal (CD) (Heiko Holtmeier spielt Marchand, Böhm, Bach, Haydn, Mendelssohn, Ritter, Boellmann, Widor und Holtmeier).

Literatur

  • Katholische Pfarrgemeinde St. Paulus-Moabit (Hrsg.): 100 Jahre Dominikaner Kloster-Kirche St. Paulus: Jubiläumsfestschrift. Berlin 1993.
  • Katholische Pfarrgemeinde St. Paulus-Moabit (Hrsg.): Die Geschichte der Dominikaner in Berlin nach der Reformation. Fuhl & Hornung, Berlin 1992.
  • Huub Oosterhuis; Katholische Pfarrgemeinde St. Paulus-Moabit (Hrsg.): St. Paulus Berlin-Moabit. Berlin 1993.

Weblinks

 Commons: St. Paulus (Berlin-Moabit) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Geschichte von St. Paulus. Website des Dominikanerklosters Sankt Paulus in Berlin. Abgerufen am 20. August 2011.
  2. a b c d e Detaillierte Baubeschreibung der Kirche. Website des Dominikanerklosters Sankt Paulus in Berlin. Abgerufen am 20. August 2011.
  3. Geschichte der Gemeinde. Website der Gemeinde St. Paulus. Abgerufen am 20. August 2011.
  4. Übersicht zu den Mönchen des Klosters. Website des Dominikanerklosters Sankt Paulus in Berlin. Abgerufen am 20. August 2011.
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