- Willi Reschke
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Willi Reschke (* 3. Februar 1922 in Mühlow bei Crossen an der Oder, Provinz Brandenburg) ist ein ehemaliger Jagdflieger der deutschen Luftwaffe. Er entwickelte sich in den letzten zehn Monaten des Zweiten Weltkrieges zu einem Experten in der Bekämpfung viermotoriger Bomber. Im Rahmen seines Einsatzes beim Jagdgeschwader 301 gehörte er zu den wenigen Piloten, die in der Endphase des Krieges die Ta 152 im Einsatz flogen; er ist damit einer der wenigen Zeitzeugen, die eine Einsatzbeurteilung dieses Flugzeugtyps abgeben konnten. Reschke überlebte den Krieg und schrieb die Geschichte der Jagdgeschwader 301 und 302 nieder.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung
Reschke meldete sich im Februar 1940 im Alter von 18 Jahren als Freiwilliger zur Luftwaffe mit dem Ziel Jagdflieger zu werden. Nach absolvierter Fliegertauglichkeitsprüfung in Leipzig-Paunsdorf dauerte es jedoch bis zum 4. Februar 1941 bis er zum Fliegerausbildungs-Bataillon nach Königsberg-Neumark einberufen wurde. Im späten Frühjahr 1942 wird Reschke zum Flugzeugführeranwärter-Bataillon, das auf dem Schiff „Monte Rosa“ im Hafen von Stettin untergebracht war, versetzt. Im August 1942 versetzte man ihn ins französische Morlaix zur infanteristischen Ausbildung und darauf folgend die Abkommandierung zur Segelflugschule Thorn in Westpreußen. Nach Beendigung der Segelflug-Ausbildung im Frühjahr 1943 folgte die Versetzung zur Flugzeugführerschule 51 nach Elbing mit anschließender Verlegung nach Grottkau in Schlesien. Reschke erhielt seine Ausbildung auf den Flugzeugtypen Bü 181, Fw 44, Bü 131 und Ju W 34, die am 28. März 1943 endete.
Anschließend begann am 6. April 1943 die Ausbildung zum Flugzeugführer in Neisse, wobei die Typen Kl 25, Ar 66, Fw 56 und Ar 96 verwendet wurden. Die Ausbildung zum Flugzeugführer endete am 27. Juni 1943 mit der Verleihung des Flugzeugführerabzeichens. Darauf folgend wurde Reschke zur Jagdfliegervorschule Magdeburg-Süd verlegt, die zum Jagdgeschwader 102 Zerbst gehörte und begann am 25. August 1943 seine Ausbildung zum Jagdflieger. Hierbei kamen die Flugzeugtypen He 51, Ar 96, Bf 108, Bf 109 E und Bf 109 F zum Einsatz.
Es folgte eine Verwendung als Jagdfliegerlehrer am Standort Zerbst. Ab dem 21. März 1944 Fortsetzung der Ausbildung beim Jagdgeschwader 110 in Altenburg, wobei die Ar 96, die Si 204 und die Bf 109 Version G-6 verwendet wurden. Die Blindflugausbildung endete am 15. April 1944. Anschließend wurde er zur Ergänzungsgruppe Ost nach Weidengut in Schlesien abkommandiert, dann zurück zur Jagdfliegerschule Zerbst mit abermaliger Verwendung als Fluglehrer. Am 13. Juni 1944 folgte seine Versetzung zur Ergänzungsgruppe West in Gabbert in Westpreußen und darauf seine Weiterverlegung am 20. Juni 1944 zum Jagdgeschwader 302 nach Wien. Vom Zeitpunkt der Freiwilligen-Meldung bis zur Versetzung zu einer Kampfeinheit waren – aufgrund der langwierigen Ausbildung und der zwischenzeitlichen Verwendung als Fluglehrer – mehr als vier Jahre vergangen.
Einsatz – Gesamtübersicht
Im Rahmen des Jagdgeschwaders 302 flog Reschke vom 26. Juni 1944 an bis Ende August 1944 diverse Kampfeinsätze insbesondere im Luftraum von Ungarn, Österreich und Süddeutschland. Anfang September 1944 wurden die Reste des Jagdgeschwaders 302 – und somit auch Reschke – ins Jagdgeschwader 301 eingegliedert. Bis zum Kriegsende absolvierte Reschke – in beiden Jagdgeschwadern – insgesamt ca. 48 Kampfeinsätze, wobei er Flugzeuge der Muster Bf 109, Fw 190 und Ta 152 flog.
Im Rahmen seiner Einsätze wurde er selbst acht mal abgeschossen, was zu vier Bruchlandungen und vier Fallschirmabsprüngen führte.
Er brachte es – im Rahmen seiner 48 Kampfeinsätze – auf folgendes Abschussergebnis:
Ferner wurde ihm neben dem Abschuss der zehn B-17-Bombern zusätzlich ein sogenannter Herausschuss einer weiteren B-17 anerkannt. Eine der oben genannten neun Luftsiege über B-24-Bomber errang Reschke – nach Ausfall der Bordwaffen – durch Rammen, es war sein dritter Luftsieg.
Der Abschuss einer P-51 am 6. Juli 1944 und der Abschuss einer P-38-J am 14.Juli 1944 wurde ihm nicht anerkannt (beide Abschüsse sind dementsprechend auch nicht in obiger Aufstellung enthalten).
Umschulung auf die Ta 152
Anfang Dezember 1944 wurde Oberfeldwebel Reschke als einziger Pilot seines Geschwaders zur Luftwaffen-Erprobungsstelle Rechlin entsandt, um auf das neue Flugzeugmuster Ta 152 eingewiesen zu werden. Obwohl nach der absolvierten Einweisung die Übergabe eines Einsatzflugzeuges nahelag und erwartet wurde, erhielt er jedoch vorerst keines.
Mit Wirkung vom 27. Januar 1945 wurde dann die III.Gruppe des JG 301 aus dem Einsatz gezogen, und die Piloten übernahmen am gleichen Tag direkt vom Fertigungswerk Neuhausen bei Cottbus zwölf neue Ta 152, die dann zum Einsatzflughafen Alteno geflogen wurden. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Ta 152-Flugzeuge erhöhte sich in den Folgetagen auf 16 Stück (Versionen H-0 und H-1), noch zu wenig, um bereits die ganze Gruppe damit ausrüsten zu können. Erst am 8. April 1945 konnte Reschke gemeinsam mit einem anderen Piloten zwei weitere Ta 152 H-1 per Überführungsflug von Erfurt nach Stendal zuführen.
Einsätze mit der Ta 152
Zwischen dem 25. Februar 1945 und Kriegsende absolvierte Reschke mit der Ta 152 – zusätzlich zu Überführungs- und Verlegungsflügen – im Großraum Berlin mindestens vier Kampfeinsätze, wobei ihm 3 seiner insgesamt 26 anerkannten Abschüsse gelangen.
Beurteilung der Ta 152
Reschke beurteilte die Ta 152 wie folgt:
Allgemeines
Schon beim Einsteigen in die Ta 152 machte sich die große Bewegungsfreiheit in der Kabine bemerkbar. Nach dem Schließen des Schiebedachs hatte man einen sehr guten Rundblick – und durch die größere Bewegungsfreiheit auch einen ungewohnt guten Blick nach hinten.[1]
Beschleunigung und Verhalten in niedriger Höhe
Die Beschleunigung beim Start war so groß, so dass der Körper in die Rückenlehne gepresst wurde. [2]
Nach kurzer Startstrecke hob die Maschine dann bei etwa 210 km/h leicht und mühelos ab.[1]
[…] da – anders als bei sonstigen Flugzeugtypen – starkes Durchsacken nicht auftrat. Dadurch konnte schon in geringer Höhe viel Fahrt aufgeholt werden, und Geschwindigkeit bedeutete in diesem Fall: sofortige Luftkampfbereitsschaft.[3]
Zur Wendigkeit
In […] Übungsluftkämpfen ergab sich immer wieder, dass die Ta 152 im Kurvenkampf stark überlegen war. Besonders in Höhen von 6.000 bis 8.000 m – also in den Höhen, in denen meist die Jägerluftkämpfe stattfanden – hatte man den Eindruck, als könnte die Ta 152 auf der Stelle drehen.[1]
Beim Kurvenkampf mit einer Fw 190 A-8 wurde letztere, geflogen von einem sehr guten Flugzeugführer, von der Ta 152 H-0, geflogen von einem Flugzeugführer; der mit der Ta 152 den zweiten Start hinter sich hatte, leicht ausgekurvt. [4]
[…] sondern sie reagierte auf die kleinste Ruderbewegung – und dies praktisch in Bodennähe. [5]
Steigleistung und Verhalten in großer Höhe
Die Steiggeschwindigkeit betrug bis zu einer Höhe von 5000 m 17,5 m/s. Bis zu einer Höhe von 10.000m wurden 12 Minuten benötigt, was einer durchschnittlichen Steiggeschwindigkeit von 14,2 m/s entspricht.[1]
In einer Höhe von 10.000 m reagierte die Ta 152 auf Steuerausschläge noch einwandfrei, im Vergleich dazu war die FW 190 A – 8 in diesen Höhen schon recht labil und reagierte auf Steuerausschläge eher schwammig. Erst in einer Höhe von 12.800 m war zu spüren, dass jetzt die Leistungsgrenze erreicht war.[1]
Die größte Sorge bereitete uns die dritte Stufe des [Höhen-]Laders… […] Ganz plötzlich ging ein starker Ruck durch die Ta 152, und die Geschwindigkeitsanzeige fiel zurück: die dritte Stufe des Höhenladers war hier ausgestiegen, obwohl sie beim Umschalten in etwa 7000 m Höhe noch gut funktioniert hatte. Die Mosquito zog nun ungehindert von dannen […] [6]
Landung
Bei der Landung der Ta 152 konnte der Anschwebeweg stark verkürzt werden, was die Landezeit erheblich verringerte.[3]
Sonstiges
Die Ta 152 war meine Überlebensversicherung in den letzten Tagen des Krieges. [7]
Es waren dies wohl die schwersten Tage für den Stabsschwarm und dies konnte nur bewältigt werden, weil die fliegerischen Eigenschaften der Ta 152 im Steigflug wie in der Kurventechnik so einmalig gut waren. [8]
Auszeichnungen
- Deutsches Kreuz in Gold am 13. März 1945
- Ritterkreuz am 20. April 1945
Siehe auch
Literatur
- Literatur von und über Willi Reschke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 193
- ↑ Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 190
- ↑ a b Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 228
- ↑ Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 200
- ↑ Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 230
- ↑ Willi Reschke: Jagdgeschwader 301/302 "Wilde Sau" - ISBN 3-613-01898-5 - Seite 215
- ↑ Dietmar Hermann: Focke-Wulf Ta 152 - Der Weg zum Höhenjäger - ISBN 3-925505-44-X - Seite 106
- ↑ Dietmar Hermann: Focke-Wulf Ta 152 - Der Weg zum Höhenjäger - ISBN 3-925505-44-X - Seite 7
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