Den Haag

Den Haag
Gemeinde Den Haag / ’s-Gravenhage
Flagge der Gemeinde Den Haag / ’s-Gravenhage
Flagge
Wappen der Gemeinde Den Haag / ’s-Gravenhage
Wappen
Provinz Südholland Südholland
Bürgermeister Jozias van Aartsen (VVD)
Sitz der Gemeinde Den Haag
Fläche
 – Land
 – Wasser
98,20 km²
82,42 km²
15,77 km²
CBS-Code 0518
Einwohner 494.898 (31. Dez. 2010[1])
Bevölkerungsdichte 5.040 Einwohner/km²
Koordinaten 52° 5′ N, 4° 19′ O52.0841666666674.3175Koordinaten: 52° 5′ N, 4° 19′ O
Bedeutender Verkehrsweg A4, A12, N14
Vorwahl 070
Postleitzahlen 2491–2599
Website www.denhaag.nl
Lage von Den Haag / ’s-Gravenhage in den Niederlanden

Den Haag (Zum Anhören bitte klicken! [dɛnˈɦaːx], amtlich auch ’s-Gravenhage (Zum Anhören bitte klicken! [ˈsxraːvə(n)ˌɦaːɣə]), deutsch (veraltet) der Haag, des Haags, im Haag usw.) ist der Regierungssitz der Niederlande und die Hauptstadt der Provinz Südholland. Seit 1831 ist die Stadt Residenz des Königshauses, jedoch nicht Hauptstadt der Niederlande, dies ist Amsterdam.[2]

Den Haag ist mit 494.898 Einwohnern (Stand: 31. Dezember 2010) auf nur 98,20 Quadratkilometern die drittgrößte Stadt der Niederlande. Der Umlandverband der Stadtregion heißt Haaglanden und zählt auf 405 Quadratkilometern mit weiteren acht Gemeinden 1,0 Millionen Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Name und Status

Seit alter Zeit wurde der Ortsname Die Haghe oder Den Hag(h)e verwendet. Ab 1602/1603 verwendete die Stadtverwaltung offiziell den Namen ’s-Gravenhage, der als vornehmer angesehen wurde: Es war ursprünglich ein Jagdsitz der Grafen von Holland, dt. „des Grafen Hag“.

Seit 1990 verwendet die Gemeinde konsequent den Namen Den Haag (statt ’s-Gravenhage), unter anderem wegen der Internationalisierung der Stadt (Den Haag gilt als Welt-Hauptstadt der Gerichtsbarkeit), und um die Verwandtschaft mit den Namen Den Haags in anderen europäischen Sprachen zu betonen:

(englisch: The Hague, französisch: La Haye, deutsch: Den Haag, dänisch: Haag, italienisch: L’Aia, spanisch: La Haya, ungarisch: Hága, polnisch: Haga, russisch: Гаага (Gaaga)).

1990 wurde jedoch der Vorschlag abgelehnt, die Stadt offiziell in Den Haag umzubenennen. Seither sind beide Namen parallel gültig. Ausweise, Pässe und offizielle Schriftstücke der Stadt enthalten den Namen ’s-Gravenhage, während beispielsweise die Niederländischen Eisenbahnen oder der Radfahrerverband in Plänen und auf Schildern die kürzere Bezeichnung Den Haag verwendet.

Den Haag ist offiziell keine Stadt, denn es hat im Mittelalter keinen Stadtstatus erhalten, und im 19. Jahrhundert wurde die Unterscheidung in Dorf oder Stadt verwaltungstechnisch gegenstandslos. Den Haag ist ferner nur der Regierungssitz der Niederlande, die Hauptstadt ist Amsterdam.

Lage und Wirtschaft

Den Haag liegt im Westen der Niederlande. Das Stadtzentrum liegt etwa 6 km von der Nordsee entfernt. Die Stadtteile Scheveningen und Kijkduin liegen direkt an der See.

Die Stadt ist Teil des Ballungsraums Randstad. In unmittelbarer Nähe liegen weitere bedeutende Städte, etwa Rotterdam (20 km), Leiden (15 km) oder Delft (8 km). Die in den 1970er-Jahren gegründete Trabantenstadt Zoetermeer liegt etwa 10 km östlich von Den Haag.

Südlich der Stadt erstreckt sich bis zur Rheinmündung bei Hoek van Holland das etwa 20 × 20 km große Westland, eine riesige, zusammenhängende Gewächshauslandschaft, in der Gemüse und Blumen angebaut werden.

Die Stadt ist reich an kleinen und mittelgroßen Handels- und Industrieunternehmen. Es liegt auf der Hand, dass der Dienstleistungssektor mit vielen Büros aller Art für einen Regierungssitz wirtschaftlicher Schwerpunkt ist; in Den Haag ist dies auch der Fall.

Geschichte

Binnenhof, das politische Zentrum der Niederlande

Bereits im 11. Jahrhundert gab es in der Umgebung des heutigen Binnenhofes ein Dorf, in welchem die Grafen von Holland ein Gebäude besaßen, das sie bewohnten oder in dem sie nur auf der Durchreise übernachteten. Im Jahr 1248 ließ Graf Wilhelm II. von Holland ein Schloss bauen. Dieser Graf, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden wollte, starb jedoch bevor das Schloss fertig war. Sein Sohn, Floris V., ließ diese Arbeiten zu Ende führen. Unter anderem entstand zu dieser Zeit der Rittersaal, wo jetzt immer noch am Prinsjesdag, dem dritten Dienstag im September, die Königin mit der Verlesung der Thronrede das parlamentarische Sitzungsjahr offiziell eröffnet. Ab dem 14. Jahrhundert war Die Haghe bereits die Residenz der Grafen von Holland. Haag war bis zum 17. Jahrhundert nur mit Erdwällen und seichten Gräben befestigt, es erhielt nie das formale Stadtrecht. Dennoch hatte die Bevölkerung einige Privilegien, unter anderem auf dem Gebiet der Steuern. Im Jahr 1560 bekam es ein kleines Rathaus, außerdem wurde eine steinerne Stadtbefestigung genehmigt. Diese wurde jedoch nicht rechtzeitig fertiggestellt, um die Bevölkerung vor den Bedrohungen des Achtzigjährigen Krieges zu schützen. Den Haag wurde in dieser Epoche mehrere Male geplündert und niedergebrannt.

Nach 1648 wurde Den Haag Residenz der Statthalter der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande. Eine Periode großen Wohlstands brach nun an. Johann Moritz von Nassau ließ das Mauritshuis (jetzt Museum) bauen; für die Hofhaltung, die Regierungsmitglieder und ausländische Staatsvertreter wurden großartige, sehr vornehme Häuser errichtet. Von diesen Häusern sind viele zwischen 1750 und 1900 erbaute Exemplare noch überall in der Innenstadt zu finden. Ein Vorteil dabei war die Tatsache, dass Den Haag keine ummauerte Festungsstadt war, und dem Neubau dadurch keine Beschränkungen gestellt waren. König Ludwig Bonaparte erklärte Den Haag 1806 offiziell zur Stadt. Im 20. Jahrhundert kamen viele Wohnungen für Beamte und einfachere Leute hinzu, darunter das jetzt als „problematisch“ geltende Malerquartier (Schilderswijk).

Die Stadt war über 300 Jahre von Kriegsgewalt verschont geblieben, als am Anfang des Zweiten Weltkrieges, am 10. Mai 1940, deutsche Fallschirmjäger die Stadt angriffen. Ihre Aufgabe war es, das niederländische Regierungszentrum „blitzartig“ einzunehmen. Dieses Vorhaben scheiterte an der dort (ausnahmsweise) ausreichenden Militärverteidigung der Niederlande. Erst nach der Kapitulation am 15. Mai marschierte die deutsche Wehrmacht in Den Haag ein. Der von Adolf Hitler zum Reichskommissar für die besetzten niederländischen Gebiete ernannte Arthur Seyß-Inquart wurde bald darauf im Rittersaal installiert. Das Gefängnis im Stadtteil Scheveningen diente zur Inhaftierung von politischen Gegnern, u.a. Widerstandskämpfern. Es erhielt von jenen den Beinamen: Oranje-Hotel. Am 3. März 1945 wollten britische Bomber einen Luftangriff gegen V2-Abschussrampen in Den Haag ausführen. Durch einen mutmaßlichen Navigationsfehler trafen die Bomben aber das Wohnviertel Bezuidenhout. Dabei kamen etwa 500 Menschen ums Leben, 3000 Häuser wurden zerstört.

Am 13. September 1974 stürmten Mitglieder der marxistisch-leninistischen Terrorgruppe Japanische Rote Armee die französische Botschaft in der Stadt und nahmen den Botschafter und zehn weitere Personen gefangen. Bei dem Überfall wurde die Polizistin Hanke Remmerswaal durch einen Schuss in den Rücken verletzt.[3] Nach Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 300.000 US-Dollar und der Gewähr von freiem Geleit zu einem Flugzeug wurden die Geiseln freigelassen.

Den Haags neues Innenstadtbild mit (von links) Hoftoren, Zurichtoren und Castalia

In den 1970er und 1980er Jahren wurden Teile der Stadt tiefgreifend modernisiert.

Auch nach 1990 wurden zum Teil sehr auffällige Neubauten errichtet, darunter einige Ministerienbüros in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hierzu gehört das höchste Gebäude Den Haags, der Hoftoren („Hofturm“) mit 142 Metern Höhe, das von der Bevölkerung wegen seiner Architektur den Beinamen „Füller“ (de vulpen) erhalten hat und dessen 29 Büroetagen hauptsächlich vom Ministerium für Unterricht, Kultur und Wissenschaft belegt wird. Der 88 Meter hohe Zurichtoren erhielten den ebenfalls passenden Beinamen „Zitruspresse“ (citruspers), während das 104 Meter hohe Castalia, das das Ministerium für Volksgesundheit, Gemeinwohl und Sport beherbergt, die „Titten Den Haags“ (tieten van Den Haag) genannt wird.

Hinzu kam 2005 auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs das mit 128 Metern zweithöchste Gebäude, der Prinzenhoftoren („Prinsenhofturm“).

Im späten 20. Jahrhundert besann man sich auch wieder - wie Amsterdam - der Grachten und stellte einige inzwischen zugeschüttete oder überbaute wieder her, so dass seit 2003 Grachtenrundfahren wieder möglich sind.

Ansässige Institutionen

Straßenschild am Hauptbahnhof

Den Haag ist Hauptsitz einer großen Zahl nationaler und internationaler (150) Einrichtungen, darunter:

Sehenswürdigkeiten

Mauritshuis
Neues Rathaus (Architekt Richard Meier)

Verkehr

Den Haag liegt an zwei Autobahnen von europäischer Bedeutung. Die A12 ist die Fortsetzung der aus Richtung Frankfurt am Main, Köln und dem Ruhrgebiet kommenden deutschen Autobahn A 3. Die A4 verbindet Amsterdam mit Rotterdam und den belgischen Metropolen Antwerpen und Brüssel und führt von dort weiter nach Paris, Frankreich.

Die Stadt besitzt zwei große Bahnhöfe: den modernen Kopfbahnhof Den Haag Centraal (Hauptbahnhof) und den Durchgangsbahnhof Hollands Spoor mit sehenswerter historischer Architektur, z. B. dem „Fürstlichen Wartezimmer“.

In Den Haag eröffnete 1864 die erste Straßenbahn der Niederlande. Heute zählt das Netz der Straßenbahn Den Haag zu den größten in Europa. Nach großen Schwierigkeiten beim Bau wurde 2004 ein neuer Tunnel unter dem Stadtzentrum für die Straßenbahn in Betrieb genommen.

Den Haag verfügt mit dem Rotterdam The Hague Airport über einen internationalen Flughafen, den man sich mit der Nachbarstadt Rotterdam teilt. Der Großflughafen Schiphol bei Amsterdam liegt jedoch nur 50 km entfernt, ist per Zug gut erreichbar und verzeichnet ein weitaus größeres Passagieraufkommen. Darüber hinaus gibt es östlich von Den Haag den Militärflugplatz Valkenburg, der aus Sicherheitsgründen auch für Flüge der Regierung und des Königshauses benutzt wird.

Der Stadtteil Scheveningen besitzt einen Seehafen, der hauptsächlich für Fischkutter und Sportboote genutzt wird. Über Kanäle ist die Stadt auch an das eng geknüpfte Netz niederländischer Binnenwasserstraßen angebunden.

Den Haag liegt an der deutsch-niederländischen Ferienstraße Oranier-Route.

Stadtteile von Den Haag

Die Stadtteile (wijken) Den Haags

Den Haag ist in Bezirke (stadsdeel/stadsdelen), Stadtteile (wijk/wijken) und Nachbarschaftsviertel (buurt/burten) eingeteilt. 1988 wurde die seit 1953 bestehende Einteilung geändert. Seither ist Den Haag in folgende Bezirke aufgeteilt:

  • Centrum (mehr als 100.000 Einwohner)
  • Escamp (etwa 113.000)
  • Haagse Hout (42.040)
  • Laak (38.200)
  • Leidschenveen-Ypenburg (etwa 40.000)
  • Loosduinen (47.500)
  • Scheveningen (56.000)
  • Segbroek (59.000)
  • Kijkduin (etwa 30.000)

Leidschenveen-Ypenburg ist erst seit 2002 ein Teil von Den Haag. In diesem Jahr übernahm Den Haag Teile der Nachbargemeinden Leidschendam, Rijswijk, Nootdorp und Pijnacker, um dort zwei neue Wohnviertel zu entwickeln. Zugleich wurde ein Teil der Gemeinde Wateringen annexiert, um das Viertel Wateringseveld zu bauen (um 8000 Wohnungen). Es gehört zum Bezirk Escamp.

Jeder Bezirk unterhält ein eigenes Bezirksamt, was die Abwicklung gemeindlicher und organisatorischer Angelegenheiten, wie Meldewesen, Gemeindesteuern, individuelle Stadtteil-Belange etc. erleichtert.

Persönlichkeiten

Statistiken

Entwicklung der Einwohnerzahl (jeweils zum 1. Januar)

  • 1969 – 563.600
  • 1974 – 494.700
  • 1979 – 458.200
  • 1980 – 456.886
  • 1984 – 445.213
  • 1985 – 443.456
  • 1986 – 443.961
  • 1990 – 441.506
  • 1993 – 444.661
  • 1999 – 440.743
  • 2000 – 441.094
  • 2003 – 463.841
  • 2011 – 500.000 (am 1. September)[4]

Weblinks

 Commons: Den Haag – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 29. März 2011Centraal Bureau voor de Statistiek, Niederlande
  2. Grondwetpad - 1. Hofplaats (Niederländisch). Huis voor democratie en rechtsstaat. Abgerufen am 5. April 2011. „Andere belangrijke wijzigingen in 1983 waren onder andere: … Amsterdam wordt officieel de hoofdstad van het Koninkrijk der Nederlanden“
  3. Nazomerdag in Den Haag: Schoten in de Franse ambassade
  4. Offizielle Website der Stadt (niederländisch), abgerufen am 2. September 2011

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