Stadtbefestigung Augsburg

Stadtbefestigung Augsburg
Ein verbliebener Teil der Stadtmauer bei der Augsburger Kahnfahrt

Die Stadt Augsburg besaß seit der Römerzeit eine Befestigung aus Stein. Des Weiteren existierten Gräben und verschiedene Stadttore. Die Anlagen wurden im Laufe der Jahrhunderte erweitert und verstärkt. Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Niederlegung der Festungseigenschaft der Stadt Augsburg und damit der Abbruch vieler Bauwerke der Befestigung. Bis in die Gegenwart hinein sind fünf Stadttore, vier Bastionen und lange Abschnitte der Stadtmauer erhalten geblieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ein Wehrturm der Stadtmauer
Der Jakoberwall am südöstlichen Rand der Jakobervorstadt

Bereits zur Römerzeit wird Augsburg mit Stadtmauern und einem Stadtgraben vor feindlichen Angriffen geschützt. Im Frühmittelalter schützten dann Holzpalisaden die Bischofsstadt im Inneren Augsburgs. Im Kampf gegen die Ungarn werden um das Jahr 955 Erdwälle und niedrige Mauern (so genannte Bischofsmauern) angelegt, die Vorstädte und Klöster liegen noch außerhalb der Stadtbefestigung. Die Bischofsmauer ist zwar nicht erhalten, kann anhand von Straßenverläufen jedoch nachvollzogen werden.

Im frühen 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer in Richtung Norden und Süden erweitert. Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte dann die Umwallung der Jakobervorstadt. Die Festungsstadt Augsburg galt zu diesem Zeitpunkt als schwer einnehmbar, was auch der zur damaligen Zeit fortschrittlichen Waffentechnik (großkalibrige Kanonen) zu verdanken war. Im 16. Jahrhundert wurden die bestehenden Anlagen verstärkt und die Bewaffnung verbessert.

Zwischen 1605 und 1626 modernisierte Elias Holl sämtliche Augsburger Stadttore. Dabei standen allerdings nicht militärische Verbesserungen sondern vor allem optische Verschönerungen im Vordergrund. Im Dreißigjähriger Krieg und im Spanischer Erbfolgekrieg wurde die Stadtbefestigung schwer in Mitleidenschaft gezogen. Anschließend folgte bis 1735 der Wiederaufbau. Die letzte Phase des Festungsbaus endete 1746.

Im Jahr 1806 wurde Augsburg bayerische Garnisonsstadt und die Festungsanlagen gingen in Staatseigentum über. Der Staat nahm trotz des schlechten Zustands keine Instandhaltungsarbeiten an den Anlagen vor. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Tore im Inneren der Stadt wie beispielsweise das Barfüßertor oder das Heilig Kreuzer Tor abgebrochen. Im März 1860 erfolgte die Niederlegung des Gögginger Tores auf Geheiß von König Max II. 1866 wurde der Erlass zur Entlassung Augsburgs aus der Festungseigenschaft durch König Ludwig II. ausgesprochen. Die Stadt kaufte die Anlagen für 200.000 Gulden zurück und begann mit der Niederlegung. 1867 fielen die ersten Mauerabschnitte, das Schwibbogentor wurde ebenfalls abgebrochen. Bei manchen Toren, wie beispielsweise beim Jakobertor, regte sich bei der Bevölkerung Widerstand gegen den Abbruch, sodass diese erhalten blieben. Das Frauentor wurde allerdings trotz Widerstand nicht erhalten, da durch die beengte Durchfahrt der zu diesem Zeitpunkt bereits stark angewachsene Verkehr behindert wurde.

Reichsstadt-Tore

Name Bauzeit Abbruch
Rotes Tor ca. 1187
Halltor 1807 1878
Gögginger Tor ca. 1180 1860
Alter Einlaß 1514 1868
Klinkertor 1358 1874
Wertachbrucker Tor 1370
Fischertor 1328
Stephingertor 1304 1869
Oblattertor 1449 1867
Jakobertor 1249
Vogeltor 1445
Schwibbogentor 1306 1867
Heilig Kreuzer Tor ca. 11. Jhd. 1807
Frauentor 1143 1885
Barfüßertor ca. 11. Jhd. 1826

Pforten

Neben den großen Reichsstadttoren gab es noch folgende kleine Nebentore bzw. Pforten, deren Bedeutung geringer war:

  • Bleichertörle (auch Neibad- oder Walktörle) bei den Sieben Kindeln
  • Knäpplinsthörlein
  • Südttor (Schwalbenecktor)

Bastionen

Literatur

  • Franz Häußler: Augsburgs Tore. Wißner-Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89639-346-4, S. 108 ff.
  • Hermann Kießling: Türme - Tore - Bastionen. Brigitte Settele Verlag, Augsburg 1987, S. 64.
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